Beim Johanniskreuz#
(Klein- und Flurdenkmäler)#
von Martin KruscheAuf dem Stadtplan von Leibnitz findet man eine stattliche Gasse namens Beim Johanniskreuz. Sie trifft sich mit der Leitringerstraße, bevor diese in die Retzhofer Straße übergeht. Sie ist von äußerst literarisch geprägten Gassen umgeben: Ebner-Eschenbach, Goethe, Grillparzer, Heine, Lenau, Rilke, Zweig, so geht es dahin. Ein interessantes kartografisches Statement.
Dort kann man auf einem eingezäunten Privatgrundstück einen schmucklosen Tabernakelpfeiler entdecken, der von einem Kreuz gekrönt ist, in das die Jahreszahl 1666 eingraviert wurde. Es ist das Jahr, in dem für London eine große Pestkrise und eine Feuersbrunst notiert wurde.
Aber auch die Steiermark war vom „Schwarzen Tod“ stark betroffen, das historische Österreich durch Serien von Pestepidemien verwüstet. Das wird also ursprünglich wohl ein hölzernes Pestkreuz gewesen sein, welches die Zeiten nicht überstand. Ich vermute, es gab auf dem Terrain schon davor ein gemauertes Mahnmal, das offenbar durch die aktuelle Säule ersetzt wurde.
Der Gartenzaun verweist auf privates Engagement, wo D´Familien die Verantwortung für so eine Wegmarke übernommen haben. Die meisten derartigen Klein- und Flurdenkmäler, die ich mir näher angesehen hab, sind in dieser Art privater Obhut, nicht von der Pfarre getragen.
Mir sind dabei viele Arten der Dekors untergekommen, von groben, sehr laienhaften Arbeiten bis zu künstlerische relevanten Werken. Es hängt offenbar von den ästhetischen Gewohnheiten und materiellen Ressourcen der jeweiligen Familie ab, was dann realisiert wird. Es könnte gut sein, daß dieser Pfeiler so bleibt, wie wir ihn derzeit vorfinden. Aber vielleicht kommt der Tag, wo jemand die Mittel für eine Neugestaltung aufbringt.
- Wegmarken, Abschnitt VII (Ein kulturelles Zeichensystem: die Archipel-Phase)