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MAGNESIT#

Gestein
Dolomit, Wikipedia

1864: Ohne Zweifel ist die Steiermark in mineralogischer und geonestischer. Hinsicht eines der interessantesten und reichsten Länder und durch die vielfachen Bemühungen des geonestisch-montanistischen Vereines auch eines der am besten durchforschten.

Viele bergmännische, technische und kommerziellen Unternehmungen haben hier einen guten Boden gefunden, aber noch so manchem Industriezweig könnte bei dem Zusammenfluss so vieler günstiger Momente ein erfreulicher Aufschwung und sicheres Gedeihen prognostiziert werden - denn noch mancher Schatz liegt unbenutzt.

Es ist der Zweck gegenwärtiger Zeiten, namentlich auf ein Mineral aufmerksam zu machen, das einer recht vielfachen Anwendung fähig ist und in der Steiermark in ziemlich bedeutender Quantität, dabei von großer Reinheit vorkommt, bis jetzt aber nur ganz geringe technische Verwendung gefunden hat. Ich meine den Magnesit. Wir haben solchen in gängigen Einlagerungen im Serpetingebirge von wenigen Zellen bis zu hoher Mächtigkeit in der Nähe von Kraubath, am Fuße der Gulsen, aber auch am rechten Murufer vielfach anstehend, von schneeweißer Farbe und sehr bedeutender Härte und nach einer Analyse von Klarroth fast nur aus kohlensaurer Magnesia mit 3 Prozent Wasser bestehend. Er findet sich ferner am Triebenstein südlich von St. Lorenzen, wo er als Werkstein verarbeitet wird, er kommt im Arzbachgraben bei Neuberg und St. Kathrein vor. Wohl ist seit 1856 eine Fabrik von patentierten feuerfesten Ziegeln entstanden, die, aus Magnesit erzeugt, sich durch große Feuerbeständigkeit und Leichtigkeit auszeichnen und mit großem Erfolg bei verschiedenen Bauten angewandt werden sein sollen.

Dies ist bis jetzt aber auch fast die einzige Verwendung des so wertvollen Materials, und wie geeignet wäre dasselbe zur Herstellung von Kohlensäure, die zur Bereitung künstlicher Mineralwasser dient? Der Verbrauch dieser Luxusgetränke, die unter den Namen Sodawasser, gasiertes Wasser im Handel vorkommt, ist ein sehr bedeutender. Fast jede größere Stadt liefert das im Sommer so sehr beliebte, erfrischende Getränk. Graz blieb bis jetzt zurück und sicher wäre die Anlage einer derartigen Fabrik ein rentables Geschäft. An anderen Orten ist man genötigt, die nötige Kohlensäure aus Kreide durch Zersetzen mit Salzsäure darzustellen. Man erhält eine wenig reine Säure und ein ganz wertloses Nebenprodukt. Der Magnesit gestattet aber die Anwendung von Schwefelsäure; man gewinnt nicht nur reinere Kohlensäure und in größerer Menge, als aus einem gleichen Quantum Kreide, sondern braucht zu dem viel weniger Schwefelsäure zur Zersetzung, als dort Salzsäure und was die Hauptsache ist, es resultiert ein sehr leicht verwertbares, sehr gesuchtes Nebenprodukt – das Bittersalz. In Frankreich z. B., muss man sich zur Herstellung dieses Salzes des Serpentins (in Steiermark in großer Menge vorkommendes Gestein) bedienen, der aber nur auf umständlichem Weg und mit bedeutenden Kosten dazu verwendet werden kann; dennoch ist die Arbeit lohnend, und hier könnte es, wie angegeben, als Nebenprodukt gewonnen werden.

In unseren Rübenzuckerfabriken wird bekanntlich zur Entfernung einer Anzahl fremder Substanzen, die im Zuckersaft enthalten sind, und um diesen unverändert zu erhalten, Kalkmilch angewandt. Dadurch bildet sich aber in der Zuckerlösung eine gewisse Quantität Zuckerkalk, der wieder, um Verlust zu vermeiden, zersetzt werden muss. Dies geschieht, wie es Barruel zuerst empfohlen und Schatten, Michaelis, Kleeberger und Kindler im großen ausgeführt haben, am besten mittelst Kohlensäure. Man gewinnt sie aus Kreide und Schwefelsäure, oder durch Verbrennen von Holzkohle oder Koks. Wäre hier nicht Magnesit und Schwefelsäure das geeignete Material? Da auch durch Glühen der Magnesit seine Kohlensäure verliert, so dürfte besonders das Verfahren hier empfohlen werden. Die zurück bleibende gebrannte Magnesia würde sich aber wieder ganz vorzüglich zur Herstellung von Glaubersalz aus Kochsalz und Gips eignen. Anthon in Prag gab erst neulich das Verfahren an. Er bringt Kochsalz mit Gips gebrannter Magnesia und Wasser zusammen, leitet unter stetem Umrühren so lange Kohlensäure ein, bis Magnesia gesättigt ist, worauf er vom kohlensauren Kalk trennt, abdampft und das Glaubersalz anschießen lässt.

Auch zur Fabrikation von Bleiweiß nach dem französischen Verfahren konnte die aus Magnesit auf oben angegebene Art gewonnene Kohlensäure dienen und hätte der Fabrikant in dem auch in Steiermark vorkommenden Schwerspat zugleich das Material zur Herstellung seiner geringeren Sorten.

Schon der Dolomit – kohlensaurer Kalk und kohlensaure Magnesia - könnte mit vielem Vorteil, wie es auch anderwärts geschieht, zu den oben angegebenen Zwecken verwendet werden. An diesem Gestein ist die Steiermark reich; mächtige Lager finden sich nach Anker bei Saldenhofen, nach Rolle bei Oberwölz und Rothenfels, ferner bei Judenburg, Krottendorf usf. Eine Analyse des Dolomites von Oberwölz gab 55 Prozent kohlensauren Kalk, 44 Prozent kohlensaure Magnesia und etwas Eisen, immerhin ein schätzenswertes Material zur Kohlensäure-, Bitter- und Glaubersalz-Gewinnung. Dr. Alwens

QUELLE: Industrie- und Gewerbe Blatt, 11. Februar 1864, S 1. ANNO Österreichische Nationalbibliothek

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