An solchen Tagen: Rückblick #3#
(Kollektive Wissens- und Kulturarbeit)#
von Martin KruscheDiese Differenz der Ebenen kann mich allemal umhauen. Die Wirkung eines gut abgestimmten Acts in einem großen Saal, vor allem, wenn es gelingt, das Publikum ins Geschehen hereinzuholen, hat etwas, das in mir erheblich nachklingt.
Des Archipels Aktionsebene I, unsere „Sektion Kleinkunst“, haben wir allemal im Griff; auch ganz allein, als Einzelperson, wenn es die Situation nahelegt. Falls es sein sollte, könnte ich als Autor sogar völlig unvorbereitet eine Mappe aus der Tasche ziehen und eine Club-Bühne bespielen.
Für den Wechsel auf Ebene II bleibt das völlig ausgeschlossen. Es ist bezüglich Arbeitsaufwand und benötigter Ressourcen ein enormer Kategoriensprung. Den verwaltete für unsere Archipel-Premiere ganz wesentlich Fotograf Richard Mayr.
So hat er auch am Abend selbst gewissermaßen die Moderation innegehabt, Künstlerin Monika Lafer (in ihrer Eigenschaft als Obfrau) die Kulturformation Archipel vorgestellt. Beim Ensemble „Tuesday Microgrooves“ oblag das Feature dem Bandleader Wolfgang Radl. Pianistin Thais Bauer hatte im Dialog mit Mayr und in Abstimmung mit Kammerschauspieler Franz-Robert Wagner die Dramaturgie des Abends entwickelt.
Damit aber das Ergebnis all dieser Bemühungen bei anwesendem Publikum klar und transparent im großen Saal steht, wirkt, sind im Hintergrund fachkundige Kräfte nötig, um das komplexe Equipment zu handhaben. (Siehe dazu die Notiz „Rückblick #2: Kulturpolitische Aspekte“!)
Ich schildere das hier, um zu veranschaulichen, was kollektive Wissens- und Kulturarbeit ausmachen mag. Gemäß meiner Sichtweise entsteht dann ein Narrativ. Eine Art der großen Erzählung, innerhalb derer die einzelnen Schritte komplementäre Elemente sind. Das heißt, der Abend ist zwar wichtig, ist aber bloß ein Schritt in diesem Prozeß, ein Satz in dieser Erzählung.
Das schließt aus, was mir unsere Verlegerin Anita Keiper eben erzählt hat, wie sehr nämlich so manche Autorinnen und Autoren zu Allüren neigen. Ich sehe das unaufgeregt. Wer gerne so eine Pose einnimmt, muß zweierlei vorweisen können. Erstens nennenswerten Marktwert und zweitens einen Bekanntheitsgrad, der die Kategorie „weltberühmt in der Steiermark“ merklich übersteigt. Dann mag ja sein, daß Professionals solche Posen der Kunstschaffenden in Kauf nehmen.
Ich ziehe es dagegen vor, in Keiper eine Kooperationspartnerin zu sehen, mit der ich ein paar markante Interessenschnittpunkte habe. Dafür arbeiten wir dann möglichst effizient zusammen, damit es im geistigen, im kulturellen Leben des Landes einen erwähnenswerten Akzent mehr gibt.
Unter uns gesagt, ich halte ja Allüren für etwas eher Spießerhaftes. Aber mit diesem Aspekt des Kulturbetriebs müssen wir uns nicht weiter aufhalten. Im Archipel ist so ein Gehampel ausgeschlossen.
- An solchen Tagen (Die Übersicht)