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Transit: Flut der Engel#

(Eine beliebte Symbolik)#

von Martin Krusche

Ich beobachte auf dem Gleisdorfer Friedhof seit Jahren eine dichte Engel-Invasion; so möchte man meinen. Das Terrain ist mit allerhand Varianten einschlägiger Figürchen übersät. Engel? Engelchen.

Was ich finde, sind vor allem Putti. Der Putto ist ein Kindlein, welches als Allegorie emotional wirken soll, aber eigentlich nicht das, was in christlicher Mythologie unter einem Engel verstanden wird. Engel würde im Lateinischen „angelus” heißen. Dagegen bedeutet „putillus“ so viel wie Knäblein.

Ich nehme an, die bekanntesten Putti sind jene zu Füßen der Sixtinischen Madonna von Raffael. So lieblich braucht man sich diensttuende Engel wohl nicht vorzustellen. Es erscheinen uns überdies allerhand Darstellungen des römischen Liebesgottes Amor keineswegs nur, doch überwiegend als ähnlich geflügeltes Bübchen. Auch der griechische Eros wird eher als Kindgott gezeigt, denn als erwachsener Liebender. Ich meine, der Putto ist offenbar eine Art Genre-Figur.

Daher halte ich die Flut der Engel eher für den materiellen Ausdruck von Emotionen, durch welche die Schwere des Todes etwas erhellt, erwärmt, vielleicht sogar erheitert werden soll. Ich finde - im Kontrast dazu - bei manchen Gräbern auch „erwachsene“ Engelsfiguren, die andere Prinzipien repräsentieren.

Sonderwesen#

In der christlichen Kultur gelten Engel als Boten Gottes, als Vermittler zwischen Gott und den Menschen. Sie werden volkstümlich als „Zwischenwesen“ verstanden, die Göttliches und Menschliches in sich vereinen. Gott wendet sich gewöhnlich ja nicht direkt an Menschen.

Die Bibel nennt bloß wenige Beispiele an Offenbarungen oder auch Prophezeiungen, welche als ein unmittelbarer Ausdruck solcher Zuwendung gelten. Jesus wird ebenfalls in diesem Sinn gedeutet; als eine Inkarnation, über die sich Gott den Menschen direkt mitgeteilt hat.

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Ansonsten haben damit Engel zu tun, die als metaphysische Geistwesen verstanden werden, welche nicht körperlich sind. Zur Erfüllung ihrer Aufgaben verfügen sie also über andere Mittel. Ein Begriff wie Erzengel macht deutlich, daß es unter den Himmelsscharen eine Hierarchie gibt, wonach manche dieser Wesen Gott näher stehen als andere.

Eines der prominenteste Beispiele ist der Erzengel Gabriel, von dem Maria erfuhr, daß sie durch den Heiligen Geist ein Kind empfangen werde, Jesus, den Sohn Gottes, wovon der Festtag „Mariä Verkündigung“ (25. März) handelt. Ähnlich exponiert ist der „gefallener Engel“, nämlich Satan (Luzifer), dem die Aussage „Non serviam“ zugeschrieben wird: „Ich werde nicht dienen“.

Folgt man der „Engellehre“, die Augustinus in „De civitate Dei“ dargelegt hat, ist eine physische Darstellung von Engeln eigentlich obsolet. Der Kirchenvater verstand sie als rein geistige Wesen, ohne jegliche Körperlichkeit. Er hielt sie für einen Ausdruck spiritueller Natur, als Wesen von Geist und Seele. Es sind also die Putti, wie auch große Engelsfiguren, von denen ich auf jedem Friedhof welche finde, Allegorien, die Emotionen und Prinzipen darstellen. (Friedhof Gleisdorf)

Fantasy-Geigerin: unverkennbar ein Gast aus dem Feenreich.
Fantasy-Geigerin: unverkennbar ein Gast aus dem Feenreich.