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Des Kaisers Erbtochter#

Ausbildung Maria Theresias#

Erzherzogin Maria Theresia von Habsburg-Österreich im Alter von etwa elf Jahren. Porträt
Erzherzogin Maria Theresia von Habsburg-Österreich im Alter von etwa elf Jahren. Porträt von Andreas Møller, Öl auf Leinwand, 94 x 75 cm, nach 1727. KHM Wien - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Karl VI. ließ seiner Tochter eine ebenmäßige "vorurteilslose" Ausbildung einer Prinzessin angedeihen: Jesuitenpatres sorgten für Sprachenkenntnisse – Spanisch, Italienisch und Französisch – und für das katholische Fundament. Maria Theresia sprach perfekt Französisch, während ihr Deutsch fehlerhaft ausuferte. Französisch hasste ihr Vater aus verständlichen außenpolitischen Ursachen. Aber Französisch war auch die traditionelle Sprache der Diplomaten. Hatte der über sorgliche Vater nicht doch an eine politische Karriere seiner ältesten Tochter gedacht? 1728 übernahm im kaiserlichen Auftrag Gräfin Charlotte von Fuchs – von der Erzherzogin zärtlich "[die] Füchsin" oder "die Mami" genannt – die Rolle der Erzieherin. Sie war eine geborene Mollart und seit 1719 verwitwet. Später wird sie als "einzige" Nichthabsburgerin in der Kapuzinergruft beigesetzt. Mit der Zeit wurde für die Erzherzogin und deren jüngere Schwester Erzherzogin Maria Anna als Mathematiklehrer der anerkannte Geometer und Astronom Johann Jakob Marinoni herbeigeholt. Später wurde für die Erzherzogin und deren jüngere Schwester Erzherzogin Maria Anna als Geschichtslehrer, der Kustos der Hofbibliothek, Gottfried Philipp Spannagel herangezogen – obwohl er lediglich nur eine verklärte Geschichte des traditionsreichen Erzhauses Habsburg anbot. Dazu brachte er den Töchtern des Kaisers auch die Universalsprache Latein nahe. Allerdings schien der Kaiser auf eine antikuriale Geschichtsinterpretation großen Wert gelegt zu haben. Nebenbei vermittelte der Inspektor der kaiserlichen Gemäldegalerie Daniele Antonio Bertoli ihr die Kunst des Zeichnens und die Venezianerin Rosalba Carriera die Pastellmalerei. Weil der Kaiser musisch versiert war, genoss deswegen seine älteste Tochter auch eine musikalische Ausbildung – das gehörte zum hochfürstlichen guten Ton: Georg Christoph Wagenseil bildete sie im Gesang aus. Schon längst stand sie auf der Bühne des kaiserlichen Hoftheaters. Vor allem an Ehrentagen ihres Vaters, so etwa am Namenstag …
Kaiser Karl VI. und Titular-Kaiserin Elisabeth Christine mit ihren Töchtern, den Erzherzoginnen - von links nach rechts: Maria Amalia, Maria Theresia und Maria Anna
Kaiser Karl VI. und Titular-Kaiserin Elisabeth Christine mit ihren Töchtern, den Erzherzoginnen - von links nach rechts: Maria Amalia, Maria Theresia und Maria Anna; Familiengemälde von Martin van Meytens - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei

Probleme in der offiziellen Nachfolge#

Seit dem Mittelalter war es üblich, dass schon zu Lebzeiten des regierenden Kaisers dessen Nachfolger zum römischen König bestimmt wurde. Außerdem gab es eine veraltete Regelung, nach der eine Frau niemals Kaiser(in) werden könne. Karl VI. wagte es nicht, die antiquierten Richtlinien für die Person der Kaiserwürde anzutasten. In sein Weltbild passte nun mal keine Kaiserin als oberste Repräsentantin des Heiligen Römischen Reiches. In anderen Staaten gab es schon Königinnen oder Zarinnen ... Für Neuerungen, so spürte er drastisch, war kaum Spielraum gegeben. Der Kaiser hoffte noch immer auf einen Erbprinzen. Karl VI. dürfte so wie viele Verantwortung tragende Männer der Meinung verfallen gewesen sein, dass Politik Männersache sei und der – wahrhaftig fatale – Ratschlag seines Freundes Althann, gewiss ein Ausdruck eines damaligen (spanischen) Machodenkens, keine Frauen in staatspolitischen Angelegenheiten mitwirken zu lassen, vermochte ihn brauchhalber nur bestätigt haben. Karl VI. hatte seine Töchter sehr gerne gehabt, aber auf die Idee, dass eine von ihnen Regierungsverantwortung übernehmen könnte, hatte er trotz seiner auf den Frauenstamm konzipierten Pragmatischen Sanktion nicht im Trivialsten gedacht. Jedoch der zukünftige Gemahl Maria Theresias, der Lothringer Franz Stephan wurde von Karl VI. und von seinen Räten gründlich in Staats- und Regierungsangelegenheiten eingeweiht.

Projekt einer Verbindung Lothringen und Habsburg#

Herzog Leopold von Lothringen beauftragte Nicolas Baron de Jacquemin am Wiener Hof das Projekt einer habsburgisch-lothringischen Heirat – vorerst Leopold Clemens (15 Jahre), 1723 gest., dann Franz Stephan – voranzutreiben, besonders über dem Hofkanzler Philipp Ludwig Graf von Sinzendorf.
Ursprünglich kam Franz Stephan als Ersatzpartie für seinen, am 4. Juni 1723 in Nancy verstorbenen Bruder Clemens von Lothringen, der eine Habsburgertochter (etwa Maria Theresia?) hätte heiraten sollen. Dabei hatte der Kaiser gegen Februarende 1723 schon ehrlich gelobt, er würde Clemens wie einen Sohn behandeln. Karl VI. zeigte sich tief bewegt, als er von dessen Ableben erfuhr.