An solchen Tagen: Die Anderen#
(Kontext und geistiges Klima)#
von Martin KruscheDer „Zeit.Raum“ im Stadtzentrum von Gleisdorf hat zwei große Fenster, die regelmäßig bespielt werden. Jede Episode bleibt vier Wochen bestehen. Es gibt demnach – zeitversetzt – alle zwei Wochen einen neuen Inhalt.
Künstlerin Monika Lafer hat eben ein Werk der Gleisdorfer Künstlerin Herta Tinchon aufgegriffen, nachdem ich unsere Premiere („An solchen Tagen“) thematisierte hatte.Das ist keineswegs ein Zufall. Es gibt dabei einen strukturellen Zusammenhang.
Lafer hat diese Episode mit „Wir lieben auch die Kunst der anderen“ überschrieben. (Ich meine, unter dieser Headline wird es noch weitere Episoden geben.) Die Referenz an Herta Tinchon ist an eine Künstlern adressiert, auf die zutrifft, was wir gerne betonen: Es gibt unsere aktuelle Arbeit nicht ohne die Vorleistung anderer Menschen, von denen das geistige und kulturelle Leben der Region bereichert wurde.
Außerdem drückt sich darin etwas aus, was auch den Abend des 19. Septembers 2024 geprägt hat. Wir gehen nämlich im Archipel nicht den Weg des Kulturmanagements, was hieße: Zu einer Idee und Themenfindung wird das nötige Geld beschafft, um gute Leute für die Umsetzung zu engagieren, dann steigt das Vorhaben.
Kann man machen. Aber wir, der Archipel-Vorstand, sind selbst Kunstschaffende, kommunizieren mit anderen Kunstschaffenden, befassen uns mit deren Arbeit, was dann Gegenstand eine Kooperation wird, die zu einer Veranstaltung führt. Das war bei unserer Premiere so, das lief davor auf solche Art beim „Amselsturm“.
Würde man das Motto in serbischer Sprache formulieren, müßte der Satz etwa so lauten: „Mi volimo i umetnost drugih“. Das hat der Belgrader Künstler Selman Trtovac einst mit solchen Worten betont. Derlei Faible für Werke anderer Persönlichkeiten, zu denen man selbst eventuell sogar im Kontrast steht, ist ein wichtiges Stück eigener Horizonterweiterung.
Ich hatte das Motiv „Wir lieben auch die Kunst der Anderen“ beim 2015er Kunstsymposion in meine damalige „Wunderkammer“ übernommen. Das war die Erinnerung an eine Kategorie des Sammelns, bevor Museen und Galerien üblich wurden. Dafür habe ich höchst unterschiedliche Artefakte kombiniert. Der erwähnte Teilbereich:
- Mi volimo i umetnost drugih
- Wir lieben auch die Kunst der Anderen
Zugegeben, hier fächert sich eine Summe an Details und Werken auf, deren gesamte Fülle auch mich, der ich etliches davon selbst gemacht habe, zwischendurch die Orientierung kostet. Aber da nützt nichts, die Welt ist von komplexer Überfülle und wir arbeiten uns in künstlerischen Belangen durch Teilbereiche dieser großen Fülle.
Es kann nun beim Archipel gesamt keineswegs simpler werden. Die einzelnen Vorhaben werden sicher in unterschiedlichen Modi realisiert werden, doch die prozeßhafte Arbeit mit künstlerischen Mitteln – auch unter derlei Querverweisen - wird ein fixer Bestandteil bleiben.
- An solchen Tagen (Die Übersicht)