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Imperialer Mercurius - Wirtschaft und Finanzen#

Forderung nach Geldvermehrung (Edelmetallanhäufung)#

Der Kaiser wurde als Schutzherr des Handels gesehen. Ein Thesenblatt von 1727 zeigt ihn als "Merkur".
Merkur ist nicht nur ein Name eines Planeten, sondern steht auch für den römischen Gott des Handels und des Gewerbes. Später entsprach er dem griechischen Hermes.
An oberster Stelle des Staates stand das dringende Ansinnen zur Stärkung der kaiserlichen Finanzen.
Geld war von jeher die ureigenste Triebkraft für alle wirtschaftlichen Unternehmen. War kein Geld da, kreisten die Gedanken wie die Planeten herum, und darum wie wieder Geld hereinkäme und davon recht viel. Armut war ein ungeliebter Zustand. Die Handhabungen des Kaisers am Bereich der Geldvermehrung waren so ziemlich von traditionellen Gewohnheiten überlagert. Damals wie heute galt das Sprichwort "Ohne Geld keine Musik".

Theorien des Merkantilismus#

Barockes Handbuch des Merkantilismus
Titelblatt: Oesterreich Über alles wann es nur will, Das ist: wohlmeinender Fuerschlag, 1684 - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei

Der deutsch-österreichische Nationalökonom und Kameralist der Barockzeit, Philipp Wilhelm von Hornick (Hörnigk) (1640-1714) brachte – ein Jahr -.vor der Geburt Karls VI. sein Standardwerk des Merkantilismus heraus: "Oesterreich Über alles wann es nur will. Das ist wohlmeinender Fuerschlag, 1684. Innerhalb von zehn Jahren 15 Auflagen. Hörnigk betonte die Wirtschaftspolitik um auch militärisch gegenüber dem Osmanischen Reich bestehen zu können: Das hieß Sicherung der Rohstoffquellen; dazu die habsburgisch-österreichischen Territorien als zusammenhängenden Wirtschaftsraum. Man muss sich das mal vorstellen, der Autor war mit dem deutschen Merkantilisten J. J. Becher befreundet und hatte Briefwechsel mit Leibniz!

Schattenseiten der Wirtschaft#

Wirtschaftskrisen gehörten in die Ära des Merkantilismus. Dazu spielten Wetterkapriolen eine entscheidende Rolle im Geschehen. Winter konnten bis über den Mai andauern und eine Aussaat kam generell zu spät und der Sommer war zu kurz. Armut, Bettelei und quälender Hunger gehörten leider zum Alltag im Barock. Dazu noch die Epidemien. Zu trinken gab es Wein, und der war gestreckt. Einseitige Kost wirkte sich gesundheitsbedenklich aus. Nur ein Extremfall sei erwähnt: 1727 gab es in der Wachau hervorragende Weinernten – dafür nur zu wenige Fässer und keine Abnehmer wegen Geldnot. Folglich nahm ein Jahr später die Armut zu.

Kredite - Geldgeber#

Wer das Gold hat, entscheidet. Etwa der Kaiser, wenn es um seine Ideen und Vorhaben ging. Jedoch wenn es sich um Rüstungsmaterial handelte, musste der Kaiser Kredite aufnehmen. Rasch erschien der Hund am Boden in den Geldtruhen der Hofkammer.
Leute, die seiner Majestät Geld zur Verfügung stellten, besaßen eigene Ideen, um ihre eigenen Probleme glücklich zu bereinigen.
Als Karl VI. als junger Mann nach Spanien abreiste, lieh sein Vater Leopold I. vom Hoffaktor Samson Wertheimer – mosaisch – Geld und überließ die sonstigen Finanzprobleme dem Erzieher Karls, Liechtenstein und den weltoffenen Jesuiten. (Der frühere Hoffaktor Salomon (Samuel) Oppenheimer war wegen seiner illustren Geldgeschäfte europaweit untragbar geworden und im starb im Mai 1703.)
Es gab nichts, was nicht Geld kostete. Die Reisespesen zur Kaiserkrönung, die Feierlichkeiten ebenfalls und sogar die Kurfürsten. Im Handaufhalten stellten sie sogar in dieser Epoche einen Rekord auf.

Schuldenberg und immer höher#

Als Karl VI. 1712 nach Wien kam, lag der habsburgisch-österreichische Schuldenberg bei 70 Millionen Gulden (das wären grob gerechnet, ohne Inflationswert über 5 Milliarden Euro) und seiner Tochter hinterließ er zu ihrer Freude gleich 110 Millionen Gulden (etwa 8 Milliarden Euro). Nur ein Vergleich: Würde man das Stift St. Florian neu bauen käme das auf 2 Millionen Gulden bzw. 146 Millionen Euro. (Die hier angeführten Werte sind nur bloße Schätzungen.)

Banken und die Staatsschulden#

Um die erwähnten Staatsschulden begleichen zu können, wurde 1705 die Wiener Stadtbank gegründet; 15 Jahre solle an der Schuldabtragung gearbeitet werden. Neun Jahre danach dekretierte der Kaiser die Installierung einer "Universalbancalität" (14. Dezember 1714), für die der Monarch geradestand. Auch sie hatte den gleichen Zweck. (Heute haben wir die Österreichische Nationalbank, für die stehen wir gerade.)
Das größte kam noch: Weder der Adel noch der Klerus brachten in das kaiserliche Projekt Vertrauen auf. Stattdessen investierten sie ihre Einnahmen in Stein und Farbe (Paläste und Schlösser bzw. Kirchen und Klöster). Sogar ein kaiserliches Klosterbauverbot fruchtete da nichts. Mit emsiger Schuldenpolitik wurde fanatisch jedes Geldproblem "gelöst".

Adelige Geldgeber#

Reichsritterschaft, Schwaben, Franken und Rhein, Wappen und Allegorien. Kupferstich, 1721
Reichsritterschaft, Schwaben, Franken und Rhein, Wappen und Allegorien, Kupferstich, 1721 - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Eine Geldquelle war die reichsunmittelbare Reichsritterschaft. Sie existierte seit dem 14. Jahrhundert aus Mitgliedern des niederen Adels in Schwaben, Franken und Rhein. Bei Verhandlungen über ihre Taxen verhandelten sie mit dem Kaiser höchstpersönlich. Der Kaiser agierte vorsichtig, weil bei einer Überbesteuerung hätten sie dem Kaiser nicht mehr gehorcht.

Unterschrift des Kaisers auf dem Adelsdiplom für den schweizerischen Händler André Falequet von Genf, Sohn eines Juwelenhändlers (1725)
Unterschrift des Kaisers auf dem Adelsdiplom für den schweizerischen Händler André Falequet von Genf, Sohn eines Juwelenhändlers (1725) - Foto: Jonas Haller (2007), Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Adelsstandserhebungen waren üblich. Wer ein "von und zu" an seinem Namen anhängen wollte, musste eine respektable Summe an die Hofkammer abliefern. Der Kaiser unterschrieb ein Adelsdiplom recht schnell. Aber damit nicht genug: Treue zum Kaiser und zum Reich hatte an erster Stelle zu stehen. Und diese Dinge waren nicht immer aufrecht zu erhalten, das wusste seine Majestät zu genau. Mit diesen speziellen Einnahmen wurden die Honorare des Verwaltungsapparates beglichen.
Beispielhalber erhöhte der Kaiser den schweizerischen Händler Andree Falequet von Genf in der französischsprachigen Schweiz in den Reichsadelsstand und besserte dessen Wappen aus. Die lateinisch abgefasste Urkunde zur Erhebung in den Adelsstand beinhielt die Unterschriften des Kaisers – dazu sein Siegel – und des Kanzlers Friedrich Karl Graf von Schönborn. Falequet – er war der Sohn eines Juwelenhändlers – hatte die kaiserlich-österreichische Armee ausgestattet.

Skurriles und flächendeckender Wirtschaftsraum#

Geldnot bedingte oft skurrile Steuern. Wie etwa eine Abgabe von - teurerem - Haarpuder. Allongeperücken für Damen und Herren brauchten Pflege.
Während einer Geheimen Konferenz wagte Prinz Eugen den Kaiser den Vorschlag zu unterbreiten, aus der Monarchie ein "Totum", vergleiche Hörnigks Theorien, das heißt ein "Ganzes" zu machen. Von der Idee eines einheitlichen habsburgisch-österreichischen Wirtschaftsraum zu bewerkstelligen, war man noch ganz weit weg. 1717 verabschiedete der Kaiser ein Gesetz, wonach die Ausübung von Geschäften, gleichgültig welcher Konfession der Händler angehörte, erleichtert werde.

Kostbare und teure Seide#

Mithilfe des Kaisers wurde um 4.250 Gulden in Wien-Wieden eine Seidenmanufaktur errichtet. Nach einer durch Fahrlässigkeit herbeigeführten Zerstörung wurde eine Wiedererrichtung in Wien-Leopoldstadt mit zinsenlose 4.000 Gulden ermöglicht. Nebenbei abverlangte der Kaiser die Auflage, dass Rohseide nur mehr aus kaiserlichen Gebieten (etwa Königreich Neapel und Friaul-Julisch Venetien) importiert werde.

Gewinnbringendes Porzellan#

Seit der Existenz einer gewinnbringenden Meißener Porzellanmanufaktur (1710) wurde in der "Porzellangasse" zu Wien-Alsergrund eine ähnliche Institution – unterstützt durch den Kaiser – eingerichtet (1718). Schon 1720 gab es in Venedig auch eine weitere Porzellanmanufaktur. Aber mit der hatte der Kaiser nichts zu schaffen.
Anfang des 20. Jahrhundert übersiedelte die Manufaktur des "weißen Goldes" in das Augartenschloss in Wien-Leopoldstadt.
Die Abnehmer der konventionell gestalteten Objekte aus Porzellan waren eher höfische Sammler und davon gab es nicht viele.
Der Schöpfer der Wiener Porzellanmanufaktur, Claudius Innocentius du Paquier, hatte sich verschuldet und in den 1740er Jahren gelangte seine Firma in den Besitz von Maria Theresia, und sie bevorzugte angeblich Silberteller ...
Nebenbei sei noch erwähnt, dass wenige Jahre nach dem Ableben des Kaisers eine Büste geschaffen wurde, und zwar aus Meißener Porzellan (1746)![1]

Handelsgesellschaften im Land und nahe dem Weltmeer#

Bereits 1697 bestand - unter Kaiser Leopold I. - die erster "Orientalische Handelskompagnie", die wegen des europäischen Konkurrenzdrucks wenig profitabel war. Genauso wenig die unter Karl VI. - nach dem Frieden von Belgrad 1718 inklusive Handelsabkommen mit den Osmanen - institutionalisierte zweite "Kai[erliche] priv[ilegierte] Orientalische Handelskompagnie." Der Handel der Donau stand in ihrem Mittelpunkt. Sie war eine richtige Aktiengesellschaft mit Verwaltungssitz Wien; ihre Anteilscheine hatten einen Nennwert in Höhe von 1.000 Gulden. Nur Nichtkatholiken war die Beteiligung untersagt, wodurch der Ruin vorprogrammiert war. Anfangs bilanzierte das Unternehmen noch günstig: 1720 eine Dividende von acht Prozent und das Aktienkapital erklomm 2,5 Millionen Gulden. Sogleich entstanden Niederlassungen in Triest, Fiume (Rijeka) und Messina. Bereits 1719 ließ der Kaiser die ersten beiden Häfen zu Freihäfen erhöhen. Damit betonte der Kaiser den Handel und die Wirtschaft im Mittelmeerbereich. 1721 wurde Hofkanzler Sinzendorf zum Direktor der Gesellschaft, was allerdings ein Fehler war. Eine übereilt eingerichtete Glückspiellotterie erwies sich als Fiasko. In Triest entstanden weitere Gesellschaften - mit desolate Gewinne. Der Ankauf der Linzer Wollwarenfabrik war ebenfalls ein Fehlschlag. Ihre 800 Mitarbeiter wurden um ihre Löhne gebracht. Weder die Republik Venedig noch ausländische Kaufleute interessierten sich für die Handelsgesellschaft. Wie schon angedeutet: Religionsfeindliche Ursachen gegen Juden und Protestanten zeigten die Intoleranz der habsburgisch-österreichischen Behörden. Das eigentliche vorurteilslose Vorbild Niederlande fand bei den österreichischen Behörden keine Achtung. Karl VI. musste zur Kenntnis nehmen, dass seine Orientalisches Handelshaus den Niedergang entgegendämmerte (1734).
Dem Kaiser interessierten neue Möglichkeiten der Einnahmsquellen. Wenn möglich mit hohem Ertrag. Seine Minister offenbarten ihm Vorschläge. Aktuell waren damals Handelskompagnien. Sie verantworteten einen großen Anteil daran, die Welt in alle Himmelsrichtungen zu erforschen. (Im Kaiserkrönungsjahr konstituierte sich die britische "Südseekompagnie", die merkwürdigerweise zeitgleich zur Finanzschwäche Frankreichs in den Ruin hinabglitt (1729).) Natürlich war die Seefahrt vom großen Nutzen. In Ostende (Westflandern, Belgien) wurde ein bereits 1719 gegründete privates Handelshaus auserkoren, um das zu einem wichtigen Handelszentrum auszubauen.
Prinz Eugen argwöhnte, diese Institution könnte zum außenpolitischen Zankapfel werden; als Privateigentum, so vermutete er, würde sie nicht angetastet werden. Den Kaiser interessierten solche Bedenken nicht. Der Savoyer finanzierte grimmig dieses Handelshaus mit 60.000 Gulden, um andere Financiers anzuspornen. Vermutlich glaubte der edle Prinz, das würde ein Desaster werden - und er würde Recht haben.

Anteilschein oder Aktie 'Keyserliche Indische compagnie', damaliger Wert 250 Gulden, 1723
Anteilschein oder Aktie "Keyserliche Indische compagnie", damaliger Wert 250 Gulden, 1723. Oben das kaiserliche Emblem mit den zwei Säulen - Foto: ..., Wikimedia Commons - Gemeinfrei
An der Küste Vorderindiens, an der Koromandelküste und an Gangesmündung wurden Manufakturen eingerichtet, die bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts bestanden. Anfang 1722 stach die "Stadt Wien" in See und ankerte Monate später vor Vorderindien. Im nächsten Jahr brachte die "Charles VI.", das erste offizielle Handelsschiff aus Indien reiche Ladung nach Ostende mit; Porzellan, alle Arten von Seide, Tee.
Sogar das Barriere-Traktat (Festungen in den Niederlanden, 1715) war für den Kaiser kein Hindernis. Er sprengte sozusagen die Schelde-Sperre.

Eine Handelsfirma unter kaiserlichen Schutz#

Die Niederländer fühlten sich wie England durch die ostendische Handelsgesellschaft des Kaisers bedroht und wagten sogar mit Gewalt vorzugehen. Karl VI sah keine andere Lösung als diese Ostindische Handelskompagnie unter seinem offiziellen Schutz zu stellen (22. Juni 1722). Ihr Kapital betrug sechs Millionen Gulden und die Dividende wurde mit 6 Prozent kalkuliert. Das Ergebnis wurde zum Erstaunen Karls VI. noch übertroffen. Mittel eines Freibriefs durfte die Gesellschaft für drei Jahrzehnte in Indien, China und Afrika tätig sein. Die kaiserlichen Handelsschiffe kamen reich beladen zurück. So reich, dass der Verlust der "Kaiserin Elisabeth", sie wurde von algerischen Seeräubern gekapert, sehr leicht verschmerzt werden konnte. Dieses Ereignis war auch Anlass für die Diplomatie, die Hohe Pforte dazu zu bringen, dass sie Handelsschiffe, die unter kaiserlicher Flagge fuhren, verschont wisse. Um die Niederlande nicht zu reizen, fuhren die Handelssegler sogar unter falscher Flagge. Aber das Misstrauen zu Ostende blieb bestehen. Hier wurde auch die Pragmatische Sanktion des Kaisers zu seiner Achillesferse. Die Engländer setzten es durch, dass der Kaiser seine erfolgreiche Handelsfirma mit 31. März 1731 aufgeben musste. Deshalb es für einige österreichische Industriezweige eine Wirtschaftskrise als Konsequenz zeitigte. Karl VI. sah sich veranlasst Schutzmaßnahmen für eingesessene Industrien auszurufen. Was geschah mit seinem Handelshaus in Ostende weiter? Daraus wurde ein kleineres Kreditinstitut, das weiterhin Gewinne erzielte, und das bis zum Ende der österreichischen Herrschaft in Belgien (1745) bestand, Der Handel mit Indien und China blieb erhalten. Der Kaiser musste dazu noch ein Verbot akzeptieren, das Forschungsreisen von Ostende aus untersagte.

Spiegel als Verkaufsschlager#

Um Kriege und anderes weiterhin finanzieren zu können, beabsichtigte seine Majestät entsprechende Geldquellen zu arrangieren. Glasspiegel in allen Größen waren beim Adel sehr beliebt. In ihren pompösen Behausungen wurden riesige Spiegelwände montiert. Sie gaben die Illusion eines vergrößerten Saals und verstärkten das Licht unzähliger Kerzen auf Kandelabern. Versailles inspirierte den Adel zu solchen innenarchitektonischen Spielereien. Die kaiserliche Hofkammer nahm jeglichen Trend zur Kenntnis, nur um davon profitieren zu können. 1720 erwarb der Kaiser über einem Strohmann (Briefkastenfirmen gab es damals noch nicht) eine Spiegelfabrik (Schloss Neuhaus) bei Baden nahe Wien. Zuerst war sie privat und mit einem Zubau wieder kaiserlich (1726).

Post und Verkehr#

Postkurse 1711 Deutschland
Postkurse 1711 in Deutschland. Rechts unten in der Ecke Österreich-Ungarn; Kupferstich, koloriert; Pet Nell, verlegt 1711 von Eugène Henry Fricx - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei - Bitte auf Vergrößern - Originalgröße - klicken. Die ganz zarten kaum sichtbaren hauchdünnen geraden Linien sind die eigentlichen Poststrecken mit Stationen
1715 untersagte der Kaiser die Existenz kleinerer privater Postunternehmungen im Reich und ermöglichte Fürst Anselm Franz von Thurn und Taxi als "Erb-General-Postmeister im Reich / Burgund und in den Niederlanden" die Monopolstellung für das Postwesen. Sieben Jahre später verabschiedete der Kaiser am 12. Juni 1722 das "Post-Patent". Es trat am folgenden 1. Juli 1722 in Kraft. Die Verkaiserlichung bzw. Verstaatlichung der bisher privaten Postzustellung in den österreichischen und böhmischen wurde damit eingeleitet. Immerhin wurde der Tarif vereinheitlicht. Nötig wurde es auch entsprechende Postrouten zu installieren. Etwa wurden 1723 bei Pottenbrunn, St. Pölten die Reichsstraßen neu angelegt. 1728 bis 1736 wurden auch die von Wien nach Norden und Osten sowie Südosten führenden Routen ausgebaut und begradigt. Nachdem die bislang spanischen Niederlanden an Habsburg-Österreich gelangten (1714) beauftragte der Kaiser die direkte Verbindung von Wien nach Brüssel zu beschleunigen. Zweimal in der Woche ein Kurs über Regensburg und Frankfurt in den Niederlanden. Passagiere brauchten sieben Tage mit der Pferdekutsche. Noch schneller ging es nicht mehr.
Aufrechterhaltung bestimmter Industriezweige Der Kaiser stützte Industriezweige, etwa eine Hammerschmiede in St. Pölten. Der Inhaber hieß tatsächlich Christoph Hammerschmied (!). ("Wieshof-Hammer", 1712) Karl VI. erneuerte die Eisenordnung für die Steiermark (1724), verursacht durch die hohen Wegmauten und die seit fast hundert Jahren unveränderten Preise. Der Kaiser erkannte den Zusammenhang zwischen Kauf und Verkauf als Wirtschaftskraft. Die Bozener Märkte (Südtirol) erhielten Privilegien (1719), die sogar als Druckwerk veröffentlicht wurden.

Einrichtung einer kaiserlichen Tabakmanufaktur#

Das Rauchen zu seiner Zeit war ein beliebtes Laster, das auch steuerlich belastet werden konnte. Das Tabakwesen war nach dem Vorbild Spanien (1717) eine Monopolwirtschaft. Unter Leopold I. war bereits der private Anbau von Tabakpflanzen verboten gewesen. Seit 1723 prüften das landesfürstliche Beamte auch ordentlich. Tabakbauern konnte das Ganze nur gegen eine Lizenz mitsamt Ablieferung des gesamten Ernteertrages betreiben. In Hainburg entstand eine Tabakmanufaktur mit Beamten, die dann durch Frauen und Kinder ersetzt worden waren. Bei allem überstrahlenden Glanz der Barockepoche Habsburg-Österreich gehörte Kinderarbeit – auch in anderen Monarchien – zum Alltag – wahrhaft traurig.
Die erwähnte Manufaktur wandelte sich im Lauf der langen Zeit zur Austria Tabak und gehört, weil privatisiert, inzwischen einer britischen Firma. Was für eine Ironie ... Heute dominieren die staatlichen Bemühungen den Menschen den Nikotinkonsum abzugewöhnen.

Schuhknechtrevolte wegen Lohn und gegen Meister und Zunft#

Der Kaiser blickte auf ein Wien, das zwar friedlich an der Donau lag, aber dessen ungeachtet herrschten innere Konflikte, verursacht durch über Jahrhunderte gewachsene Ungerechtigkeiten. Aber das ist nur ein Teil des allgemeinen Problems, mit dem der Kaiser konfrontiert wurde. Sehen wir es uns an: Längst stritten Gesellen und Meister über den Lohn der Schuhknechte. Sie wehrten sich gegen den Druck der Werkstätten und vor allem den Einfluss der Zunft. Karl VI. glaubte mit einem harten Hofdekret (21. Oktober 1721) der Lage Herr zu werden. Die Revolte eskalierte endgültig in Gewalt und Plünderungen, und ein Jahr später wurden abschreckungshalber in Anwesenheit der Schuhknechte zwei Häftlinge gehängt. Normalität kehrte ein und die Regierung erwartete sich von der Zunft ein moderateres Verhalten gegenüber den Gesellen. Der Auftakt zu einem selbstständigen Gewerbebetrieb wurde begonnen.

Augsburger Schuhknechte-Aufstand#

Der Kaiser wurde über einen weiteren, ähnlichen Aufstand informiert und zwar war dieser in Augsburg 1726. Im September 1726 schickte er an die besagte Stadt eine entsprechende Verordnung. Das Resultat hielt sich in Grenzen, sodass der Kaiser gezwungen war Ende des Jahres jeden Schuhmachermeister die Aufnahme Augsburger Schuhknechte zu verbieten.
Man muss sich das mal vorstellen: Der Merkantilismus (eine Summe Wirtschaftstheorien etc.) forderte Geldeinnahmen in jeglicher Form ab. Das setzte einen Ansporn voraus, dass Gewerbebetriebe lukrative Produkte erzeugten, die angenehme Steuereinnahmen möglich machten. Die Zünfte hatten nur eine eingegrenzte Zahl an Beschäftigten, dadurch hielten sich Einnahmen für die Hofkammer in Grenzen. Eine ungünstige Behandlung der Gesellen war die Folge und sie waren nicht selten illegal beschäftigt und wurden deshalb von den Behörden verfolgt. Aufstände waren üblich geworden. Die Zünfte existierten als eigene politische Zirkel innerhalb der Gesellschaft und konnten Städte und (monarchistische) Verwaltungen erschüttern.

Eine schon lange benötigte Reichszunftordnung#

Der Kaiser entschied den Weg für Reformen. Die Produktivität vieler Wirtschaftszweige musste gesteigert werden. Mitte August 1731 erließ er die neue Reichszunftordnung. Vielleicht war sie damals ein Fortschritt. Danach kam 1732 folgte eine Handwerksverordnung hinterdrein. Die Lösung war ein habsburgisch-österreichischer Weg: Die Zünfte wurden stärker überwacht – aber der Zunftzwang blieb. Erst unter Maria Theresia und Joseph II. ändert sich das. Das erstarrte System des Handwerksgewerbe wurde aufgeweicht und die Reichszunftordnung reflektierte in Wahrheit einen tragischen Aspekt: Die Finanzierung des stehenden Heers (im Kriegsfall), den Beamtenapparat und die kaiserliche Repräsentation. Hat der Kaiser hier den Weg zum modernen Kapitalismus gelegt?

Reichszunftordnung und unehrliche Berufe#

Etwas morbide: In der Reichszunftordnung wurden auch "unehrliche" Berufe angesprochen: Henker und Bader, Schinder und Abtrittreiniger, Schweinskastrierer und natürlich Totengräber. Bürgerliche Ehren hatten sie nicht, falls das damals überhaupt gab. Ihr Leben spielte sich außerhalb der Gesellschaft ab und nur ihre Kinder durften nur diese angeführten Beruf ausüben. Professionalität ging ihnen ab. Totengräber wussten später nicht einmal, wo sie wen wirklich bestattet hatten (man denke an die sterblichen Überreste Mozarts!). So mancher Nachwuchshenker quälte eher den Delinquenten, und das versehentlich. Mit der neuen Ordnung war die Unehrlichkeit in dritter Generation beseitigt. Am Rande eine Frage: Wer möchte schon einen Henker als Vater oder Großvater?

Ausbau der Handelsrouten in alle Himmelsrichtungen - Kaiserstraßen#

Verbesserte Handelsrouten waren vom Vorteil. Der Landweg war sicherer als der Wasserweg. Abgesehen von organisierte Wegelagerer - ein bitteres Resultat gesellschaftlicher Unstimmigkeiten. Der Kaiser verordnete den Ausbau wichtiger Straßen. Eigentlich agierte er wie der antike Imperator Septimius Severus (193-211), der um 200 auf "habsburgisch-österreichischem" Boden ebenfalls wichtige Straßenverbindungen anlegen hatte anlegen lassen. Ihr Zweck war damals und wie im Barock nur zweifach: Militär und Versorgung. Aber alles kostete Geld. Karl VI. führte das sogenannte "Weg-Patent" (17. März 1728) ein. [Codicis Austriacis II. Wien 1752, Seite 469-471] Das an den Grenzen einkassierte "Weg-Geld" diente gesamt für die bauliche Instandhaltung. Reisende Kaufleute hatten damit sowieso keine Freude gehabt, und ihre Kunden noch weniger. Damit wurden der Bau der Passstraße über dem Semmering Richtung Innerösterreich und Triest möglich. Dazu die fünf wichtigsten Haupstraßen nach Norden (darunter Brünner Straße, Prager Straße) und nach Osten (Simmeringer Hauptstraße); das Verkehrsnetz seiner Majstät, auch als "Kaiserstraßen" bekannt, wurde von Zeitgenossen wahrhaft belächelt. Aber es funktionierte. Am Rande erwähnt: Die Straße über dem Semmering wurde vom jüngeren Fischer von Erlach innerhalb von 48 Tagen errichtet und bildet mit dem Loibl-Pass (Klagenfurt - Lubljana) eine ordentlich Verbindung bis zum Hafen Triest - das sind ca. 350 Kilometer Luftlinie, auf der Straße eher 500 Kilometer. Die Nordverbindungen reichten über Mähren und Böhmen bis nach Breslau (Wroclaw, Polen). In Vorarlberg, das damals zu Tirol gehörte, kam eine Westroute (Arlberg; Landeck - Bludenz) zustande. Über das Erzbistum Salzburg konnte der Kaiser nicht gebieten. Immerhin ersuchte er den damaligen Erzbischof Firmian, den Ausbau wichtiger Straßenbauten durchzuführen.

Handel und Seefahrt#

Auch die Donau war als Handelsweg interessant. Schon sein Vater Leopold I. wollte den 1702 projektierten Donau-Oder-Kanal verwirklichen. Es scheiterte. Wie immer an der Frage des Geldes.
Verschiedene Schiffe (dominierend ein imposanter Kriegssegler) vor Hollands Küste, Kupferstich
Verschiedene Schiffe (dominierend ein imposanter Kriegssegler) vor Hollands Küste, Kupferstich, Johann Adam Delsenbach, 1733 - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Aber man muss sich vorstellen, dass der Wasserweg - über die Weltmeere - wegen der umständlichen Außenpolitik war sowieso nicht gesichert gewesen. Man denke bloß an Seestürme und Piraten. Der Kaiser unterhielt mit den unter osmanischer Oberhoheit stehenden Staaten Algier, Tunis und Tripolis Abkommen. Aber die Seeräuber der Barbareskenstaaten waren trotzdem wankelmütig. Die Notwendigkeit einer Handelsflotte war unbestritten und damit eine begleitende Kriegsflotte. Denn der Bündnispartner Großbritannien konnte oder wollte als Seemacht nicht immer zur Stelle sein. Eine peinliche Lage war das Fehlen einer kaiserlichen Kriegsmarine. Karl VI. entschied eine solche, wenigstens im bescheidenen Rahmen aufzubauen. Die Monarchia Austriaca besaß mit der Nordsee und im Mittelmeer eine gewichtige Position, die allerdings den damaligen Beherrschern der Weltmeere (und Welthandels) Holland und England Angst bereitete. Die kaiserlichen Linienschiffe und Fregatten - zahlenmäßig unbedeutend (drei große Handelsschiffe) glichen eher einer harmlosen Miniarmada. Sehen wir uns die spanische Flotte an: 600 Schiffe. 1729: 25 Kriegsschiffe (17 ankerten vor Cádiz, 4 vor Biskaja und angeblich nochmals soviele vor Amerika - dazu Galeeren und andere Seefahrzeuge). Frankreich: Der Sonnenkönig konnte nach der Mitte des 17. Jahrhunderts auf 2.000 Handels- und 300 Kriegsschiffe blicken. Was statistische Angaben betrifft müssen wir uns bedeckt halten. Es ist immer das gleiche Problem. Angst vor der Konkurrenz und nicht immer durchschaubare handelspolitische Positionen konnten Schwierigkeiten bereiten.

Linienschiffe#

Schon 1726 verließen in Triest die ersten (habsburgisch-österreichischen) Linienschiffe die Stapelbahn. Ihre Namen gereichten an genialer Präpotenz: "Kaiser Karl VI." [= "Charles VI."]) und "Trieste". Ihre Baukosten horrend: Von 140.000 Gulden aufwärts. Bei eine offiziellen Inspektion stellte sich heraus, dass diese Wasserfahrzeuge kaum seetauglich waren. Das begann beim Material und endete bei der Mannschaft. Vermutlich, es war ja eine uraltösterreichische Tradition, das Gelder oft in unbekannte Kanäle versickerten. Es war schon damals österreichisches Steuergeld, das den Menschen abgepresst wurde. Das nur zur Erinnerung. Wie bekannt das vorkommt!
Der Aufbau einer befriedigenden Seeflotte, die sowohl für Handel und Militär von Brauchbarkeit sein sollte geriet ins Stocken. Der Kaiser besaß schließlich nur mehr vier Linienschiffe und ebenso viele Galeeren. Die Aufgabe der Ostindischen Handelsgesellschaft machte die Existenz von Handelsschiffen sowieso unnötig …


Anmerkung

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