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"... wächst zwischen den Pflastersteinen Gras, so wenig werden sie betreten ..." - Franz Schubert und Salzburg 1825#

Von Ernst Zentner
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Ansicht von Salzburg vom Bürglstein aus, Johann Michael Sattler, Öl auf Leinwand, 1823; Archäologische Staatssammlung München - Ausschnitt eines Fotos: Mattes, Wikimedia Commons - Gemeinfrei

In Salzburg erinnern zwei Straßentafeln an einem Besuch Franz Schuberts in der Salzachstadt. Im Stadtteil Itzling gibt es eine Franz-Schubert-Straße und in der Judengasse 8 eine Gedenktafel, die vom Wiener Schubertbund 1923 gestiftet wurde. Im Gasthof "Zum schwarzen Mohren" wohnte der Komponist der Wiener Romantik. Wie lange hielt sich der Musiker und zu welchem Zweck in der Stadt Salzburg auf? Ein Brief an seinem Bruder Ferdinand Schubert vom 12. September 1825 bietet eine Beschreibung des Roms nördlich der Alpen. Schubert schien über die Kirchen, Denkmäler und Menschen beeindruckt gewesen zu sein. Schließlich war es auch die Geburtsstadt seines künstlerischen Vorbild, Wolfgang Amadé Mozart. Und der war ja weder Deutscher noch Österreich sondern schlicht und einfach Salzburger. Reizvoll auch der Gedanke, dass Schubert in der Getreidegasse das Mozart-Haus gesehen haben könnte.

Damals lagen die Napoleonischen Kriege nicht so weit zurück und die Grenzverschiebungen des Wiener Kongress hatten auch das Erzbistum Salzburg belastet. Seit 1816 gehörte Salzburg dem "Kaiserthum Oesterreich" und hatte den Status einer wenig relevanten ob-der-ennsischen Regionalstadt. Ach, wenige Kurgäste, Maler und Schriftsteller verirrten sich dorthin und versuchten Salzburg der übrigen Menschheit schmackhaft zu machen. Um 1825 bis 1829 malte der aus Niederösterreich stammende Landschaftsmaler Johann Michael Sattler das Umfeld der von sakrale Bauten und Natur geprägten Stadt als riesige Ansichtsszenerie, die bis heute unerreicht geblieben ist. Zweifellos war Salzburg eine sehenswerte Stadt gewesen. Ihre Intention war vom Wirken ihrer Erzbischöfe geprägt gewesen.

Franz Schubert unternahm in seinem kurzen Leben drei Reisen nach Oberösterreich: 1819, 18.. und 1825. Im Laufe des Jahres 1825 schuf Schubert die Große Sinfonie in C-Dur (D 944) – wohl im Sommer, während seiner Oberösterreichreise –, die erst lange nach seinem Tode erstaufgeführt wurde.

Übrigens ein Jahr zuvor war in Ansfelden ein Anton Bruckner zur Welt gekommen.

Mit seinem Freund dem berühmten Hofopernsänger Johann Michael Vogl (1768-1840) bereiste er dessen Heimat.

Wo sie wollten, mussten oder durften, gaben sie Liederabende. Schubert schlug die Klaviertasten. Vogl strapazierte seine Stimmbänder. Gedenktafeln erinnern an die Mußemomente vor Publikum. Schubert war nicht der Künstler, der die Öffentlichkeit suchte. Aber wenn er seine Werke vorführen konnte, so tat er es und erhielt Applaus des Dankes.

Ja das im Titel erwähnte Gras zwischen den Granitsteinen bewies, dass das geistliche und weltliche Salzburg noch nicht so populär galt. Schubert schien das von Mohr und Gruber 1816/1818 geschaffene Kirchenlied "Stille Nacht" nicht gekannt zu haben.

Detail aus dem Sattlerpanorama. Salzburger Dom, Altstadt, Salzach; 1829 - Foto: MatthiasKabel, Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Detail aus dem Sattlerpanorama. Salzburger Dom, Altstadt, Salzach; 1829 - Foto: MatthiasKabel, Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Aber lassen wir doch Schubert zu Worte kommen:"Nachdem wir den andern Morgen den Mönchberg bestiegen, von welchem man einen großen Theil der Stadt übersieht, mußte ich erstaunen über die Menge herrlicher Gebäude, Paläste und Kirchen. Doch gibt es wenig Einwohner hier, viele Gebäude stehen leer, manche sind nur von einer, höchstens zwei bis drei Familien bewohnt. Auf den Plätzen, deren es viele und schöne gibt, wächst zwischen den Pflastersteinen Gras, so wenig werden sie betreten. Die Domkirche ist ein himmlisches Gebäude nach dem Muster der Peterskirche in Rom, versteht sich im verkleinerten Maßstabe. Die Länge der Kirche hat die Form eines Kreuzes, ist von vier ungeheuren Höfen umgeben, von denen jeder einzelne einen großen Platz bildet. Vor dem Eingange stehen die Apostel in riesenhafter Größe aus Stein gehauen. Das Innere der Kirche wird von vielen marmornen Säulen getragen, ist mit den Bildnissen der Churfürsten geschmückt, und in allen seinen Theilen wirklich vollendet schön. / Das Licht, welches durch die Kuppel hereinfällt, erleuchtet jeden Winkel. Diese außerordentliche Helle macht eine göttliche Wirkung und wäre allen Kirchen anzuempfehlen. Auf den vier Plätzen, welche die Kirche umgeben, befinden sich große Springbrunnen, die mit den herrlichsten und kühnsten Figuren geschmückt sind. / Von hier gingen wir in das Kloster zu St. Peter, wo Michael Haydn residirt hat. Auch diese Kirche ist wunderschön. Hier befindet sich, wie Du weißt, das Monument des M. Haydn. Es ist recht hübsch, aber steht auf keinem guten Platz, sondern in einem abgelegenen Winkel...Es wehe auf mich, dachte ich mir, dein ruhiger klarer Geist, du guter Haydn, und wenn ich auch nicht so ruhig und klar sein kann, so verehrt dich doch gewiß Niemand auf Erden so innig als ich. (Eine schwere Thräne entfiel meinen Augen, und wir gingen weiter. / Mittags speiseten wir bei Herrn Pauernfeind, und als uns Nachmittags das Wetter erlaubte auszugehen, bestiegen wir den zwar nicht hohen, aber die allerschönste Aussicht gewährenden Nonnenberg. Man übersieht nämlich das hintere Salzburger Thal. Dir die Lieblichkeit dieses Thales zu beschreiben, ist beinahe unmöglich. / Denke Dir einen Garten, der mehrere Meilen im Umfange hat, in diesem unzählige Schlösser und Güter, die aus den Bäumen heraus- oder durchschauen, denke Dir einen Fluß, der sich auf die mannigfaltigste Weise durchschlängelt, denke Dir Wiesen und Aecker, wie eben so viele Teppiche von den schönsten Farben, dann die herrlichen Massen, die sich wie Bänder um sie herumschlingen, und endlich stundenlange Alleen von ungeheueren Bäumen, dieses Alles von einer unabsehbaren Reihe von den höchsten Bergen umschlossen, als wären sie die Wächter dieses himmlischen Thals, denke Dir dieses, so hast Du einen schwachen Begriff von seiner unaussprechlichen Schönheit. / Das übrige von Salzburgs Merkwürdigkeiten, welche ich erst auf der Rückreise zu sehen bekommen, lasse ich auch bis dahin, indem ich meine Beschreibung chronologisch verfolgen will." Für den Liederfürsten aus der Wiener Vorstadt Liechtenthal - auch das lag damals an einem Donauarm - erstaunlich, dass die Salzach in die Donau mündet ... - tat sich eine andere Welt auf und reagierte auch entsprechend. Die Neugier eines Kindes sprach aus Schubert, oder?

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