Erotik unter Karl VI.#
Inhaltsverzeichnis
Pikantes#
In Frankreich zählte die exklusive Tradition des galanten Romans zur wichtigsten Literaturgattung – in Habsburg konnte sowas freilich dank damaliger Bigotterie und Über-Katholismus keinen fruchtbaren Boden bekommen. Schon 1642 unter Kaiser Ferdinand III. war diese Literatursparte verboten und durfte nicht einmal eingeführt werden. Über pikante Situationen wurde höchstens getuschelt und an peinlichen Ausdrücken gefeilt, und die bis heute modern – wenn auch anders variiert – geblieben sind. Eine nach außen hin fade und verlogene Gesellschaftspoche zwischen 1700 und 1750 blieb zumindest so verwurzelt. In der bildenden Kunst konnten mit Mühe erotische Anspielungen gegeben werden. Merkwürdigerweise wurden viele Putti als Zierrat gemeißelt und dagegen geradezu präpotente muskelbepackte Statuen, die einen gestandenen Profi-Bodybuilder sogar hätten beeindrucken können. Wunschvorstellungen besaßen die Leute von einst. Zum Fürchten. Ich will da lieber nichts hineininterpretieren. Was die Putti anlangt, so weisen sie auf die hohe Kindersterblichkeit im Barock. Aber immerhin waren die Menschen von einst so ziemlich umtriebig.
Schaulustige beim Zug des Kaisers vom Hof zum St. Stephansdom. Detail aus einem Kupferstich von L. A. Pfeffel et C. Engelbrecht, ca. 1730. Links versucht ein gutsituierter Herr eine Dame anzusprechen, zumindest zu einem barocken Flirt – am ganz rechten Bildrand wohl ein eifersüchtiger Ehemann. In nächster Nähe stillt sitzend eine Mutter ihr Kind, in aller Öffentlichkeit. Also zu zugeknöpft war man also im Barock doch nicht – Stark vergrößerter Ausschnitt aus Foto: Wschmock, Wikimedia Commons – Gemeinfrei
Allgemeines Lotterleben#
Was steinerne Gnome in Barockgärten verloren hatten, das weiß ich auch nicht so genau. Im 21. Jahrhundert sind wir sowieso mit Problemen sexueller Verwilderung ausreichend durchgerüttelt. Damals wie heute ging sprichwörtliche Hemmungslosigkeit immer auf Kosten Wehrloser.
Zwerglgarten im Mirabellgarten, Salzburg, 1690. Eigentlich nach Plänen von Johann Bernhard Fischer von Erlach. Die erhaltene Zwergel inspiriert nach den Karikaturen von Jacques Callot (1592-1635) - Foto: lienyuan lee (10 May 2005), Wikimedia Commons - Gemeinfrei - Behinderte, oder verkrüppelte Menschen waren damals dem Spott ausgesetzt.
Leidenschaftliches ohne Ende#