Wieder Krieg gegen das Osmanische Reich - Kreuz versus Halbmond#
Wir müssen uns vergegenwärtigen, die Herrschenden zwischen Westeuropa und Asien sahen in ihren Reichen – ob sie flächen- oder bevölkerungsmäßig groß oder klein waren –, um es überspitzt auszudrücken, nur Privatbesitz, den es zu verteidigen und zu erweitern galt, koste es was es wolle. So wie Haus- und Bodenbesitzer ihre eigenen Grenzen zogen und manchmal mit den Nachbarn in heftigen Disput verfielen. Ein Wunder, dass Fürsten, Könige und Kaiser nicht ihre Besitzungen mit Warn- und Verbotstafeln "Achtung Privatgrund! Betreten verboten!" ausgestattet hatten … Die in ihren Ländereien lebenden Menschen waren sowieso mit ihren Herrschern gestraft genug. Die Polizeiapparate waren ja nicht zufällig drakonisch ausgerichtet gewesen.
Neue Gefahr?
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Im Osmanischen Reich kam es 1703 zu einem Umsturz. Sultan Mustafâ II. verlor seinen Thron und musste als Nachfolger Achmed III. akzeptieren. Mit ratlosem Argwohn beobachtete Wien die Außenpolitik der Hohen Pforte. Bestand die Gefahr eines neuen Konflikts? Erleichterung trat ein, als Achmed III. die Meinung vertrat, die Christen sollen einander allein bekämpfen und er versprach Wien die Einhaltung des bisherigen Friedens. Unter Achmed III. begann die kulturell interessante "Tulpenzeit" (Lale devrı). Unter ihm erblühte die Miniaturmalerei und erlaubte Buchdruck mit arabischen Lettern. Er bezog Gartentulpen aus Holland und setzte sie in den Wiesen auf seinen Sommerweiden ein.Der Sultan meldet sich#
Weniger als zwei Wochen vor Weihnachten 1714 weitete das Osmanische Reich seine Grenzen wieder gegen Westen aus. Die Hohe Pforte besetzte den Peloponnes. Morea wurde nun von Konstantinopel zum Ärger der Republik Venedig kontrolliert.Gewaltsame Konflikte#
Im Grunde waren damals die militärischen Konflikte eigentlich für nichts brauchbar gewesen. Bei wirklich gutem Willen aller Beteiligten und Interesse am Menschsein und Beachtung religiöser Ansichten hätten diese Konflikte problemfrei am Verhandlungstisch gelenkt und unblutig gelöst werden können.Vorkehrungen#
Der Habsburger hatte längst Vorkehrungen getroffen, frei nach dem antiken Prinzip, wer den Frieden wolle, der müsse rüsten. Geld in Millionenhöhe wurde aufgetrieben. Auch der damalige Papst stellte beträchtliche Summen zur Verfügung. Kaiser Karl VI. und Reichsvizekanzler Schönborn überreichten dem Hofkriegsratspräsidenten eine schriftliche Kriegsvollmacht. Dazu gab der Monarch seinem Feldherrn ein mit Diamanten bestücktes Kruzifix, das der Savoyer in seinem Kriegszelt aufhängte. Später sandte ihm der Herrscher obendrein noch ein Kaiserporträt, damit der Prinz immer wisse für wen er kämpfe. Eugen hatte Karl VI. stets mühevoll abgeraten selber am Balkan zu erscheinen. Der Herrscher wäre gerne gekommen um seinen Feldherrn, den er "Euer Liebden" nannte zu "embrassieren" [französisch-italienisch "umarmen"].Peterwardein#
Prinz Eugen verhinderte die Einnahme der Festung Peterwardein (Petrovaradin, Serbien) im August 1716 – dabei kam der Großwesir uns Leben – und eroberte im darauffolgenden Oktober die Festung Temesvár aus der Hand Mustafa Paschas. (Die besagte Festung war eine der größten in Europa um 1700 und eine der wichtigsten der Habsburgermonarchie auf dem Balkan.) Parallel verdrängte Johann Matthias von der Schulenburg, Feldmarschall der Venezianer – ein Feldherrengenie aus Kurbrandenburg (sächsischer Herkunft) und das von Karl VI. in den Reichsgrafenstand erhoben wurde, das nach strengen wissenschaftlichen Kriterien vorging - die Osmanen aus Korfu.
Belgrad#
Friedensschluss#
Die Friedensverhandlungen dauerten Monate und endeten mit dem Frieden von Passarowitz (Požarevac) am 21. Juli 1718. Karl VI. und Achmed III. ratifizierten jeweils die auf 25 Jahre befristeten Verträge. Das Reich Habsburg wurde bis ins heutige Rumänien erweitert und die Republik Venedig verlor erst recht ihren wertvollen Stützpunkt Morea …Zurück