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Der Spanische Erbfolgekrieg endet#

Unglaubliches geschah: Noch zehn Jahre zuvor meinten die Briten mit einem Krieg das Wiedererstehen einer überseeischen Großmacht Habsburg-Österreich oder Bourbon-Frankreich zu verhindern. Doch als die britische Regierung mit Schauder zur Kenntnis nahm, dass Karl von Österreich bzw. Karl III. von Spanien-Katalonien nun der neue Kaiser sein würde, änderten sie ihre Strategie und hissten die Friedensfahne. Auf diese Weise glaubten sie die wirtschaftsgefährdende überseeische Großmacht Habsburg-Österreich verhindern zu können und setzten auf passiven Widerstand in Hinblick auf den Österreicher.

Unzuverlässiger Bündnispartner#

Ludwig XIV. und Anne Stuart bringen Europa den Frieden (1713). Allegorie des Friedens zwischen Frankreich und Savoyen. Kupferstich, 1714
Ludwig XIV. und Anne Stuart bringen Europa den Frieden (1713). Allegorie des Friedens zwischen Frankreich und Savoyen. Kupferstich, 1714 - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Karl sah, dass der Bündnispartner Großbritannien längst eigene außenpolitische Interessen hegte. Sommer 1710 fand ein Regierungswechsel von den kriegsfreudigen Whigs zu den friedensliebenden Konservativen statt. Lordkanzler Robert Harley Earl of Oxford und sein Außenminister Lord Bolingbroke entschieden eine Außenpolitik des Friedens und des politischen Gleichgewichts in Europa sowie eine Ära der Sicherung positiver Handelsbilanzen für Großbritannien einzuleiten. Der frühe Tod des jungen Kaisers Joseph I. gab den Ausschlag hierfür. Der Umstand, dass dessen Bruder, der spanische Gegenkönig Karl III. als Kaiser Karl VI. das Deutsche Reich, Spanien, Italien und Westindien zusammen regieren sollte, war den Briten wie den Niederländern doch nicht recht geheuer. Heimlich unterhielten sie mit Frankreich diplomatische Friedensgespräche. Jedenfalls stellte Prinz Eugen im Mai in Haag fest, dass die Allianz von 1701 im Begriff war sich aufzulösen. Unermüdlich schlug Wratislaw vor, dass der Österreicher auf Spanien verzichte. Ende Mai 1711 reagierte Karl ablehnend und meinte nur, wenn Gott anderer Meinung sei, würde er nachgeben. Die Briten unterhielten als Bündnispartner Österreichs geheime Separatverhandlungen mit Frankreich, die im Oktober 1711 in einem gemeinsam ausgehandelten Londoner Vorfrieden gediehen (8. Oktober 1711). Die Haager Allianz existierte nicht mehr. Die Bedingungen sahen vor, dass Philipp von Anjou König von Spanien bliebe und dagegen auf den Thron von Frankreich verzichte. Damit fielen sie dem künftigen Kaiser in den Rücken. Nach Kenntnis dieser Vorfriedensbedingungen blieb Karl VI. völlig unbeeindruckt und stets unnachgiebig. Erstmals zeigte sich der Kaiser von der pathetischen Seite, wenn nicht gar habsburgisch und patriotisch in einem. Zornig begriff er die Abhängigkeit von der finanziellen und militärischen Unterstützung Großbritanniens.

Prinz Eugens vergebliche außenpolitische Mission#

Der Kaiser befahl Prinz Eugen, dass dieser den Zerfall der Allianz persönlich in London bei Königin Anna erörtere und verhindere. Seit Mitte Dezember 1711 liefen die Vorbereitungen zum Utrechter Kongress. Nach Intrigen wurde zu Silvester 1711 Eugens Kampfgenosse Marlborough von der Königin seines Amtes enthoben und durch den Herzog von Ormonde ersetzt. Damit hatte Prinz Eugen keinen Verhandlungspartner mehr. Das war brutale Außenpolitik. Prinz Eugen war über die Wankelmütigkeit der britischen Regierung konsterniert. Seit Jahresanfang 1712 stand der Utrechter Friedenskongress und Eugen erreichte während seines Londoner Aufenthaltes außenpolitisch nichts. Anfang April verlangte der Kaiser die Fortsetzung des Krieges und von Prinz Eugen außerdem, er solle den Frieden mit der Waffe im Feld schließen, weil nach Karls VI. Auffassung, der beste Frieden wäre. Mit Entsetzen stellte der Kaiser im Juni fest, dass Feldherr Ormonde die königliche Order erhielt sich bei militärischen Auseinandersetzungen fernzuhalten. Anfang Juli eroberte Eugen mit österreichisch-holländischen Truppen die mit Franzosen besetzte Festung Le Quesnoy. Nach der Julimitte schlossen die Briten und Franzosen einen Waffenstillstand. Die Franzosen belagerten unter Villars das seit Monatsende von den Holländern verteidigte Lager bei Denain und eroberten bis in den Herbst die Festungen Douay (Douai), Le Quesnoy und Bouchain. Karl VI. musste das Desinteresse der britischen Regierung erkennen, der nicht gelegen war dem Kaiser zu gestatten, in einem unpassenden Moment Frankreich militärisch wie politisch zu zerschlagen. Die Briten bemühten sich den Erhalt einer stabilisierten Gleichgewichtspolitik in Europa zu garantieren. Ludwig XIV. konnte froh sein, dass sich es der Habsburger gezwungenermaßen besann – auf Anraten Wratislaw, der ja als ein offener Verfechter des Endes des Spanischen Erbfolgekrieges bevorzugte – den Krieg geringstenfalls durch den Frieden zu ersetzen. Wratislaw galt als enger Freund Prinz Eugens und besaß so viel Courage den Kaiser zur Entsagung auf das Königreich Spanien zu überreden. Unentwegt tat Wratislaw das. Karl VI. fügte sich den Vorschlägen seines tüchtigen Staatsmannes, der zudem auch Oberster Böhmischer Kanzler war. In Wahrheit hatte Karl VI. ungern nachgegeben ... Wratislaws Gesundheit fiel gegen Ende des Jahres 1712 schlecht ab. Leider starb der friedfertige Staatsmann allzu früh am 21. Dezember 1712 im Alter von wohl nur 42 Jahren den Folgen seiner Beleibtheit (Wassersucht). Heute erinnert nur mehr ein prachtvolles Grabmal – geschaffen vom Architekten Johann Bernhard Fischer von Erlach und Bildhauer Ferdinand M. Brokof (1716) in der Jakobskirche in Prag an seine einstige Existenz als Oberster Kanzler von Böhmen.

Traum von einem europäischen Staatenbund#

In dieser Epoche lebte auch ein französischer Geistlicher mit Namen Abbé Charles Irénée Castel Saint-Pierre (1658 – 1743). Als Schriftsteller brachte er 1712/13 "Projet de paix perpétuelle" heraus, der im gleichen Jahr auch in deutscher Sprache erschien: "Der Traktat vom ewigen Frieden" Hier stellte er die Idee eines europäischen Völkerbundes vor, der die Erhaltung des Friedens zum Ziel hatte. Dieses Traktat stieß wegen der eigenen Interessen sämtlicher europäischer Staaten und sogar des Kaisers auf wenig Gegenliebe. Zumindest beeinflusste Saint-Pierres Idee Montesquieu und Rousseau. Unvorstellbar der Gedanke, dass ein hochintelligenter Mensch bereits von den Vereinigten Staaten von Europa geträumt hatte – vor allem der utopische Gedanke eines immerwährenden Friedens in Europa war da federführend. Unglaublich die Idee einer als Vereinigten Staaten von Europa bezeichneten Übermacht unter Führung des römisch-deutschen Kaisers. Die führenden Herrscherhäuser brachten für zukunftsweisende Konzepte kein Echo auf. Die Idee eines vereinigten Europas war damals gescheitert. Was das alte Europa nicht zusammenbrachte, brachten die Auswanderer aus der Alten in die Neue Welt mit famosem Eifer zwischen 1607 und 1733 zustande, doch erst später am 4. Juli 1776 mit der gewaltsam erreichten Unabhängigkeitserklärung – eine Loslösung von Großbritannien bzw. Europa also 36 Jahre nach dem Ableben des altmodisch agierenden Kaiser Karls VI. wurden unter Thomas Jefferson die United States of America allmählich institutionalisiert … Die heute als Supermacht handelnde USA ist eigentlich das Resultat einiger an modernen Wegen desinteressierter europäischer Monarchen der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts … Die Spur führte in das Heilige Römische Reich deutscher Nation …

Kriegsmüdigkeit#

Herzog Anton Ulrich von Braunschweig beauftragte 1712 Leibniz, dass dieser am Wiener Kaiserhof für ein Bündnis Österreichs mit Russland gegen Frankreich plädiere. Dies hätte bedeutet, dass der Spanische Erbfolgekrieg in den Nordischen Krieg ineinandergeglitten wäre. Andererseits hatte Peter der Große für ein Bündnis mit Wien sowieso kein Interesse. Jedoch die kriegsmüden Parteien ignorierten jeglichen Leibniz’schen diplomatischen Vorstoß. Damals standen Verhandlungen zum Friedensschluss (1713/14) bevor – und diese waren schon sehr umständlich.

Die Kaiserin und ihre Reise nach Wien inmitten Krisen#

Karls VI. Ehefrau Elisabeth Christine dachte daran wieder nach Mitteleuropa zurück zu kehren. An die Seite ihres Ehemannes. Aber die Abreise verzögerte sich freilich – wegen der Gefahr des französischen Gegners. In den Jahren 1711 bis 1712/13 herrschte nach wie vor aktiver Kriegszustand. Die Gefahr einer Geiselnahme war gegeben. Die Repräsentanten Frankreichs und Spaniens konnten zwar einer Fürstin gegenüber, vor allem wenn es die Ehefrau des Kaisers war, sehr galant sein – aber wenn es um politische Interessen ging konnte die Gefahr für ihr Leben ins Unermessliche steigen. Ihr Militarist Guidobald Starhemberg war zwar Garant für ihre Sicherheit – aber Agenten Philipps V. lauerten überall. Die Generalkapitänin des Königreiches Katalonien erfuhr am 10. September 1712 von der Nachricht eines zwischen Großbritannien und Frankreich geschlossenen Waffenstillstand. Das Ganze würde allmählich – falls nichts anderes geschehe – in einen Frieden hinein gleiten. Das war die Gelegenheit unbehelligt – natürlich mit einer gehörigen Energie an Misstrauen – Spanien in Richtung Reich Habsburg zu verlassen. Ein Moment der Entspannung. Aber das dauerte noch sieben Monate. Auch die Wetterlage im Mittelmeer mitsamt dem Vorhandensein französischer Kriegsschiffe musste berücksichtigt werden. Zwei Tage vor Frühlingsbeginn 1713 verließ Elisabeth Christine mit der britischen Flotte – wohl unter Sir John Jennings – Barcelona. Jennings kämpfte unter Admiral Rooke erfolgreich um Gibraltar gegen die Spanier und fungierte als Commander der britischen Seestreitkräfte im Mittelmeer. Starhemberg blieb als Vizekönig von Katalonien vorläufig im Land. Ich vermute, solange Elisabeth Christine außerhalb des Römischen Reiches Deutscher Nation befand, dürfte ihre Reise doch geheim abgelaufen sein. Eine einzige Kanonenkugel hätte ihr den Garaus machen können … Das Hauptschiff des höchsten Commanders – eines verdienten Seekriegsoffiziers, der in den Schlachten um Vigo, Gibraltar und Cádiz erfolgreich beteiligt gewesen war – stach ins Mittelmeer. Dort waren auch französische Kriegssegler stationiert. Sie waren an den Waffenstillstand gebunden.
Im Hochsommer 1713 fuhr Kaiser Karl VI. sehnsüchtig seiner Ehefrau Elisabeth Christine – nach Oberösterreich – entgegen. Im Kaiserstift St. Florian bei Linz hielt sie sich auf. Damals litt sie an einer Unpässlichkeit. Ihr Ehemann Karl VI. besuchte sie am 4. Juli 1713. Er hatte sie weniger als zwei Jahre nicht mehr gesehen. Probst Franz Claudius Kröll [reg. 1700 – 1716] hielt sie willkommen. Damals befand sich das Kloster im Zustand der Neuerbauung durch Jacob Prandtauer. Vermutlich hatte der Kaiser ein Gemälde, das ihn als König von Spanien zeigte, dem Kloster geschenkt oder wenigsten dem erwähnten Probst eine Pektorale (Brustkreuz) überlassen.

Philipp V. weitet seine Macht über Katalonien aus#

Der Spanische Erbfolgekrieg war in Katalonien noch lange nicht zu Ende. Philipp V. kümmerten die Verhandlungen seines Großvaters mit den übrigen europäischen Mächten nicht sonderlich. Während der Jahresmitte 1713 befanden sich die Festungen Cardona und Barcelona noch in Händen der Katalanen. Anfang 1714 wurde ein Aufstand der ländlichen Bevölkerung rücksichtslos niedergemacht. Und am 11. September 1714 kapitulierte Barcelona vor Philipp V. Mit der Eroberung Barcelonas im September 1714 war der militärische Kampf um die spanische Erbfolge beendet. Hiermit hatte Philipp V. seine Machtausweitung über Spanien endgültig "geregelt". Die Nachricht vom Fall von Barcelona betrübte Karl VI. schwer, sodass er in seinem gepolsterten Lehnstuhl zurückfiel. Angeblich soll er seither nie mehr öffentlich gelächelt haben.
Nachdem 1714 Barcelona, Katalonien erobert wurde, verloren die Bewohner ihre besten Privilegien. Ein großer Teil der Einwohner zog nach Mailand, Ungarn und weitere kaiserliche Erbländer. König Philipp V. gab im folgenden Jahr ein Patent heraus, wonach die Verwaltung von Kastilianern übernommen werde.

Friedensschlüsse und allmähliches Ende der Gewalt#

Seit Philipp V. regieren die Bourbonen – mit einigen innenpolitischen Unterbrechungen – bis in die Gegenwart. Erstaunlich...
Karl VI. hatte nun, was die österreichische Außenpolitik anlangte, freie Hand. Vorläufig. Er entschied in einer geradezu althabsburgischen Widerborstigkeit den Krieg allein gegen Frankreich fortzuführen – Katalonien, Spanien stand auf dem Spiel. Zudem dürfte die Treue zu seinen ihm ergebenen Gefolgsleuten in Katalonien eine ausschlaggebende Rolle in der Spanienfrage gespielt haben; gleichfalls befürworteten seine spanischen Emigranten seine gewiss einseitige Spanienpolitik. Jedenfalls im April 1713 zu Utrecht schloss Ludwig XIV. von Frankreich Frieden mit Großbritannien, Holland, Savoyen, Portugal und Preußen. Im darauffolgenden Juli schloss König Philipp V. von Spanien Frieden mit Großbritannien und Holland. Er wurde von den Vertragspartnern in Hinkunft als spanischer König akzeptiert, musste jedoch auf Gibraltar und Menorca verzichten. Auf keinen Fall wurde Philipp V. gestattet die französische Krone zu übernehmen. Die Seemächte wünschten keinesfalls das Wiedererstehen des Reiches Karls V. Und schon gar nicht durch den Kaiser Karl VI., der die Bedingungen von Utrecht negierte. Ungeachtet seiner Ansichten war der Spanische Erbfolgekrieg formell beendet. Nach Misserfolgen musste er im März zu Rastatt und September 1714 zu Baden (Aargau, Schweiz) Frieden mit Ludwig XIV. und seiner Verbündeten einerseits, nachdem er Katalonien, Majorca und Yvica von seinen kaiserlichen Truppen geräumt und einen Waffenstillstand in Italien schließen. Mit dem Frieden von Baden wurde der Rastatter Friede bedingungslos anerkannt.

Die Abgesandten des Friedenskongresses von Baden am 7. September 1714
Die Abgesandten des Friedenskongresses von Baden am 7. September 1714. Gemälde von Johann Rudolf Huber, 1714; Schloss Versailles - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei. Am Verhandlungstisch u. a. die Feldherren Villars und Prinz Eugen

Die jeweiligen Verträge wurden von Prinz Eugen anstelle des Kaisers unterfertigt. Das Abkommen von Baden wurde vom Sonnenkönig am letzten Septembertag in Schloss Fontainebleau ratifiziert. Die deutschen Reichsstände taten dies am neunten Oktobertag in Regensburg. Kaiser Karl VI. ließ sich lange Zeit – er hoffte stets auf eine andere Möglichkeit den Krieg gegen Frankreich um Spanien fortzuführen. Wahrscheinlich hatte er sich auch an sein Gelöbnis erinnert, falls die Pest abgewendet würde, auch ehest den Erbfolgekrieg zu beenden. Er setzte in der Oktobermitte in der Pressburg [zu Pozsony] (Ungarn [Slowakei]) seine Unterschrift für die Bestätigung der Ratifikation in das Dokument. In Wahrheit hatte Kaiser Leopold I. mit dem persönlichen Kampf um die Erbfolge Spaniens nur Unheil ausgelöst, seine Söhne Joseph I. und Karl VI. setzten das nur fort. Prinz Eugen zog als Feldherr in den Kampf, blieb erfolgreich – bei den Friedensverhandlungen Utrecht und Rastatt war er im Grunde gar nicht mehr gefragt gewesen. Und schon gar nicht Kaiser Karl VI., der unheilvoll alles verloren hatte. Geblieben ist ihm nicht einmal Katalonien, höchsten der selbst auferlegte Titel König von Spanien. Das hatte dem reellen König Philipp V. von Spanien und König Ludwig XIV. nicht interessiert. Der Kaiser musste zur Kenntnis nehmen, dass Ludwig XIV. in seinen Hegemonie-Vorhaben erreichte, das Heilige Römische Reich deutscher Nation inhaltlich zu zerstören. Jedoch seine äußeren, die imaginären Grenzen blieben bestehen.
Allgemein fanden die seit 1689 geführten militärischen Auseinandersetzung ein wirkliches Ende.

Ein Agent stellt sich vor#

Am Rande der Regierung Kaiser Karls VI. gab es auch skurrile Persönlichkeiten: Nun gegen Ende des Spanischen Erbfolgekrieges tauchte der Schotte John Ker von Kersland (1673-1726) auf. Ein James Bond des 18. Jahrhunderts. Nur bloß eher vom Mangel an Geld denn hochländischen Patriotismus getrieben. Im einstigen Schottland herrschte wirtschaftliche Not. Nach seinen Memoiren zu schließen hielt er sich seit 1713/14 in Wien auf. Am Wiener Hof könnte er so vorgestellt haben: "My Name is Ker of Kersland, John Ker of Kersland". Er wirkte angeblich als Diplomat und erhielt von Karl VI. dessen kleines mit Juwelen umsetztes Porträt. Damals fungierte Ker von Kersland als Unterhändler für ein von Leibniz unterstütztes Projekt, nachdem englische Finanziers den Kaiser im Fall eines Angriffs auf die französischen Kolonien in Westindien unterstützen wollen. Doch Karl VI. unternahm nichts mehr und Ker von Kersland verstarb nach weiteren erfolglosen Unternehmungen, Jahre später in einem Londoner Schuldturm. Aber wen interessiert das?

Prinz Eugen verdeutlicht dem Kaiser, der Spanische Erbfolgekrieg sei zu Ende#

Karls VI. innere Unruhe blieb bestehen, was die Wiedererlangung Spanien anlangte. Später musste er zur Kenntnis nehmen, dass Prinz Eugen keinerlei Perspektive sah, die Friedensverträge von 1713/1714 nach dem Erbfolgekrieg zu verwerfen. Eugen hatte kein Interesse mehr den Krieg fortzusetzen – es fehlte an Geld, Material, Soldaten und an interessierten Alliierten. Der Kaiser vernahm mit Bedauern in einer Konferenz am 12. April 1715, dass der Savoyer den kaiserlichen Vorschlag – und eines spanischen Ministers – den Krieg gegen Spanien wiederaufzunehmen dagegenstand. Die Idee Viktor Amadeus Sizilien gewaltsam abzunehmen war nicht realisierbar. Wieso? Es gab keine kaiserliche Flotte und Großbritannien verweigerte militärischen Beistand.
Der Krieg gegen die Hohe Pforte 1716 bis 1718 und der auf eine vorsichtige Außenpolitik besonnene Prinz Eugen von Savoyen-Carignan ließen eine militärische Aktion/Entscheidung zur Rücknahme der Utrechter Bedingungen (von 1713/1714) im Sinne Kaiser Karls VI. und bzw. besonders Österreich nicht ordentlich sinnreich erscheinen.

Staatengebilde Monarchia Austriaca inmitten des Heiligen Römischen Reiches (deutscher Nation)#

Sehen wir uns ein wenig den Herrschaftsbereich Kaiser Karls VI. an: Seine Monarchia Austriaca war ein Nationalitäten-Staatengebilde. Es beinhielt elf Hauptvölker: Österreicher, Böhmen, Ungarn … Das Ganze wurde zusammengehalten von fünf Eckpunkten: Erstens von der Gefahr, die vom Osmanischen Reich ausging. Zweitens von der Dynastie der Habsburger, auch Domus Austria bezeichnet. Drittens durch die katholische Konfession – andere Religionsgemeinschaften wurden nicht akzeptiert und galten offenbar nicht als zuverlässige Untertanenschar. Viertens durch den habsburgischen Hofadel, der aus allen Erbländern gekommen war. Fünftens durch die absolutistisch-diktatorisch agierenden Zentralbehörden. Der politische, wirtschaftliche und kulturelle Mittelpunkt war die kaiserliche Residenzstadt Wien im Reich Habsburg, das wiederum inmitten des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation lag. Wien zählte in diesem Jahrhundert zu den ansehnlichsten Städten im Kaiserreich deutscher Nation. Der plötzliche Tod Josephs I. inmitten des Spanischen Erbfolgekrieges bescherte dem Erzhaus Österreich Schwierigkeiten, und zwar in der Erbfolgeordnung und -regelung innerhalb derer von Habsburg. Es war klar, dass mit seinem Hinscheiden eine Erbfolge der Habsburger in Spanien unmachbar wurde.