Panzer T-34#
(Klein- und Flurdenkmäler... Naja, klein ist er nicht)#
von Martin KruscheDiesen russischen T-34 mit seinen rund 30 Tonnen kann ich selbstverständlich nicht ohne weiteres unter „Klein- und Flurdenkmäler“ einreihen. Aber ich werde zum Thema Wegmarken deshalb nun keine eigene Kategorie einziehen. Der Tank ist ein profanes Beispiel zwischen all den religiös gewichteten Objekten in jenem kulturellen Zeichensystem, das uns umgibt und das mich seit Jahren beschäftigt.
In seiner Erinnerungsfunktion ist dieses Artefakt auch ein Stück Volkskultur. Wäre das ein Bildstock, der an eine schmerzliche Situation erinnert, würde er bei uns in die Kategorie „Marterl“ fallen. Dieser Begriff leitet sich vom Martyrium her, also von Leidensgeschichten, an deren „Blutzeugen“ wir erinnert werden.
Religiöse Wegmarken verweisen zum Beispiel auf Krankheiten, Arbeits- und Verkehrsunfälle, Jagdunfälle, Blitzschlagopfer. Sie markieren gewöhnlich Einzelschicksale, aber – wie die Pestkreuze – auch große Ereignisse wie zum Beispiel diverse Pestkrisen. Mahnmale, die an Tote der beiden großen Kriege in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erinnern, sind übrigens teils religiös, teils profan betont.
Bei einem Panzer, der als Mahnmal dient, ist die Zuordnung klar, zumal dieser Typ historisch besonderen Rang hat. Jene stählerne Faust konnte zwar über Kampfwertsteigerung nicht auf das Level der Panther und Tiger auf der Nazi-Seite kommen, doch die technisch robuste Konzeption und die schiere Masse an gebauten Einheiten war oftmals entscheidend.
Dieser sowjetische Panzerkampfwagen wurde von 1940 bis 1958 gebaut, war demnach auch noch im Kalten Krieg ein relevantes Waffensystem. Den habe ich im ungarischen Nagykanizsa zu sehen bekommen und er ist als Wegmarke heute ein massiver Denkanstoß, wofür so ein Artefakt steht und wo wir als Nachbarn miteinander angekommen sind.
- Wegmarken, Abschnitt VII (Ein kulturelles Zeichensystem: die Archipel-Phase)
- Nagykanizsa (Die 2024er Session)