Die Tracht - das Dirndl#
von Sandra Janisch; HS Markt Hartmannsdorf, 3a; Betreuung: Weingerl; 77 Punkte;Der Begriff „Tracht“ gehört zur Wortgruppe „tragen“ und bedeutet das, was getragen wird. Die ersten Berichte über die Tracht gibt es ab der späteren Eisenzeit.
Jede Tracht (Dirndl) trägt ihren eigenen Namen, der sich auf jeweilige Regionen bezieht (z.B.: Apfelland-, Alltagstracht).
Im Alltags- und Berufsleben wird die Tracht sehr gerne getragen. Viele Vereine, vor allem Trachtenvereine, widmen sich im Besonderen der Tradition, die Tracht zu pflegen und zu erhalten.
Wie alles begann
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In der Frühzeit lebten die Menschen in kleinen Siedlungen. In diesen ländlichen Gegenden entwickelten sich regionale Kleidungsstile. Welche Art von Kleidung die Menschen der damaligen Zeit trugen, hing davon ab, was ihnen die Natur bot. Die Kreativität, die eigene Kultur und auch Einflüsse von außen hatten ebenfalls einen wesentlichen Einfluss auf den Kleidungsstil.Die Bekleidung war im Mittelalter recht einfach und in den Farben braun, grau und grün gehalten. Es war untersagt, Kleidung anderer Gruppen/Stände zu tragen. So unterschied sich die Kleidung der Adeligen (z.B.: in Farbe und Material) von bäuerlicher und bürgerlicher Bekleidung wesentlich.
Bis ins 18. Jahrhundert drückte die Kleidung bzw. die Tracht die soziale Stellung in der Gesellschaft aus. Die Tracht, wie sie heute verstanden wird, ist erst circa 200 Jahre alt.
Am Ende des 18. und am Beginn des 19. Jahrhunderts hatten die Trachten auch den Zweck, das entstehende Heimatgefühl einer Region zu festigen. So ordneten fürstliche Herrscher an, dass die Volkstracht erhalten bleiben soll – Nationalismus.
Die Tracht/Dirndl ist in den letzten Jahren wieder stark in Mode gekommen. Der Wunsch der Menschen nach der eigenen Ortstracht oder die Tracht der Region zu tragen, hat wieder stark zugenommen und ist daher wieder verstärkt im Alltagsleben anzutreffen.
Grundbestandteile des Dirndls #
Das Dirndl besteht aus mehreren Teilen. Die Hauptteile sind:- die Bluse (früher „Hemd“)
- das Leibchen: Es kann in Form und Farbe verschieden sein
- der Kittel
- die Schürze
- das Hals - oder Brusttuch: aus Reinseide
- die Strümpfe: vor allem weiß
- Zubehör und Auszier
Die Bluse und Leibchen#
Die Bluse, früher auch „Hemd“ genannt, besteht aus weißem Material. Sie passt sich den jeweiligen Dirndlmodellen und den Trägerinnen an. Blusen, die unterhalb eines Leiblkittels getragen werden, schließen grundsätzlich unter der Brust mit einem Stoffbändchen zur Fixierung ab. Das Leibchen ist eng anliegend und kann in Form und Farbe verschieden sein.
Der Kittel#
Der Kittel zeichnet sich durch den nahezu unbegrenzten Muster-, Farb- und Materialeinsatz aus. Die Länge des Leibes ist durch die körperlich bedingte Taille vorgegeben, und in der Frauentracht variiert die Kittellänge je nach Modell. Die Gestalt des Kittels wird von Farbe und Muster des Stoffes geprägt. Der Kittel ist weit, gerafft, gezogen oder in Falten gelegt. Wie bei Leib und Schürze gibt es Vorgaben zur Muster- und Farbwahl.
Der Leiblkittel#
Das Oberteil (Leib) und der Unterteil (Kittel) ergeben den Begriff „Leibkittel“. Bei allen Frauentrachten wird das Hauptaugenmerk vor allem auf den Oberteil bzw. auf den sogenannten Leib gerichtet.
Die Schürze#
Zählt zum festen Bestandteil eines Dirndls. Die Schürze kommt vom Schützen und soll ein Schutz für den Kittel sein. Die Schürze schützt das darunterliegende Kleidungsstück, um es nicht übermäßig zu strapazieren.
Hals- und Brusttücher#
Die Hals- und Brusttücher sind aus Reinseide. Die Seidentücher sind überwiegend quadratisch und zumindest so groß, dass sie – je nach Lage- und Falttechnik – um den Halsausschnitt getragen werden können.
Strümpfe#
Die Strümpfe sind die weiße Beinkleidung (vor allem gestrickte Strümpfe).
Zubehör und Auszier#
Das Zubehör wird eingesetzt, um mit der Auszier jeder Tracht ihre besondere Note zu geben. Auszier sind Borten, Spitzen und Bänder, die direkt auf die Kleidungsstücke aufgearbeitet werden, oder aber auch durch zusätzliche Musterlegetechniken und Kombinationen mit angefertigten Rüschenformen oder Perlen in veränderter Form verarbeitet werden. Darüber hinaus können auch Kopfbedeckungen, Schuhe, Taschen, Schmuckstücke, Westen und Umhänge zum Dirndl getragen werden.Dirndl-Modelle#
Es gibt rund 250 namentlich registrierte Modelle. Diese lassen sich in
- Alltagsdirndl (-tracht)
- Sonntagsdirndl (-tracht)
- Festtagsdirndl (-tracht)
Alltagsdirndl#
Die Unterscheidung in Sonn- und Festtagstracht wird im Wesentlichen durch die Verwendung der Materialien bestimmt, deren Wert und Ausführungen sich vom Alltags- bis zum Festtagsdirndl steigern.
Für das Alltagsdirndl werden Baumwolle, Leinen und Baumwoll-Leinengemische verwendet. Diese lassen sich sehr leicht reinigen. Das Alltagsdirndl hat wenig Auszier. Die Kittel der Sonn- und Festtagstracht werden bis bodenlang getragen, während Alltagsdirndl in kürzerer Ausführung, nämlich bis zum unteren Wadenbereich, bevorzugt werden.
Sonntagsdirndl #
Sie heben sich bereits durch die Wahl der Stoffe deutlich von jenen ab, die alltäglich zum Einsatz kommen. Die Fasern Wolle und Seide werden in der Kombination Leib (Seide) und Kittel (Wolle) oder Leiblkittel (gesamt aus Wolle) und Schürze (Seide) zusammengestellt.Festtagsdirndl#
Die Festtagsdirndl sind sehr aufwändig und arbeitsintensiv gestaltet. Leib, Kittel und Schürze bestehen aus Seide. Verschiedenste Rüschenformen (Rosenblätter-, Falten-, Ähren-, Rosetten-, Herzerl-, Stehfaltenrüsche und gezogene Rüschen), Borten, Spitzbesätze, Stickereien, Perlen und Smokarbeiten werden zur Auszier des festlichen Dirndls verwendet.
Tracht in der (Ost)Steiermark#
Die Tracht für Männer und Frauen in der Steiermark besteht im wesentlichen aus dem Leibkittel (auch „Leiblkittel“ genannt) zusammengesetzt aus ärmellosem Leibchen und Kittel und (darunter) dem ursprünglichen Hemd.
Jede Region in der Steiermark hat ihre eigene Tracht. In der Obersteiermark gibt es zum Beispiel die Admonter Alltagstracht. In meiner unmittelbaren Heimat, der Oststeiermark, gibt es das Apfelland und das Oststeirische Dirndl.
Apfelland Alltagstracht#
- Stoffqualität Leib: Leinen, Baumwolle
- Kittel: Baumwolle
- Schürze: Baumwolle
- Schnittform Grundschnitt
- Leib rot (uni)
- Kittel blau, grün, rot, schwarz (gestreift, kariert, geblumt, gepunktet)
- Schürze blau, schwarz (gestreift, geblumt, gepunktet)
- Verschluss Perlmuttknöpfe (weiß, grau)
Oststeirische Sonntagstracht#
- Stoffqualität Leib, Kittel: Schürze, Seide
- Schnittform Grundschnitt
- Vorderteil: herzförmig Halsausschnitt
- Rückenteil: v-förmiger Halsausschnitt
- Leibkittel braun, blau, rot, grün, (uni, geblumt)
- Schürze grau, blau, schwarz (gestreift)
- Verschluss Hafteln
- Auszier rollierte Samteinfassung des Halsausschnittes und der vorderen Kante, Schrägstreifen
Oststeirische Festtagstracht#
- Stoffqualität Seidenbrokat
- Schnittform Grundschnitt
- Vorderteil: herzförmig Halsausschnitt
- Rückenteil: v-förmiger Halsausschnitt
- Leibkittel rot, grün, blau, braun
- Schürze grau, blau, schwarz (gestreift)
- Verschluss Hafteln
- Auszier Samtblende entlang der vorderen Mitte und des Halsausschnittes, Blende mit Borte begrenzt, Borte im Rückenteil rautenförmig, Stickerei am Rückenteil
Interview mit einer Angestellten vom Kaufhaus Michael Wagner (Markt Hartmannsdorf):#
Frage 1: Ist Tracht Mode?Wohl kaum. Mode in der Kleidung ist kurzlebig und unbeständig. Echte Tracht aber ist gewachsen, somit meist gebietsbezogen und beständig. Dennoch kann Tracht sehr modern sein!
Frage 2: Worauf muss beim Kauf eines Dirndlstoffes geachtet werden?
Das Wichtigste ist, dass der Leib auf die Haar- und Augenfarbe des Types abgestimmt ist. Frage 3: Warum kaufen Menschen eine Tracht?
Gute Tracht, individuell gewählt und sorgfältig gearbeitet, ist vor allem eines: Sie ist schön und sehr kleidsam.
Weitere interessante Links:#
- Austria Forum Artikel über Trachten: Mit links zu historischen Bildern und einem Video Album
- Heimatlexikon Artikel über Trachten
Recherche#
- Quelle 1: Holaubek-Lawatsch, Gundl: Alte Volkskunst Steirische Tracht. Leopold Stocker Verlag, Graz 1983.
- Quelle 2: Gellner, Johannes: Froschgoscherl und Kittlblech: Die Arbeitsblätter der Frauentracht im Steierischen Heimatwerk. Volkskultur Steiermark, Steirisches Heimatwerk. Graz 2010.
- Quelle 3: Interview: Kaufhaus Wagner am 11 Februar 2013
Danke für diesen Beitrag! Dirndl sind sowieso zeitlos modisch.
-- Unbekannt, Montag, 24. Juni 2013, 12:26