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Michaela Knittelfelder-Lang (links) und Karin Kittinger-Lang.
Michaela Knittelfelder-Lang (links) und Karin Kittinger-Lang.

Menschenflüsterer#

(Ein historischer Ort wird neu definiert)#

von Martin Krusche

Was wir aus der Tierwelt kennen, mag auch zwischen Menschen eine Tugend sein. Daß einem Verständigung gelingt, die ohne Druck und Drohungen auskommt. So lese ich den Ausstellungstitel „Menschenflüsterer“, deute ich die aktuellen Arbeiten von Michaela Knittelfelder-Lang und Karin Kittinger-Lang.

Das scheint mir um so plausibler, als vieles davon merklich mit Humor umgesetzt wurde, feine Ironie zuläßt, aber zum Zynismus Abstand hält. Dazu kommt die Wahl des Ortes im Einvernehmen mit Ulli und Georg Kurtz, die dieses besondere Ensemble für so einen Anlaß geöffnet haben.

Es ist die vormalige und vor allem erste Poststation dieser Gegend, also ein Markierung an der alten Ungarnstraße, die Graz mit Ofen verbunden hat, das heute ein Stadtteil von Budapest ist. Der Platz handelt unter anderem von einer Geschichte der Kommunikation und Mobilität, was wiederum in etlichen Exponaten der Künstlerinnen angeklungen ist.

Knittelfelder-Lang ist vor allem Malerin, die sich auch mit Objekten befaßt, Kittinger-Lang ist Keramikerin. Das bedeutet, ihre Arbeiten kommen aus dem Imaginationsraum des Zweidimensionalen auch in den begehbaren Raum heraus, in die Sphäre der realen sozialen Begegnungen.

Das Format#

Die Schau war von Tieren, Menschen und Metaphern geprägt, von einer kontrastreichen Erzählung, die mit verschiedenen medialen Mitteln angeboten wurde. Dazu diese Übereinkunft mit dem Ehepaar Kurtz: Es gab eine sehr lebhafte Vernissage. Der folgten zwei Tage für Menschen, die zur Betrachtung eine ruhigere Situation vorziehen.
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Ich denke, das war gut gewählt. Gleisdorf ist nicht London, nicht New York. Eine wochenlange Laufzeit von Ausstellungen wäre diskussionswürdig. So aber wurden verfügbare Kräfte und Ressourcen gebündelt, um kunstinteressierten Menschen ein erfreuliches Angebot zu machen. Dabei konnte man an Geselligkeit jenes Maß bekommen, das einem zusagt, je nach eigener Wahl des Besuchstages vom 7. zum 9. Juni 2024.

Das Repräsentative hatte seinen Platz, das Kontemplative hatte seine Chance. Ich denke, genau so ein Konzept birgt auch kulturpolitische Relevanz. Die Ausstellungsräume sind übrigens einst Stallungen gewesen, um seinerzeit für den Pferdewechsel der Postreiter und Wagen sorgen zu können.

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Rote Ziegel und weiße Wände als Kulisse für die farbkräftigen Arbeiten von Knittelfelder-Lang, die an Nuancen reichen Werke von Kittinger-Lang. Wer (mit gutem Grund) bedauert, die Ausstellung versäumt zu haben, wird vielleicht in Zukunft entschlußfreudiger sein, was solche Termine angeht.

Diese drei Tage bedeuten ferner: ein historischer Ort wird neu definiert, ohne seine Vorgeschichte zu löschen. Das verlangt nicht bloß erhebliche Mittel, sondern auch Courage, sich mit diesem Gesamtzusammenhang zu befassen.

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Als kleiner Denkanstoß#

Stallungen: Einer der beiden Trakte.
Stallungen: Einer der beiden Trakte.
Rund um 1820 sah Gleisdorf wie ein Straßendorf aus, von Gärten und Feldern gesäumt. Als der Marktflecken 1920 zur Stadt erhoben wurde, hatte sich das noch nicht rasend verändert. Was geschah während der letzten 200 Jahre und wodurch wurde es bewegt?

Hier finden Sie online ein digitales Booklet zur Arbeit von Michaela Knittelfelder-Lang: „Kontext Kunst“.