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Meilensteine: Steyr Baby und Puch-Schammerl
Meilensteine: Steyr Baby und Puch-Schammerl

Historische Spielzeugautos#

(Fast eine Buchbesprechung)#

Von Martin Krusche#

Wir kennen allerhand interessante Thesen darüber, weshalb Menschen dazu neigen, ausdauernd Sammlungen anzulegen. Da ich selst ein Sammler bin, kann ich sagen: Ich hab mich in noch keiner dieser Thesen selbst gefunden. Es ist anders. Und es ist. Zwingend.

Na gut, es gibt einen durchaus passenden begriff dafür: Obsession. In der japanischen Kultur pflegt man einen schönen Begriff für so ein obsessives Verhalten, der – wenn ich es richtig verstanden hab – keineswegs negativ besetzt ist: Otaku. Aber wozu erzähle ich das?

Alter! Wie muß man denn drauf sein, daß man historische Spielzeugautos aus Österreich zum Objekt seiner Sammelleidenschaft macht? Ich sammle selbst Autominiaturen. Die quellen längst aus allen Schubladen uns Schränken. Daher weiß ich, es ist schon schwer genug, maßgebliche österreichische Autos zusammenbringen, wenn der Produzent irgendwo hockt. (Also heute zum Beispiel vor allem in China.)

Aber! Modellautos aus österreichischer Produktion. Das ist hart! Da braucht es Ausdauer und psychische Belastbarkeit, als würde man eine seltene Voiturette restaurieren, die ein albanischer Bergbauer und Hufschmied irgendwann zwischen 1905 und 1910 in drei Einheiten gebaut und nie verkauft hat.

Dafür darf man Jahre recherchieren und Leute befragen, weil nichts dokumentiert wurde. Dazu darf man dann auch Jahre verbringen, um ein paar jener authentischen Schrauben und Zahnräder aufzutreiben, die dabei verbaut wurden. Mit dem Motor geht’s ja halbwegs. Einen Einzylinder Schnüffelmotor von De Dion-Boutin kriegt man eh früher oder später, wenn man zwei steinalte Sammler mehrere Jahre belagert und immer wieder besucht, auch wenn einer davon in den Pyrenäen lebt, wo man nur schwer hinkommt.

Das Steyr Baby als Tretauto
Das Steyr Baby als Tretauto

Dieses Geschichtchen soll Ihnen ein Gefühl vermitteln, wie ich den Autor des Buches einschätze; respektive die Mühen, seiner Leidenschaft über Jahre zu folgen und das für uns in einem Buch zu bündeln. Da muß man leidensfähig und sehr wißbegierig sein.

Das flüstert uns aber auch etwas von der verhaltensoriginellen Seite des Verlegers, denn gehen Sie ruhig davon aus, mit diesem prächtigen Buch läßt sich unmöglich hereinwirtschaften, was den kompletten Arbeitsaufwand ausmacht, welchen man ja in Euro darstellen könnte. Sie merken, was ich für den Punkt halte?

Wissens- und Kulturarbeit verlangt Passion und Arbeitseinsatz, was meist in Cash nicht ausreichend abgegolten wird. Okay, darin liegt ein Hinweis, daß wir für unsere Mühen oft auch in anderen Währenden bezahlt werden. Geld ist nur eine davon. Da wären dann zum Beispiel noch… Freude. Sinnstiftung. Werkstolz, wenn man eine Arbeit um ihrer selbst willen gut machen wollte und sie ist halbwegs gelungen.

Klar, damit bezahlt man keine Rechnungen. Aber man gewinnt innerlich an Substanz und Haltung, womit es einem ab und zu leichter fallen kann, auf einem anderen Markt jene Kohle zu erwirtschaften, die man für übrige Dinge braucht. Klar? Na, das hoffe ich! Vor allem: So geht Kultur. Wo nur die Verwertungslogik regiert, hüpfen wir nicht weit. Das nährt weder unser geistiges Leben, noch stärkt es unsere Zukunftsfähigkeit.

Oh Mist! Das sollte eine Buchrezension werden. Bisher ist es das aber ganz und gar nicht, dabei hab ich schon gut dreitausend Zeichen rausgehauen. Und die werte Kundschaft fände eventuell die Hälfte der Textlänge schon anstrengend. Ich bedaure! Sie sind hier bei einem Obsessiven gelandet; was Texte, aber auch Modellautos angeht, gleichermaßen verpeilt.

Ich schlage nun vor, wir lösen das folgendermaßen. Ich lasse dies als eine Glosse stehen und wuchte sie so ins Web. Als kleine Reflexion über größere Zusammenhänge. (Das paßt eh gerade zu meiner Funkenflug-Reise.) Und in einem zweiten Anlauf versuche ich eine halbwegs seriöse Rezension zu schreiben, denn das Buch sagt mir sehr zu und muß empfohlen werden. Okay? Gut. Dann mach ich es so.


Das Buch#

Annau, Marco: „Historische Spielzeugautos aus Österreich
deutsch/ english, rund 200 Seiten und 450 Abbildungen
ISBN:978-3-85119-389-3
Verlag Brüder Hollinek & Co GesmbH

Postskriptum#

Da auf dieser Seite zwei mal der Steyr 50 "Baby" vorkommt, dieser kleine Querverweis: Hier siehen Sie das Original!