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unbekannter Gast

Kritisieren heißt nicht „runtermachen“, sondern vergleichen. Zum Beispiel: die kritische Betrachtung von Fiat Nuova 500 und Steyr-Puch 500.
Kritisieren heißt nicht „runtermachen“, sondern vergleichen. Zum Beispiel: die kritische Betrachtung von Fiat Nuova 500 und Steyr-Puch 500.

Standortbestimmung#

(Puch, das 20. Jahrhundert und Judenburg)#

von Martin Krusche#

Wir gehen wieder auf eine „Lange Nacht der Museen“ zu. Die wird österreichweit am Samstag, dem 1. Oktober 2022, gefeiert. Nun erreichte mich eine besondere Einladung, denn im Puchmuseum Judenburg war ich 2019 als Vortragender zu Gast, also im Jahr unmittelbar bevor wir mit der Corona-Pandemie konfrontiert wurden.

Unser Land und unsere Gesellschaft wurden inzwischen gründlich durchgeschüttelt. Der Kulturbetrieb brach an vielen Stellen weit ein. Alle Lebensbereiche erhielten harte Schläge. Aktuell können wir aber wieder mehr Bewegungsraum nutzen. Ich darf in Judenburg heuer die erste lange Museums-Nacht nach diesen Wirrnissen mit einem Akzent betonen.

Dafür habe ich mir vorgenommen, eine kleine Erzählung zu entfalten, die anschaulich macht, was es bedeutet, daß wir in der Vierten Industriellen Revolution angelangt sind und welche Rolle das Thema Puch vor diesem Hintergrund spielt.

Wer im Oktober 2019 in Judenburg dabei war, weiß: Ich mache das nicht von einem Pult oder Lesetisch aus, vor dem man in einer netten Andachtsübung still sitzen muß. Wir werden einfach mitten im Museum zusammenfinden und dann läuft das.

Querverbindung#

Ich befasse mich mit diesen Themen in der Form laufender Prozesse und gemäß meines Faibles für kollektive Wissens- und Kulturarbeit. Das bedeutet, ich stecke auch jetzt wieder gemeinsam mit anderen Kräften in dieser Art Work in Progress. Dabei bin ich derzeit in einem laufenden Dialog mit dem vorzüglichen Fotografen Richard Mayr.

So entfaltet sich eine laufende Erzählung, bei der Mayr sich naturgemäß mit visuellen Codes äußert und ich der Textlastige bin. Mayr wird mich nach Judenburg begleiten und die Session wird über ihn zum Teil dieser laufenden Erzählung, die wir aktuell unter den Titel „Funkenflug“ bearbeiten. (Siehe den Link am Seitenende!)

Fotograf Richard Mayr hat hier gerade ein Steyr Baby in Arbeit.
Fotograf Richard Mayr hat hier gerade ein Steyr Baby in Arbeit.

Der Hintergrund#

Johann Puch wurde mehr als sonst jemand zum Inbegriff des steirischen Industriellen, dessen Leistungen Richtung Weltrang wiesen. Von der einst kleinen Werkstatt in Graz gingen Entwicklungen aus, die quer durch das 20. Jahrhundert anschaulich machten, was „Industrielle Revolution“ bedeutet.

In diesem Zusammenhang entfaltete sich ein Konzern, der talentierten Menschen Gelegenheiten bot, ihre Kompetenzen auf den Markt zu bringen und konkret umzusetzen. Die Industrialisierung von Teilen der Welt. Verdienstmöglichkeiten, Kaufkraft, steigender Lebensstandrad; in den letzten rund 200 Jahren wurde die Steiermark langsam aus der einstigen Rückständigkeit und vielfachen Ärmlichkeit herausbewegt.

Das sind Kräftespiele, durch die vom 19. Jahrhundert her schrittweise jener Wohlstand erarbeitet werden konnte, den wir heute genießen dürfen. Der hätte aus den überwiegend etwas armen landwirtschaftlichen Bereichen der Steiermark nicht entstehen können.

Radikale Umbrüche#

Im Raum Judenburg weiß man ohnehin eine Menge vom Wesen dieser Umbrüche, als sich eine agrarische Gesellschaft aus der Feudalzeit herausbewegte und in eine Industriegesellschaft verwandelte. Für die Steiermark kann man redlich feststellen: Weltgeschichte berührt Regionalgeschichte.

Die Puch-Story steht exemplarisch für diesen Wandel. Jene Schrauber und Sammler, die heute der Marke Puch anhängen, sichern überdies Kompetenzen, welche uns aktuell leicht verlorengehen könnten, da sich Produktionsweisen und Wirtschaftsgefüge inzwischen fundamental geändert haben.

Das führt zum Thema Vierte Industrielle Revolution. Was genau soll das sein? Es ist vor allem einmal der Slogan aus einer Marketingabteilung; nämlich jener der deutschen Industriellenvereinigung. Aber längst wurde daraus eine technische Realität als Schubkraft einer neuen Ära. Das möchte ich für Sie greifbarer machen. Wir haben dazu schon einiges an Klärungsarbeit geleistet, weil wir im Projekt „Der milde Leviathan“ rund zweihundert Jahre Dampfmaschinenmoderne durchgehen. Aber das können wir dann bei der langen Nacht am 1. Oktober genauer betrachten.

Strukturelles#

Hier noch eine kleine Skizze, was wir uns anschauen werden, wobei dann die Exponate im Puchmuseum ja einiges an ganz konkretem Anschauungsmaterial bieten, was die zweite und die dritte industrielle Revolution betrifft, während wir alle schon in der vierten stecken. Ich liste das hier stichwortartig auf:
  • Erste Industrielle Revolution: Johann Puch beginnt mit einer kleinen Werkstatt seinen Weg in die Selbständigkeit und setzt Schritte, aus denen eine Fabrik entsteht; das Stammwerk („Einser-Werk“)
  • Zweite Industrielle Revolution: Mit sogenannten Halbautomaten und Automaten wird die Produktion größerer Stückzahlen möglich, eine Automatisierungswelle setzt ein. (Die Ausläufer dieser Ära haben wir alle schon miterlebt.)
  • Dritte Industrielle Revolution: Das ist die „Digitale Revolution“. In den Grazer Puchwerken werden so manche Ingenieursleistungen mit programmierbaren Taschenrechner erbracht. Das Computerzeitalter gewinnt weltweit an Breite und Tiefe, EDV-gesteuerte Systeme setzen sich durch.
  • Vierte Industrielle Revolution: Eine neue Automatisierungswelle handelt von selbstlernenden Systemen: Maschinen lernen von Maschinen, Gegenstände kommunizieren eigenständig miteinander etc. „Künstliche Intelligenz“ hilft uns, die unermeßlichen Informationsmengen zu nutzen.
Heinz Mitteregger (Stadtmarketing Judenburg
Heinz Mitteregger (Stadtmarketing Judenburg
Museums-Kurator Fritz Glöckner
Museums-Kurator Fritz Glöckner

Wir stehen also vor großen Herausforderungen, denn die Veränderungen der Gesellschaft durch neue Technologien ist nur einer der Aspekte dieses epochalen Umbruchs. Schauen wir uns also am 1. Oktober 2022 in Judenburg ein paar der Zusammenhänge und Hintergründe genauer an.

Die Session#

Das Projekt#

Weiterführend#