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Schicksalshafte Wendung#

Ohnmacht angesichts des Ablebens des Erbprinzen#

Vermutlich entschied eine simple Erkältung – oder eine der üblichen gefürchteten Kinderkrankheiten – über das Schicksal eines Kaisers, der als letzter Althabsburger die Geschicke ohne die Möglichkeit eines männlichen Nachfolgers zu erhalten, über den Fortgang seines Lebensweges und einer europäischen Dynastie. Ausgerechnet an Karls VI. Namenstag, am 4. November 1716, um 14 Uhr starb der Thronfolger. Die frühere Angst vor dem Versagen einen Erben zu zeugen, wich dann dem Gefühl ohnmächtigen Versagens nicht genug für den Knaben getan zu haben, dass dieser am Leben bliebe. Unglaublich, wenn wir uns vor Augen halten, dass unfähige Mediziner sich um den kleinen kranken Wurm kümmerten ... Die Beisetzung wurde auf Wunsch des verbitterten Monarchen am nächsten Tag um 21 Uhr in der Kapuzinergruft durchgeführt. Der Kaiser sah dies als Entscheidung Gottes und sorgte sich um seine Ehefrau, wobei er befürchtete, dass sie sich in eine seelische Vorsicht hinkünftlich zum Nachteil einer neuen Schwangerschaft münden könnte. Im Oktober 1716 dürfte der Kaiser mit seiner Ehefrau intim – und das vielleicht öfters – gewesen sein. Im Mai 1717 wird Elisabeth Christine wieder ein Kind in die Welt setzen. Eigenartig wie nahe Tod des Vorigen und Zeugung des Neuen beieinander liegen. Karl VI. klammerte sich an die Philosophien eines Epiktet …

Tragische Tagebuch-Notizen#

Ein Hinweis über seine Seelenpein liefert ein entsprechender Satz – offenbar viel später 1717 eingetragen – im Tagebuch: "von disem Tag bis zu Endt des Jahrs hab ich alles vergessen aufzuschreiben".
Das Führen eines Tagebuches sollte für den Eigner doch nur ein Spiegel seiner Geistesverfassung sein – und ihn für neue Gedanken frei machen.
Fehlende oder vergessene Tagebucheintragungen nach einschneidenden privaten Erlebnissen verraten interpretationshalber, dass der Kaiser doch nicht so gelassen war wie Biographen sagten. Er war ein Mensch, der zwar pragmatisch handelte, aber doch nur ein Mensch mit Zurückhaltung und mit der Fähigkeit zu trauern. Nach außen hin verströmte er gemäß den Stoikern der uralten Antike edle Gelassenheit. Aber das war eine Fassade. Der Kaiser ordnete nach dem Tod seines Sohnes die Vorbereitungen zur Beisetzungsfeier an. Zu diesem Zeitpunkt war die Kaiserin bereits wieder in anderen Umständen. Der Kaiser griff auf überlieferte Rituale aus den Bestattungsriten der Habsburger zurück. Der Leichnam des Kindes wurde öffentlich aufgebahrt – wie als offizieller Prinz eines Herrschers üblich – dann einen Tag später in der Nacht unter Anteilnahme des Hofes und Ministerriege, unterstützt vom flackernden Licht der Wachskerzen in die Kapuzinergruft überstellt und zur ewigen Ruhe sozusagen verwahrt. Das Wiener Volk war über den Pomp so ergriffen, dass sie versuchten durch offene Anteilnahme Interesse zu bieten. Die Stadtguarda und die Trabantenhatschiere hatten Mühe die Menschen vor dem Eingang der Gruft abzuhalten. Der um diese bittere Erfahrung reiche und durch entsprechende medizinische Ratschläge beeinflusste Kaiser achtete bei seinen Töchtern mit Nachdruck darauf, dass ihre Räumlichkeiten angenehm temperiert, ohne Feuchtigkeit und Zugluft, und im Winter leicht beheizbar waren. Dies galt vornehmlich für die Quartiere während unabdingbarer politischer Hofreisen.
Interessant, dass damals viele Fürstenfamilien ohne männliche Erben aus der Weltgeschichte verschwanden. Etwa die Romanows. Peters des Großen Nachkommenschaft verschwand.