Des Kaisers Erbtochter#
Ausbildung Maria Theresias#

Kaiser Karl VI. und Titular-Kaiserin Elisabeth Christine mit ihren Töchtern, den Erzherzoginnen - von links nach rechts: Maria Amalia, Maria Theresia und Maria Anna; Familiengemälde von Martin van Meytens - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Probleme in der offiziellen Nachfolge#
Seit dem Mittelalter war es üblich, dass schon zu Lebzeiten des regierenden Kaisers dessen Nachfolger zum römischen König bestimmt wurde. Außerdem gab es eine veraltete Regelung, nach der eine Frau niemals Kaiser(in) werden könne. Karl VI. wagte es nicht, die antiquierten Richtlinien für die Person der Kaiserwürde anzutasten. In sein Weltbild passte nun mal keine Kaiserin als oberste Repräsentantin des Heiligen Römischen Reiches. In anderen Staaten gab es schon Königinnen oder Zarinnen ... Für Neuerungen, so spürte er drastisch, war kaum Spielraum gegeben. Der Kaiser hoffte noch immer auf einen Erbprinzen. Karl VI. dürfte so wie viele Verantwortung tragende Männer der Meinung verfallen gewesen sein, dass Politik Männersache sei und der – wahrhaftig fatale – Ratschlag seines Freundes Althann, gewiss ein Ausdruck eines damaligen (spanischen) Machodenkens, keine Frauen in staatspolitischen Angelegenheiten mitwirken zu lassen, vermochte ihn brauchhalber nur bestätigt haben. Karl VI. hatte seine Töchter sehr gerne gehabt, aber auf die Idee, dass eine von ihnen Regierungsverantwortung übernehmen könnte, hatte er trotz seiner auf den Frauenstamm konzipierten Pragmatischen Sanktion nicht im Trivialsten gedacht. Jedoch der zukünftige Gemahl Maria Theresias, der Lothringer Franz Stephan wurde von Karl VI. und von seinen Räten gründlich in Staats- und Regierungsangelegenheiten eingeweiht.Projekt einer Verbindung Lothringen und Habsburg#
Herzog Leopold von Lothringen beauftragte Nicolas Baron de Jacquemin am Wiener Hof das Projekt einer habsburgisch-lothringischen Heirat – vorerst Leopold Clemens (15 Jahre), 1723 gest., dann Franz Stephan – voranzutreiben, besonders über dem Hofkanzler Philipp Ludwig Graf von Sinzendorf.Ursprünglich kam Franz Stephan als Ersatzpartie für seinen, am 4. Juni 1723 in Nancy verstorbenen Bruder Clemens von Lothringen, der eine Habsburgertochter (etwa Maria Theresia?) hätte heiraten sollen. Dabei hatte der Kaiser gegen Februarende 1723 schon ehrlich gelobt, er würde Clemens wie einen Sohn behandeln. Karl VI. zeigte sich tief bewegt, als er von dessen Ableben erfuhr.