Die Kaiserin ist wieder in anderen Umständen#
Erbtöchter kommen zur Welt#
Am 5. Mai 1717, mittlerweile stand Elisabeth Christine in freudiger und spannender Erwartung einer zweiten Niederkunft, gab Karl an seinem Obersthofmeister Liechtenstein die Anordnung einen Zinnsarg für seinen verstorbenen Sohn anfertigen zu lassen. Der Kaiser verzweifelte in der Folge. Die damals gut bekannte Tatsache der hohen Kindersterblichkeit hatte ihn genauso wenig beruhigt und die Erwartungen auf einen künftigen männlichen Nachkommen zerschlugen sich an den Töchtern, die Elisabeth Christine zur Welt brachte. Aber als tiefgläubiger und frommer Monarch bemühte er sich den Willen Gottes zu akzeptieren oder wenigstens zu verstehen.Maria Theresia#
Als erste Tochter erblickte am 13. Mai 1717 Erzherzogin Maria Theresia das habsburgische Licht der barocken Welt. Karl notierte an diesem Tag den Zeitpunkt der Geburt, 7.20 Uhr, und die Namen seiner Tochter, „Maria Theresia Walpurgis Amalia Christine“. Auch hier spielten Namen von Heiligen der Monarchia Austriaca und Spanien eine große Rolle. Maria Theresia hieß die spanische Ehefrau Ludwigs XIV. und einige spanische Infantinnen. Vermutlich gab der Kaiser interessanterweise bewusst diesen dritten Namen „Walpurgis“, um hiermit ihre Sendung auszudrücken: Die Herrschende. Er empfand große Freunde, hoffte über den Verlust des Sohnes hinwegzukommen, und dankte Gott. Im Tagebuch steht: „glücklich umb 7 und 20 Minuten ain Tochter Maria Theresia Walpurgis Amalia Christine … auf Welt … wohln [wollen] hoffen, daß groß Freudt, wegen todt Sohn, ich Gott danck“.Es war klar, dass sich die höfische Gesellschaft enttäuscht zeigte und daher ausreichend spöttelte. Aus der kleinen Erzherzogin sollte dereinst die große herrschende Maria Theresia von Österreich werden.
Am gleichen Tag fungierten die Kaiserinwitwen Wilhelmine Amalia und Eleonora Magdalena Theresia sowie der stellvertretend für Papst Clemens XI. agierende Nuntius Georg Spinola als Taufpaten.
Große Medaillen wurden aus dem Anlass der Geburt der Erbtochter nicht geprägt. Sie waren kleiner und höchstens aus Silber gefertigt. Der glückliche Vater ließ eine Anzeige drucken. Da stand zu lesen: „Beschreibung der am 13. May 1717 glücklichst geschehenen Entbimdung Ihrer Majestät der Regierenden Kaiserin und darauf dahier in der Kaiserlichen Burg prächtigst vollbrachten Tauf Ceremonien der Durchleuchtigsten Erzherzogin zu Oesterreich und Infantin Maria Theresia Walburga Amalia Christina. Wien Gedruckt in der Kaiserlichen Reich-Hof-Buchdruckerey.“
Maria Anna#
Als zweite Tochter wurde am 14. September 1728 Erzherzogin Maria Anna geboren. 26 Jahre später – kurz nach dem Ende der Regierungszeit ihres Vaters – wird sie Karl Alexander von Lothringen ehelichen.Wie der Kaiser 1723 von seiner Ehefrau erfuhr, dass sie ein viertes Mal schwanger sei, ließ er in der Burg eine Reihe halbnackter Männerstatuen, die von Lorenzo Mattielli gemeißelt worden waren, aufstellen. Karl VI. verband dies mit der Spekulation, dass bei deren Anblick das Geschlecht des zu erwartenden Kindes bestimmt werden mochte. Was für eine Wunschfantasie hatte den Kaiser befallen?
Maria Amalia#
Als dritte und letzte Tochter stellte sich am 5. April 1724 Erzherzogin Maria Amalia ein – sie wird nur sechs Jahre alt werden.Heimliche Sehnsucht - nicht offiziell und nachweisbar#
Karl VI. konnte gewohnheitshalber sehr langmütig sein. Er spekulierte wohl im Insgeheimen, dass seine kränkelnde Ehefrau irgendwann auf natürlichem Wege abtreten könnte – damit er eine jüngere Partnerin ehelichen vermochte, die ihm den verlangten Erben zur Welt bringen würde. Nichts wurde daraus und Karl VI. war zu schwach, ja als Politiker wahrhaftig zu anständig, zu menschlich, als dass er seine „weiße Lisl“ verstoßen könnte. Ganz im Gegenteil: Sie war trotz ihrer Missstimmungen, die sich um 1728 zugespitzt haben mochten, so robust, dass sie ihren Gemahl, sage und schreibe, um ganze zehn Jahre überlebte.