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FRITZ LUCKHARDT#

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Fritz Luckhardt

Als Fritz Luckhardt am 29. November 1894 einen Freund besuchte, wurde er von einem Herzschlag getroffen, dem er nach wenigen Sekunden erlag. Mit ihm erlosch ein vielbewegtes Leben und viele Körperschaften hatten seinen Hingang beklagt, da einer aus ihrer Mitte , der alle Eigenschaften in sich vereinte, die den Mann zierten, insbesondere aber wird so manche Unternehmung dessen rege Anteilnahme, die er allem, was er erfasste, stets zuwandte, schwer vermissen.

Nicht nur in fotografischen, sondern auch in den hiesigen gesellschaftlichen Kreisen bekannte und allseits hoch verehrte k. k. Hoffotograf, kais. Rat Prof. Fritz Luckhardt, dessen plötzliches Hinscheiden sehr überraschte, schmerzlich empfunden und bedauert wurde.

Fritz Luckhardt wurde am 17. März 1843 in Kassel geboren, wo er von Haus aus einem chemisch-technischen Beruf bestimmt, das Polytechnikum absolvierte; in Hannover, später in Paris und London, genoss er seine weitere Ausbildung. Das Aufblühen der Fotografie zu jener Zeit die immer mehr in Mode kam, die Bekanntschaft mit bedeutenden Repräsentanten derselben, lenkte Luckhardt jedoch ganz von seinem ursprünglichen Beruf ab.

Als er 1867 nach Wien gekommen war, übernahm er den Posten eines Korrespondenten bei Oskar Kramer, wo er auch Gelegenheit hatte mit Monckhoven, A. Martin u. A., in Beziehungen zu treten, die für seine spätere Laufbahn entscheidend waren.

Ende der sechziger Jahre übernahm Luckhardt das Rabending Atelier im Hotel National, in der Taborstraße, jenes Gebäude auf das jetzt die Barmherzigen Brüder so erpicht sind, da sie ihr Krankenhaus erweitern möchten. Hier arbeitete Luckhardt bis zu seinem plötzlichen Tod und wo Leistungen jener künstlerischer Auffassung und mustergültigen Technik entstanden, die den Namen Luckhardt in allen Weltteilen bekannt und berühmt machten.

Er war es der die Porträtfotografie in ganz neue Bahnen lenkte, so dass seine Studienköpfe bald in die ganze Welt wanderten.

Die aller höchsten Persönlichkeiten regierender Fürstenhäuser suchten dessen Atelier auf, aus welchem Anlass dem Verstorbenen die höchsten Auszeichnungen zuteil wurden.

Luckhardt war seit vielen Jahren (1871) Sekretär der Wiener fotografischen Gesellschaft, welche Ehrenstelle er mit voller Hingebung, Umsicht und mit wahrer Feuereifer für jeden Fortschritt in der Technik des Fotografierens ein; unermüdlich war er, wenn es galt, einem neuen von ihm für wertvoll erkannten Verfahren in Wien Eingang zu verschaffen, und zu seinen größten Freuden zählte es wenn er seinen Fachgenossen irgend eine Neuheit vorführen konnte. Kohlendrucke, Platindrucke, wurden von ihm zuerst in der fotografischen Gesellschaft produziert, er brachte die ersten bunten Fotogramme nach Wien und die Vervollkommnung des fotografischen Farbendruckes, des fotomechanischen Druckverfahrens, in dem Österreich eine führende Stellung einnahm, hat ihm viel zu danken.

Luckhardt war auch ein hervorragendes Mitglied des Niederösterreichischen Gewerbevereines und wirkte bei den Ausstellungen 1873, 1878, 1889 mit und hat sich namentlich bei der Jubiläums Gewerbeausstellung 1888 große Verdienste erworben. Bei vielen anderen Ausstellungen war er Juror. Im Jahr 1872 hat ihm die fotografische Gesellschaft der Vereinigten Staaten von Nordamerika den ausgeschriebenen Preis für die besten europäischen Porträts zuerkannt. 1873 verlieh ihm der Kaiser den Franz Joseph Orden, später den Titel eines kaiserlichen Rates; den Professorentitel erhielt er von dem Herzog von Meiningen.

Nach der Jubiläumsausstellung wurde Luckhardt in das Präsidium des Niederösterreichischen Gewerbevereines gewählt, in welch hervorragender Stellung er auch von diesem Verein in das Komitee zur Errichtung eines Gutenberg Denkmals in Wien delegiert wurde, wo er gleichfalls mit Eifer und Aufopferung wirkte.

Luckhardt zählte wohl unter den bekanntesten Persönlichkeiten Wiens; sein feingeschnittener Kopf, dessen geistvoller Ausdruck seine künstlerische Natur verriet, musste überall auffallen, wo man ihn in der Öffentlichkeit sah – und bei all seiner Bescheidenheit und der stillen Art, in der er sich gab, trat Luckhardt doch bei vielen Anlässen in den Vordergrund. Seine eifrige, ernste Tätigkeit schloss nicht aus, dass er in der Gesellschaft rege Anteilnahme an allen Unternehmungen bewies, welche zur Hebung zur Geselligkeit in Wien ins Leben gerufen wurden.

An dem Verdienst, dass die fotografische Gesellschaft zu dem hohen Ansehen und derzeitiger Bedeutung gelangt ist, gebührt Luckhardt den Löwenanteil.

Sonntag Nachmittags wurde in der kleinen Kapelle des evangelischen Friedhofes die Einsegnung der Leiche des Verblichenen vorgenommen. Derselben wohnten außer den Familienmitgliedern bei: der Präsident der Niederösterreichischen Gewerbevereines, Freiherr von Czedik, mit dem Vizepräsidenten Harpke und vielen Mitgliedern dieses Vereines, Albert Freiherr von Rothschild, ein eifriger Fotograf, der Direktor der Hof- und Staatsdruckerei, Hofrat Ottomar Volkmer, Hauptmann David vom k., u. k., militär-geografischen Institut, Regierungsrat Dr. Eder von der k., u. k. Fotografischen Lehranstalt, das Gremium der Buchdrucker und Schriftgießer, vertreten durch seinen Vorsteher und dessen Stellvertreter sowie durch Mitglieder desselben, viele Maler und Künstler, Mitglieder der Fotografischen Gesellschaft, der Grünen Insel, des Kunstgewerbevereines, vieler anderer Korporationen, sowie hervorragende Industrielle. Pfarrer Dr. von Zimmermann hielt dem Verblichenen einen warmen Nachruf.

QUELLE: Verschiedene Zeitungen der ÖNB

https://austria-forum.org/af/User/Graupp Ingrid-Charlotte/FRITZ_LUCKHARDT


Siehe auch

-- Lanz Ernst, Dienstag, 2. Februar 2021, 09:47