Gab es Spartacus? - Sklavenaufstände im Römischen Reich#
Von Ernst Zentner [= Ernst Lanz]
Abbildung über Spartacus gibt es nicht, und schon gar nicht aus der Antike
Kirk Douglas (1916-2020) verkörperte die Hauptrolle in "Spartacus" (USA 1960).] Ein typischer Monumentalfilm der 1950er Jahre, inszeniert von Stanley Kubrick.
Den Film habe schon öfters gesehen. Aber danach war immer die Frage im Raum: Gab es diesen Spartacus wirklich?
Und der nachfolgende Text ist das Resultat meiner Recherchen. Kümmerlich vielleicht. Aber dennoch interessant genug, die Schattenseiten des IMPERIUM ROMANUM zu betrachten.
Sklavenaufstände hatte Rom dreimal zur Kenntnis zu nehmen. Ihre Ursachen waren zumeist in der schlechten Behandlung zu sehen. Andererseits wurden Sklaven, die aus Staaten römischer Verbündeter stammten, freigelassen, worauf ihre Herren unwillig reagierten und Konflikte provozierten. Jedoch der gefährlichste Sklavenaufstand war derjenige, der in den Geschichtswerken als Spartacus-Aufstand vermerkt wurde. Die Grundfesten Roms waren erschüttert. Dementsprechend wurde auch mit unglaublich brutalster Gewalt gegen Aufmüpfige vorgegangen.
Der Senat verlangte geordnete Verhältnisse.
Viele Historiographen der Antike, etwa Sueton oder Tacitus sowie andere, erwähnen Spartacus ehrfurchtsvoll mit der Distanz zu einem Staatsfeind mit dem sympathisiert wurde. Eigentlich widmen sie ihm bloß eine Textzeile und das will etwas heißen!
Gab es Spartacus?#
Spartacus musste immer als Personifikation der Freiheit herhalten, warum nicht?Im Januar 1919 gab es in Berlin einen "Spartakusaufstand", der blutig niedergeworfen wurde. Danach entstand die "Weimarer Republik" - erste demokratische Staat - , die dank Unfähigkeit mancher politischer Protagonisten später durch den Nationalsozialismus abgelöst wurde.
Im früheren Ostblock war Spartacus das Symbol für den durch die Herrschaft unterdrückte Mensch, der als Ziel ansah, seine Unabhängigkeit und Freiheit zurück zu erlangen. Es gab auch die Sportwettkämpfe, die sogenannten Spartakiaden. Breitensport und Leistungssport als Einheit im Sinne politischen Denkens.
Ein US-amerikanischer Schriftsteller namens Howard Fast (1914-2003) gab der historisch kaum fassbaren Figur Spartacus ein fiktives Leben (1951), das auch verfilmt wurde (mit Kirk Douglas, Charles Laughton, Peter Ustinov, Laurence Olivier, Jean Simmons, Tony Curtis, Regie Kubrick). Das Grundthema des - eher inhaltlich freien - Films handelte von der Wiedererlangung der Freiheit innerhalb staatlich verordneter Diktatur. Weitere Verfilmungen für TV folgten (ein Remake 2004), zuletzt als lautstarkes, bluttriefendes und mit drastischer Erotik untermaltes Serienspektakel (2010-13).
Eine gleichnamige Ballettmusik (Spartakus) schuf Aram Chatschaturjan 1956. Hier stehen Spartacus und Crassus als Gegner nebeneinander und das Ende ist bekannt. Aber auch die Liebesbeziehungen zu ihren eigenen Frauen wird thematisiert.
Weil Howard Fast seit 1944 Mitglied der (amerikanischen) KP war und sich weigerte in der McCarthy-Ära andere Parteimitglieder zu denunzieren, kam sein Name auf die Blacklist. Seinen Politthriller „Spartacus“ (1951) musste er im Selbstverlag herausbringen. Ernüchtert durch die realen Zustände in der UdSSR verließ er öffentlich nach 1957 die KPUSA. (Auch der in Russland damals unterschätzte Antisemitismus schockierte ihn.) Jedenfalls Fasts Lebenswerk umfasste zahlreiche historische Romane u. a. m., die in über 80 Sprachen übersetzt wurden.
Althistoriker sehen wie immer alles anders – gemäß der Fakten- und Aktenlage: Spartacus führte lediglich einen Aufstand an, der vom römischen Militär niedergewalzt wurde. Wer er war, das bleibt im Dunkel der Weltgeschichte. So nüchtern ist die historische Kehrseite.
In den Geschichtsbüchern steht u. a. lapidar: 74-71 v. Chr. Spartacus-Aufstand.
Nun eine dürftige Rekonstruktion seiner Biographie und seines Wirkens, soweit möglich:
Spartacus stammte aus Thrakien. Damals war das eine spätere römische Provinz die an das nahe Griechenland und dem Byzantinischen Reich angrenzte. Eigentlich lag es dort wo heute Bulgarien ist. Er dürfte ein Kriegsgefangener des römischen Militärs unter C. Octavius – Vater des Augustus – gewesen sein? Er flüchtete aus dem Militärdienst und versuchte sein Fortkommen als Straßenräuber, falls das stimmt. Offenbar wurde er wegen seiner athletischen Erscheinung, als Gladiator auserkoren, nach Capua (Süditalien) gebracht. Er und einige Mitsklaven – 78 an der Zahl – entkamen aus einer Gladiatorenschule. Lentulus Batatius war der Inhaber dieser profitablen Institution. Dazu gesellten sich noch unzufriedene Sklaven vom Land sowie landlose Freie und er konnte über ein Heer von 70.000 oder sogar angeblich 200.000 (?) Menschen gebieten. Er dürfte eine überzeugende Führerpersönlichkeit gewesen sein. Möglicherweise könnte er eine militärische Ausbildung besessen haben. Als angehender Gladiator lernte er die Handhabung der Waffen im Kampf. In Norditalien warf er die gegen ihn aufgestellten römischen Heere nieder.
Aber auch Spartacus wusste, dass zum Bewerkstelligen eines Aufstandes Finanzmittel benötigt wurden.
Eigentlich sind die Sklavenaufstände im alten Rom eigentlich bittere Hinweise auf das deprimierende Gesellschaftssystem überhaupt.
Anfangs begnügten sich Spartacus und seine Anhänger, um Überleben zu können, mit Raubzügen.
Dazu kam noch, dass Rom stets mit Bürgerkriegen beschäftigt gewesen war. Im Osten versuchte Mithridates VI., König von Pontos (Kleinasien), gegen den römischen Einfluss vorzugehen; er stellte die Vorherrschaft Roms in Frage. Wohingegen in Spanien Pompejus im Sinne Roms eine Neuordnung bewerkstelligte. Danach im Osten.
72 v. Chr. Der Senat in Rom betrachtete die 200.000 Aufständischen als ernsthafte Bedrohung. Gewiss war das schlimmer als irgendeine Epidemie.
Crassus rekrutierte acht Legionen und zog Truppen der Bundesgenossen hinzu. 71 v. Chr. kam es zur Schlacht von Lukanien (am Fluss Silarius, [Sele]]) zwischen Römern und Aufständischen. Spartacus sah die feindliche Armee, tötete sein Pferd und sagte: "Wenn wir verlieren, brauche ich kein Pferd mehr. Wenn wir siegen, werde ich viele Pferde haben."
Das Ende des Spartacium Bellum. M. Licinius Crassus und Pompejus schlugen schließlich Spartacus (71 v. Chr.). Hier verliert sich jede Spur nach dem thrakischen Sklavenführer. (Vermutlich dürfte er bald gefallen sein.) Crassus ließ 6.000 gefangene Sklaven kreuzigen. Sie wurden entlang der über 160 Kilometer langen Via Appia zwischen Rom und Capua aufgestellt. Diese Hinrichtungsart galt als entehrend, schändlich und qualvoll. Vermutlich als Abschreckung für künftige Aufstände. Ich versuche mir das vorzustellen: Alle 26,6 Meter ein Gekreuzigter - Wie lange hatten Crassus und seine Heere dafür gebraucht? Makabre Statistik. Der Einfallsreichtum des Menschen scheint grenzenlos.
Crassus – und auch der aus Spanien zurückgekehrte Gnaeus Pompeius Magnus – beanspruchten den Sieg über die Aufständischen für sich.
Wenn es Spartacus gab, wie Kirk Douglas oder andere muskulöse Schauspieler wird er nicht ausgesehen haben. Tatsache ist, dass Menschen, wenn sie unterdrückt werden, immer alles unternehmen, ihre Unterdrücker abzuwerfen. Zumindest versuchen sie es.
In Wahrheit sind wir alle – Frau oder Mann – Spartacus.
(Ich hoffe es …)
Im Zweifelsfall soll der Weg der Freiheit gewählt werden. Aber zur Erinnerung: Freiheit bedeutet auch ein Mindestmaß an Verantwortung. Aber was ist schon Freiheit?
In uns ist auch Crassus.
Quelle:
Wikipedia, und dort auch weiterführende Quellenliteratur
Ernst Zentner [= Ernst Lanz] 2020