Tesserakt: Felder und Knoten#
(Art under net conditions)#
von Martin KruscheIch hab vor über 20 Jahren mein Genre als „Art under net conditions“ definiert, eine Kunst unter Bedingungen der Vernetzung. Das meint nicht Netzkultur, also die internetgestützte Wissens- und Kulturarbeit, sondern eine inhaltliche Vernetzung über thematische Felder und Knoten.
Ich sehe mich dabei nicht auf dieses schlampige „Beuyseln“ angewiesen, um zu erbitten, man möge meine Auffassung als „erweiterten Kunstbegriff“ verstehen. Die „Soziale Plastik“ als Kunstkategorie, „soziale Kunst“ als Genre, das ist für mich Museumskram der Abteilung Postmoderne.
Und zwar vor dem Hintergrund, daß ich der Idee einer „engagierten Kunst“ mißtraue. Ich bin als Künstler sowieso auch Mitmensch und Staatsbürger. Wenn ich mich dann im Gemeinwesen - anlaßbezogen - sozial, politisch oder kulturell engagiere, dann tue ich das als Mitmensch und Staatsbürger. Dieses Engagement konstituiert kein Kunstgenre, sondern drückt aus, daß ich ein politisch anwesender Mensch bin, der sich ohne Auftrag von oben, von außen, woher auch immer, in öffentliche Diskurse einbringt.
In solchem Sinn ereignet sich aber meine Kunst unter Bedingungen der Vernetzung als etwas Prozeßhaftes. Das nutze ich auch gerne in Formen kollektiver Wissens- und Kulturarbeit. Im Dialog und in Kooperation mit anderen inspirierten Menschen.
Daraus entwickle ich Themenschwerpunkte, die im Web adäquat dokumentiert werden. Das alles ist noch nicht Kunst, zumal ich keinen Geschmack daran finde, Formen der Sozialarbeit oder des politischen Protestes als Kunstform zu deklarieren. Das ist mit viel zu ungenau.
Aber! Es gehört als etwas Zusätzliches zu jenen Bedingungen der Vernetzung, unter denen dann auch Kunstwerke entstehen; wie zum Beispiel meine Gedichte sowie auch andere Arten von Werken. Das bedeutet ferner, meine künstlerische Arbeit braucht Rahmenbedingungen und Diskurse, um Tiefe zu erlangen. So wie jedes Gedicht, das etwas taugt, an der Oberfläche einen überschaubaren Text ergibt, der jedoch in die Tiefe fundiert ist.
Zu diesem Modus gehört überdies, daß manche meiner Notizen, Glossen, Essays in mehreren Themenleisten verlinkt sein müssen, weil sie von Überlegungen handeln, die da wie dort Relevanz haben. Deshalb auch bezüglich des Themenrahmens die Metapher Tesserakt. Der Hypercube ist in seinen zahllosen Varianten visuell das, was ich als Raum für mein Denken brauche. Mit eben dieser Metaphorik korrespondiert auch die Metapher Archipel, so der Titel meines aktuellen Hauptprojektes.
- Themenschwerpunkt: Tesserakt (Art under net conditions)
- Tesserakt (Das Terrain im Archipel)