Sporadisches: Brot#
(Albumblatt #8)#
von Martin KruscheIn diesem Jahr der Pandemie erlangte Brot für mich eine Bedeutung, die es davor nicht hatte. Ich bekomme einen Kilo für € 3,60. Der Brocken gibt meiner Woche ein wenig Struktur. Nach vier Tagen ist davon noch ein kleines Stück übrig, das den fünften Tag nicht mehr füllt. An einem dieser Tage, meist dem fünften, raffe ich mich auf, den nächsten Einkauf zu erledigen.
Ich mag diese Pose, das in Papier eingeschlagene Brot aus dem Leinensack zu nehmen. Ich bin im Umgang mit dem Brot bedächtiger geworden. Wenn der letzte Rest etwas hart geworden ist, führe ich die Klinge des alten Messers achtsamer, um nicht abzurutschen.
Ich neige dazu, mir eher so dicke Scheiben abzuschneiden, daß man sich damit verteidigen könnte. Ich hatte mich Jahrzehnte nicht mehr für die Geschmäcker von Brot interessiert, für all die Nuancen.
Dieses steinzeitliche Motiv: die Mühen des Ackerbaus. Dann das Ernten und die Aufbewahrung. Die Speicher. Das Fernhalten von Tieren und Feuer. Mühlen als Kommunikationszentren und Brennpunkte der Maschinenbaukunst. Backöfen und die Bändigung des Feuers, die Kontrolle der Hitze. Das Bannen des Hungers. Brot!
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