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Wegmarken: Gleisdorf V#

(Der Krieg)#

von Martin Krusche

Ich finde in Gleisdorf drei ganz markante Stellen, die an tote Soldaten erinnern. Das dominanteste Beispiel wurde an der südlichen Außenwand der Stadtpfarrkirche eingerichtet. Die anderen zwei sind am Friedhof zu finden. Einerseits bei den Gräbern gefallener Soldaten des letzten Aufgebotes im April 1945. Andrerseits bei der Aufbahrungshalle. (Alle Fotos: Martin Krusche)

Heldengedenken im Zentrum der Stadt.
Heldengedenken im Zentrum der Stadt.
Kuriose Überhöhung an der Südwand der Stadtpfarrkirche.
Kuriose Überhöhung an der Südwand der Stadtpfarrkirche.

Soldatenfriedhof, Mahnmal, Begleitbäume.
Soldatenfriedhof, Mahnmal, Begleitbäume.
Das Schwarze Kreuz: Hoheitszeichen, Auszeichnung, Mahnung.
Das Schwarze Kreuz: Hoheitszeichen, Auszeichnung, Mahnung.

Die adäquate Inschrift am Sockel im Betonen des Gemeinsamen.
Die adäquate Inschrift am Sockel im Betonen des Gemeinsamen.
Die Zuschreibung „Held“ wäre bei diesem Fünfzehnjährigen ein Hohn.
Die Zuschreibung „Held“ wäre bei diesem Fünfzehnjährigen ein Hohn.

Treffpunkt und Gedenkstätte für die Toten der ansässigen Familien.
Treffpunkt und Gedenkstätte für die Toten der ansässigen Familien.
Das Wort Kamerad kann freilich nur die eigenen Mannschaften betreffen.
Das Wort Kamerad kann freilich nur die eigenen Mannschaften betreffen.

Die Opfer des Verbrecherregimes erhielten inzwischen einen Gedenkort.
Die Opfer des Verbrecherregimes erhielten inzwischen einen Gedenkort.
Ein Platz, an den gelegentlich Kinder geführt werden.
Ein Platz, an den gelegentlich Kinder geführt werden.

Gesten, die uns selbst, aber auch den Nachfahren der Opfer gewidmet sind.
Gesten, die uns selbst, aber auch den Nachfahren der Opfer gewidmet sind.
Der Durchblick weist allerdings auf keine markante Stelle.
Der Durchblick weist allerdings auf keine markante Stelle.

Ich finde bemerkenswert, daß die exponierte Variante im Stadtzentrum „Unseren Helden“ zugeeignet wurde, während man auf dem Friedhof ein Memento „Unseren toten Kameraden“ beziehungsweise „Unseren Kameraden“ gewidmet hat. Ich bin nicht für das Löschen alter Zeichen, fände es aber angemessen, „Unsere Helden“ ganz formell mit einem Kommentar zu versehen, der dem alten Statement ein neues hinzufügt.

Weshalb sollte zum Beispiel Gregor Straßbauer zum „Helden“ ausstaffiert werden, als er im 15. Lebensjahr auf dem Schlachtfeld getötet wurde? (Der 22. April wäre sein Geburtstag gewesen, zwei Tage nach „Führers Geburtstag“, als Hitler damals noch Kinder in Uniform mit Auszeichnungen behängte.)

Bei diesem Kind Straßbauer und vielen anderen hatte die Zeit vermutlich nicht einmal gereicht, um den Waffengang zu erlernen und jemandes Kamerad zu werden. Aber: ja, „Unseren Kameraden“ erscheint mir plausibel und angemessen, wenn man damals über das Erlebte nachdachte und von Trauer gebeugt war.

Doch wer in den beiden großen Kriegen Tote zu beweinen hatte, muß wohl schon seinerzeit die Zuschreibung „Unseren Helden“ entweder als irrationale Zuflucht für Gefühle oder als Zynismus empfunden haben.

Beim „Deutschen Volkssturm“ wurden waffenfähige Männer im Alter von 16 bis 60 Jahren formiert, um die Wehrmacht zu verstärken, damit sich das umfassende Scheitern der Nazi noch kurz kaschieren ließ.

Wie schon der Große Krieg (1914-1918), so war auch der Zweite Weltkrieg eine Aggression Österreichs und Deutschlands, ohne daß es einen äußeren Feind gegeben hätte, von dem die Imperien bedroht gewesen wären.

Beide Kriege wurzelten hauptsächlich im Expansionswillen der Herrscher; und das bei wachsenden innenpolitischen Problemen, wie zum Beispiel im Falle Österreichs ab der Badeni-Krise, bald in nächsten Problemlagen, denen der Monarch nicht gewachsen war, die Politiker der Ersten Republik auch nicht. Die Nazi suchten im gleichen Kielwasser Lösungen in der Kriegsrüstung und im Berauben plus Ermorden von Menschen, denen sie das Menschsein abgesprochen hatten.

Deshalb meine ich, die „Helden“ an der Stadtpfarrkirche verdanken sich der Propaganda untauglicher Herrscher und wären offiziell zu kommentieren, um einer adäquaten Geschichtsbetrachtung gerecht zu werden. Ein Teil dieser „Helden“ fiel ja auch rund um jene Verbrechen, denen ein anderes Mahnmal in Gleisdorf gewidmet ist. Es erinnert an einen Todesmarsch ungarischer Juden, der durch Gleisdorf geführt wurde.