Zeit.Raum: Karre#
(Der GTO)#
von Martin KruscheWir stehen gelegentlich für komplexe Verstrickungen. Nicht bloß weil die Welt kompliziert ist. Auch innerhalb unserer individuellen Wahrnehmungs- und Handlungsräume kann man es sich eher einfach machen („Keep it simple!“) oder in etwas sehr viel Dichteres hineingehen.
Ein Bild von Fotograf Richard Mayr ist die aktuelle Gleisdorfer Schnittstelle in einer prozeßhaften Erzählung. Er hat eines der wenigen Originale des Ferrari 250 GTO erwischt. Nach meinem Ermessen das prominenteste Automobil, wenn man über „Kultkarren“ des 20. Jahrhunderts nachdenkt.
Ich sehe das in einem popkulturellen Zusammenhang. Historisch betrachtet würde ich für uns geltend machen, daß es der Gräf & Stift des Grafen Harrach wäre, in dem Thronfolger Erzherzog Ferdinand mit seiner Sophie gesessen hatte, als in Sarajevo Gavro Princip auf die beiden schoß. Mit diesem Auto und dem Browning von Princip wäre unser (Teil-) Thema „Knarre und Karre“ auf einmalige Art gebündelt.
Wenn ich dagegen die Popkultur betone, dann verweise ich auf ein aktuell wirksames Referenzsystem, in dem diese zwei besonderen Generalfetisch-Varianten unserer vorherrschenden Männerkultur bis heute stilisiert werden. Die Knarre und die Karre. Mit diesem Aspekt sind Maler Heinz Payer und ich außerdem Teil des Projektes „Amselsturm“, das von Autorin Eva Surma federführend gestaltet wird. Und zwar im südsteirischen Großklein.
Dabei bringe ich als Beitrag eine andere Karre als Objet trouvé ins Spiel. Mein Exponat für die Ausstellung ist ein Foto, das „Der Dottore“ Norbert Gall aus Schweden mitgebracht hat. Es zeigt einen Hot Rod auf Basis des Ford Model T. Diese Art von „T-Bucket“ ist in der Popkultur eine Art von Leitfossil jenes Genres.
Unser Paket „Official Bootleg“ führt wiederum über Mayrs Arbeit, den GTO, zurück in den Gleisdorfer „Zeit.Raum“. So ein prozeßhaftes Vorgehen quer durch die Steiermark mag Ihnen anschaulich machen, welche Rolle Zeit und Raum in der regionalen Praxis spielen können, wenn wir von prozeßhafter Wissens- und Kulturabeit reden. Das ist eines der Themen, welches wir in der „Konvergenzzone“ bearbeiten.
Kompakt gesagt: Es geht hier um prozeßhafte Wissens- und Kulturabeit in der „Konvergenzzone“, die im „Zeit.Raum“ eine konkreten Gleisdorfer Ort hat und dabei auf den „Archipel Gleisdorf“ verweist. Hier aktuell mit dem Ferrari 250 GTO als Element des „Official Bootleg“ im Rahmen des Projektes „Amselsturm“. War das jetzt schwierig? Nein! Oder?
Dazu kommt, daß ich als aktiver Automobilpaparazzo unsere Straßen im Alltag laufend scanne, um Besonderheiten zu entdecken. Aber es ist praktisch undenkbar, daß dabei eines der insgesamt nur 36 Originale des Ferrari 250 GTO auftaucht. Doch ich hab in meiner Kollektion zwei Miniaturen.
Einen in 1:24 (rot) und einen in 1:64 (gelb). Der eine etwas verkommen, wie ein alter Scheunenfund, der andere wie frisch aus dem Schachterl, aus einer der Schubladen meiner Sammlung. Das Kürzel GTO steht für Gran Turismo Omologato. Das bedeutet, ein geschlossener Zweisitzer, für Langstreckenrennen konzipiert, wurde aus Gründen der Homologation in einer bestimmten Mindeststückzahl gebaut, um die Zulassung für den Rennsport zu erlangen.
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Weiterführende Links#
- Amselsturm (Eine feministische Ausstellung)
- Official Bootleg (Krusche & Payer)
- Archipel Gleisdorf (Wissens- und Kulturarbeit)
- Konvergenzzone (Ein Zusammenhang)
- Zeit.Raum. Episode XLII: Karre (Mayr & Krusche)