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Eva Hollinger (links) und Christa Zmölnig
Eva Hollinger (links) und Christa Zmölnig

Transitobjekt: Der Würfel#

(Projektschritte)#

von Martin Krusche

Unsere Fähigkeit zu künstlerischer Arbeit beruht auf des Menschen Fähigkeit zu symbolischem Denken. Wir können uns Dinge vorstellen, die es nicht gibt. Fantasie, Ideenreichtum, vorausschauendes Planen, aber auch das Mittel zum Ausdruck für innere Vorgänge, die nicht sprachlich stattfinden, sondern emotional.

Kleiner Einschub: In Europas Mythologie spielt Prometheus eine bedeutende Rolle als kulturstiftende Kraft. Das altgriechische Wort Promētheús bedeutet: der Vorausdenkende.

Was Menschen etwa Spiritualität nennen, ist keineswegs sprachgebunden, aber der Hinweis auf ein reiches seelisches Leben. Daher meine prinzipielle Annahme: Ausnahmslos jeder Mensch hat spirituelle und kulturelle Bedürfnisse und lebt sie gemäß seinen Erfahrungen, seinen Lebensbedingungen.

Nimmt man diese Überlegung ernst, ist auch kein allfälliger Einwand gegen Kitsch oder gegen billiges Zeug möglich. Das sind legitime Bezugspunkte. Wenn wir daher über Kunst reden, geht es – im Kontrast dazu - um Nuancen, Horizonte und andere Potentiale. Es geht um Inhalte, Visionen und all das, was sich dem Common Sense entzieht, darüber hinausweist.

Das bevorzuge ich zwar gegenüber den schlichteren Möglichkeiten, doch fände ich es völlig unangebracht, daraus eine Hierarchie zu bauen. Ich sehe diese Zusammenhänge komplementär. Wer den Kunstbetrieb bloß als eine Art Distinktionsmaschine versteht, um das eigene Renommee aufzupolieren, mischt Anmaßung mit Selbstbeschränkung.

Im Buch Raum schaffen.
Im Buch Raum schaffen.

So einige Aspekte der Rahmenbedingungen für das, was ich unter Transitobjekten verstehe. Als Eva Hollinger uns unter der Eiche jüngst ihr Konzept zum Projekt „Aufgelegt“ erläuterte, war da unser reales Buch mit dem „Durchbruch“. Ein sauberes Quadrat, per Wasserstrahl aus dem Buchblock geschnitten. So entstand zweierlei. Freier Raum im Buch und ein Stapel von quadratischen Blättern, welche Christa Zmölnig als eigenwilliges Bildmaterial betrachtet, Grundlage einer möglichen künstlerischen Arbeit.

Andrerseits nutzt Hollinger den Raum im Buch als kommenden Ort für einen Würfel, den sie uns in einer ersten Entwurfsfassung gezeigt hat. So wurde die Arbeit von Richard Mayr und mir in verschiedene Objekte aufgebrochen, von denen einige ganz flüchtigen Charakter haben. Markierungen auf dem Weg zu nächsten Werken.

Damit fächert sich aber auch der gesamte Prozeß auf. Mayr und ich haben das Buch von hausaus als eine Art Schnittstelle angelegt. „An solchen Tagen: Das erweiterte Buch“ hat einerseits den Aspekt von webgestützter Netzkultur, kann andrerseits nicht ohne Ereignisse im analogen Raum der realen sozialen Begegnungen vorankommen.

So wird nun Hollingers Würfel, den sie uns gezeigt hat, zum Transitobjekt, zum Platzhalter einer Erzählung, zum Ding, das hinter die eigentliche Geschichte zurücktreten wird, aber ohne das die eigentliche Geschichte nicht zustande käme.