Symbole der Herrschaft#
Herrschaftszeichen Doppeladler#
Die Herrschaft Karls VI. drückte sich nicht nur durch seine bloße Anwesenheit bei Hof gemäß den allgemein gültigen Staatsprotokoll aus, sondern auch durch Symbolik. In seine Wappen befindet sich als bekanntestes Herrschaftszeichen der Doppeladler, den mancher Zeitgenosse auch eine zweischneidige Ironie zugestanden hatte. Dieser Adler diente einst im barocken Österreich als Symbol für Macht und staatliche Autorität und doch gleichzeitig als Sinnbild für die Allmacht Gottes – denken wir an das Gottesgnadentum als eindrucksvollstes Beiwerk absolutistischer Denkweise. Unter Karl VI. und ebenso unter seinen Vorgängern war der Adler im Wappen die Anspielung auf das Heilige Römische Reich, und das zu einer Zeit, wo zwei Jahrhunderte zuvor unter Kaiser Maximilian I. das Ende des Universalitätsanspruches des römischen Kaisers abgezeichnet hatte. Leopold I. setzte in die Fänge des Wappentieres die Herrschaftsembleme Schwert und Herrscherstab. Im Barockzeitalter erhielt das Wappen seine ausufernden üppigen ornamentalen Formen. Karl VI. verwendete in seinem großen Siegel 1715 bis 1730 diesen Doppeladler, ergänzt mit dem Reichsapfel. Dagegen sein kleines Siegel, auch Sekretsiegel genannt, höchstens den österreichischen Bindenschild allein zeigte.Inhalt seines offiziellen Wappens#
Karl VI. beließ in seinem Kaiserwappen auch die direkten Ansprüche auf Spanien und den italienischen Besitzungen, vertreten durch Abbildungen der Wappen der einzelnen Länder. Der Schild teilte sich in vier Hauptfelder mit je einem im Kreuzungspunkt angeordnetem Feld. Erstes Feld: österreichischer Bindenschild und Altungarn, Neuungarn, Dalmatien, Kroatien. Zweites: habsburgischer Löwe und Kastilien, Leon, Aragón, Sizilien. Drittes: Burgund und Brabant, Schwaben, Antwerpen, Flandern. Viertes: Katalonien und Neapel, Jerusalem, Navarra, Indien. Karl VI. erwies sich als der einzige österreichische Herrscher, der das Wappen von Katalonien führte. Nur zur Erinnerung: Sizilien war von 1720 bis 1725, Neapel von 1714 bis 1735 im Besitz des Kaisers gewesen. Das christliche Königreich Jerusalem – Wappen mit dem Kruckenkreuz! – war bereits 1292 verlorengegangen. Generell entsprach das Kaiserwappen genau, sinngemäß bedingt durch die von Karl VI. energisch betriebene Nachahmung, dem Wappen Kaiser Karls V.Motto des Kaisers#
Auch das Regierungsmotto Karls VI. wäre einer kurzen Betrachtung wert. Er verwendete ursprünglich zum Beispiel 1703 die Devise "Virtute Patrum" ("mittels der Tugend meiner Ahnen und Urahnen") und dazu das Bild eines zur Sonne auffliegenden Adlers. Eher ein christliches Symbol für Jesus. Somit Ausdruck einer tiefen Religiosität. Dann noch 1709 "una corona cor unum" sowie "adspice et inspice". Zum Schluss folgte endlich neben dem unattraktiven "Constanter continet Orben" ("Fest hält er das Weltreich zusammen") das unbestreitbar mehr oder weniger interessantere "Constantia et fortitudine". Als graphische Allegorie verwendete er einen Globus, auf dem der "italienische Stiefel" nebst ligurischem und adriatischem Meer und der Küste Nordafrikas zu sehen war. Gleichbedeutend mit seinem enervierend betriebenen Weltreichanspruch. Diese Landkarte war von einem Wolkenband umsäumt. Zum ersten Mal erschien der Wahlspruch "Constantia et fortitudine" auf einer goldenen und silbernen Münze, die kurz nach der Kaiserkrönung in Frankfurt unters Volk verteilt worden war. Zur speziellen Eigenart Karls VI. zählten noch die unterschiedlichen Herkulesbildnisse, die auf die Nachfolge Kaiser Karls V. nahmen. Seit 1711 galt der letzte Wahlspruch in Verbindung mit den Säulen des Herkules. Carl Gustav Heraeus konzipierte schon 1711 die Devise Karls VI. mit den Säulen des Herkules "Constantia et fortitudine". "Mit Beständigkeit und Tapferkeit". Es ist hier nicht der Platz, eine Aufzählung aller Standorte des Kaiserwappens zu geben. Ein markantes Beispiel existiert in der Stiftskirche von Klosterneuburg, hinsichtlich des umfangreichen geschnitzten Chorgestühls. Auf den Rückwänden wurden 24 Länderwappen aus dem Haus Österreich montiert. Aber wenigstens sollen hier seine Besitzungen und Titulaturen dargelegt werden. Die umständliche Aufzählung folgt wortgetreu einem kaiserlichen Dekret vom 27. Januar 1712: "Wir Karl der Sechste von Gottes Gnaden erwöhlter Römischer Keyser, zu allen Zeiten Mehrer des Reichs, in Germanien, zu Castilien, Legion, Aragon, Beyder Sicilien, zu Hierusalem, Hungarn, Böheimb, Dalmatien, Croatien, Navarra, Granata, Toleto, Valenz, Gallicien (in Spanien!), Majoricarum, Sevilla, Sardinia, Corduba, Corscion, Murcia, Giennis, Algarbien, Algezirae, Gibraltiaris, der Insulen Canariae und Indiarum, der Insulen und Terrae Firmae des Meers Eceani König etc. Erzherzog zu Österreich, Herzog zu Burgund, zu Braband, zu Meyland, zu Steyer, zu Kärnthen, zu Crain, zu Lüzelburg, Württemberg, Ober- und Niederschlesien, Athenarum und Neopatriae, Fürst zu Schwaben, Markgraf der heyl. Röm. Reichs, zu Burggau, zu Mähren, Ober- und Nider Lausnitz, gefürstete Graf zu Habsburg, zu Flandern, zu Tyroll, zu Barchmau, Pfierd, zu Kyburg, zu Görtz, Rossilion und Ceritania, Landgraf in Elsaß, Marggraf zu Orstani und Graf zu Gocceani, Herr auf der Windischen Mark, zu Portenau, Biscajae, Molini, zu Salins, zu Tripoli (Libyen!) und zu Mecheln." Langweilig, nicht wahr? Faktisch waren sie bis zu seinem Ableben höchstens auf Papier mit Rußtinte geschriebene Titeln eines Concettos. Und wie wir heute sicher wissen, war Papier immer schon eine geduldige Angelegenheit …Public Relation#
Der Habsburger erhob mithilfe der bildenden Kunst eher nicht nur den Anspruch der Weltmacht, sondern betrieb auch tiefsinnige und erbarmungslose Öffentlichkeitsarbeit für sein Erzhaus Österreich. Aber letzten Endes blieb sie auch nur sinnlos und wurde von den feuchtkalten Herbstwinden 1740 hinweggefegt. Ich hatte bei meinen Recherchen stets den Eindruck, als ob Kaiser Karl VI. seinen Anspruch auf die Weltherrschaft herbeireden würde, unterstützt durch Farbe und Stein – ohne zu berücksichtigen, dass es Zeitgenossen gab, die damit eigentlich nichts anfangen konnten. Die vielgepriesene Weltmacht auszufüllen, das war auch zu seiner Zeit eine ganz andere Kategorie und bedeutete den Blick aus der Egozentrik hinaus über die Grenzen des Verstandes zu richten und die Herrschaft von A bis Z auszuüben.Reflexion in der Kunst#
Um 1712 schnitzte Matthias Steinl aus Elfenbein den jungen, neuen Kaiser als Reiterbildnis. Steinl bildete den jungen Habsburger mit nachdenklichem Gesicht für die Nachwelt ab. Karl VI. verwahrte dieses Kleinod in seinen Gemächern. Viel Symbolik enthielt diese Kleinskulptur (KHM). Das kaiserliche Ross erhebt sich auf den Hinterläufen. Eine kniende Frau – wohl Austria ebenso die Personifikation des Heiligen Römischen Reiches darstellend – reicht dem Kaiser eine Krone …