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Ringen um Polens Erbfolge. Habsburg-Österreich verliert an Macht#

Neue Querelen#

Neue Probleme kamen auf den Kaiser zu. Und wie sie kamen. Mit Riesenschritten. Sie verdüsterten den sonnigen Himmel über Europa. Ein neuer Konflikt fegte durch Europa: Der Polnische Thronfolgekrieg wurde durch eigenwillige und unnachgiebige Standpunkte ausgelöst. Aber sie hatten sich längst abgezeichnet.
Frankreich wusste seit Sommer 1723, dass Franz Stephan von Lothringen der zukünftige Ehemann Maria Theresias sein würde. Lothringen endgültig an Österreich zu verlieren war für Kardinal Fleury indiskutabel. Jedoch für Karl VI. – aus wirtschaftlicher Sicht – ein lohnender Gewinn. Ludwig XV. heiratete 1725 Maria Leszczyñska, die Tochter des Stanislaus I. Leszczyñski. Deshalb arbeitete Frankreich daraufhin, diesen bald als König von Polen zu sehen. (Als der nachmalige Kaiser Karl VI. sich noch in Spanien aufgehalten hatte, war Leszczyñski mithilfe der Schweden während des Nordischen Krieges bereits einige Jahre König von Polen gewesen, und zwar von 1704 bis 1709.)
Angesichts des kränkelnden Polenkönigs August des Starken entschloss der Kaiser seinen eigenen Neffen, den Infanten Prinz Emanuel von Portugal mit Billigung des Preußenkönigs und der Zarin Anna Iwanowna zum Nachfolger zu bestimmen. Das geschah im letzten Vierteljahr 1732. Das wurde durch geheime Punktationen – bindendes Abkommen – zwischen dem Kaiser, den König in Preußen und der Zarin am 13. September 1732 zu Wusterhausen erreicht.
Bevollmächtigte des Kaisers und der Zarin beurkundete das Vorhaben, das von den gleichen Vertragspartnern am 13. Dezember 1732 zu Berlin abgeschlossen wurde.
Am ersten Februartag 1733 verstarb August der Starke. Dessen Sohn Kurfürst Friedrich II. August von Sachsen geriet als kaiserlicher Schwager so ziemlich nahe ans habsburgische Erbe. Gegen Anerkennung der Pragmatischen Sanktion unterstützte ihn der Kaiser auf dem Weg zur Polenkrone – der portugiesische Bragança-Infant verlor ganz schnell an Bedeutung. Außerdem zeigten die Polen an beiden Kandidaten kein gesteigertes Interesse, weder am Bragança noch am Wettiner. Die Mehrheit des polnischen Großadels verlangte einen Einheimischen. Jedenfalls bevorzugten die Nationalen Stanislaus I. Leszczyñski, den Schwiegervater des französischen Königs.

Schwierigkeiten mit dem Königreich Polen#

Teodor Andrzej Potocki, Erzbischof von Gnesen und Primas von Polen; Kupferstich 18. Jh.
Teodor Andrzej Potocki, Erzbischof von Gnesen und Primas von Polen; Kupferstich 18. Jh. - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Bis zur Wahl eines neuen Königs übernahm Theodor Andreas Potocki, Erzbischof von Gnesen und Primas von Polen die Regierungsgeschäfte. Potockis Sorge galt der stetigen Einflussnahme durch auswärtige Herrscherhäuser und nahm mit den wichtigsten europäischen Machthabern Kontakte auf. Kaiser Karl VI. versicherte brieflich als Bürge die Freiheiten der Adelsrepublik Polen zu garantieren. Potocki hatte abstrakte Ansichten über Freiheit in Polen und meinte die Königswahl wäre eine innere Angelegenheit. Karl VI. belehrte den Primas, nur die Beachtung der Gesetze sichere die Freiheit. Gegenüber dem kaiserlichen Botschafter Heinrich Wilhelm Graf von Wilczek bekräftigte der Primas seine eigenen Sympathien für Stanislaus. Der Kaiser ahnte was für Schwierigkeiten auf ihn zukamen und verständigte Ende Juni 1733 Prinz Eugen in Fragen Militär und Finanzierung. Leider erinnerte sich der Kaiser auch daran, dass er vor zwei Jahren das Budget für den Hofkriegsrat gekürzt hatte. Nun Karl VI. empfand über die Forderung der Russen nach Krieg kein Vergnügen. Eigentlich zögerte er jegliche kriegerische Vorbereitung hinaus.
Zarin Anna Iwanowna im Krönungsornat, Louis Caravaque, 1730 - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Zarin Anna Iwanowna im Krönungsornat, Louis Caravaque, 1730 - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Dagegen wunderte sich Anna Iwanowna über die Friedensliebe des Kaisers. Im Juli vereinbarten der Kaiser und die Zarin ein Abkommen über die Einsetzung des Wettiners in Polen. Die Zarin versicherte sich vom Kurfürsten die Verfügung über das Herzogtum Kurland. Nach der Julimitte marschierten kaiserliche Truppen als Drohgebärde in Schlesien ein, um die benachbarten Polen zur Annahme des Wettiners zu zwingen. Sobald marschierten russische Truppen in Polen ein – erstmals erschienen russische Truppen in Mitteleuropa. Ohne dass der Kaiser einen direkten Handgriff unternahm, erstrebte der Bündnispartner Russland die Einsetzung Friedrichs II. Augusts von Sachsen mit militärischen Mitteln. Noch im August kam eine Übereinkunft zwischen Österreich, Russland, Preußen und einer polnischen Minderheit – es war der litauische Adel – über die Wahl Friedrich II. Augusts zustande.
Nachdem der Kaiser diese komplizierte außenpolitische Angelegenheit mühevoll mitgeschleppt hatte, übte er in der letzten Augustwoche – so vertraute er Seckendorff an – ernste Kritik an diesem "Wahlgeschäft", das ihn über Gebühr verpflichtete und hätte auch nichts gegen Stanislaus I. gehabt. Anschließend ließ der Kurfürst von Sachsen ebenfalls seine Truppen nach Schlesien einmarschieren. Anfang September veröffentlichte der Kaiser ein Ausfuhrverbot für Kriegsmaterial. Nun, die Diskrepanz zwischen Österreich und Frankreich in der Thronfolgefrage führte direkt in eine gewaltsame Auseinandersetzung – in einen Koalitionskrieg gegen Österreich. Frankreichs regierungsverantwortlicher Staatsminister Kardinal Hercule de Fleury, sonst ein maßvoller und friedensverbundener greiser Politiker mit wachem Geist, arbeitete offenbar gezielt auf eine – militärische Auseinandersetzung mit Österreich hin, um die Lothringen-Frage geklärt zu wissen. Ludwig XV., Fleury und Philipp V. ermahnten den Kaiser, dass eine Heirat Maria Theresias mit Franz Stephan von Lothringen das europäische Gleichgewicht störe. Gegen Ende der ersten Septemberwoche schlossen König Emanuel III. von Sardinien-Savoyen und Ludwig XV. ein Bündnis. Stanislaus I. Leszczyñski wurde am 12. September 1733 von 12.000 Anhängern einstimmig zum König von Polen gewählt.
Stanislaus I. König von Polen (und Lothringen) - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Stanislaus I. König von Polen (und Lothringen) - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Russische und sächsische Truppen unter dem russischen General Graf Münnich vertrieben Stanislaus I. – 1734 floh er nach Frankreich – und der Kurfürst von Sachsen wurde am 5. Oktober 1733 als "August III." gewählt. Fünf Tage später erhielt der Kaiser die Nachricht,
König Ludwig XV. von Frankreich, Hyacinthe Rigaud - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei
König Ludwig XV. von Frankreich, Hyacinthe Rigaud - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei

Maria Leszczyñska, seit 1725 mit König Ludwig XV. von Frankreich verheiratet
Maria Leszczyñska, seit 1725 mit König Ludwig XV. von Frankreich verheiratet, Ölgemälde von Louis Tocqué, 1740; Louvre Museum, Paris - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei

König Ludwig XV. habe ihn und der Zarin – ohne Leszczyñski wirklich zu helfen – den Krieg erklärt. Karl VI. und Franz Stephan erfuhren von der kampflosen Besetzung Lothringens durch französische Truppen. Lothringen fungierte nicht als Kriegsschauplatz, sondern lediglich als Hinterland für die am Rhein operierenden Franzosen. Eine weitere Schreckensmeldung kam aus der Lombardei. Am Namenstag des Kaisers besetzte Sardinien-Savoyen Mailand – der kaiserliche Gouverneur Graf Daun räumte es überstürzt – und schloss die Besetzung der Lombardei im Februar 1734 ab. Noch im November 1733 kam es zwischen den französischen und spanischen Bourbonen zu einem Familienpakt. In Frankfurt am Main vereinbarten Vertreter Österreichs und fränkische, schwäbische kur- und oberrheinische Kreise gegenseitige Kriegsunterstützung. In der Novembermitte verbündeten sich Frankreich und Bayern, das jedoch neutral blieb. Karl VI. erhielt von Preußen Angebot einer großzügigen Truppenhilfe in Stärke von 50.000 Mann. Wegen der bedenklichen Beteiligung Preußens verzichtete Prinz Eugen und begnügte sich nur mit einem Drittel der Truppen. Gegen Jahresende kam es zu einer Berliner Übereinkunft zwischen dem Kaiser und dem Preußenkönig wegen dem Hilfskorps.

Der Kaiser fordert von Prinz Eugen einen Sieg über Frankreich#

Seit Dezemberanfang wandte sich der verzweifelte Kaiser an den 70-jährigen Prinzen Eugen. Der Savoyer empfahl dem Habsburger Gegenmaßnahmen und Mobilmachung von Truppen. Allerdings musste der Kaiser vergrämt zur Kenntnis nehmen, dass der Prinz offenen Unwillen zeigte ein Kommando zu übernehmen. Anfang 1734 berieten die deutschen Reichsstände [über Frankreich] und entschieden den Krieg gegen Frankreich zu entschließen. Noch im Januar vereinbarte der Kaiser mit den drei Bünden eine Übereinkunft betreff zweier Bataillone. Der Kaiser bekam noch indirekt vom König Friedrich von Schweden ein schwedisches Hilfskorps zugesichert. Nach der dritten Februarwoche veröffentlichte der Kaiser ein Patent zur Ausweisung aller Franzosen aus Wien und der Monarchia Austriaca. Am 13. März 1734 erklärte er dem König von Frankreich und dem König von Sardinien-Savoyen den Krieg. Neun Tage später erließ der Monarch ein Verbot hinsichtlich Kriegsmaterials und vier Tage herauf überreichte er eine mit Vizekanzler Schönborn unterzeichnete Kriegsvollmacht an Prinz Eugen. Der Kaiser kalkulierte sogar die Möglichkeit eines Misserfolges, abverlangte von Eugen keine direkte Verantwortlichkeit im Unglücksfall. Der Prinz wurde an den Rhein befohlen, damit er nicht gegen seinen Verwandten Karl Emanuel III. von Savoyen kämpfen müsse.
Von April bis Mai 1734 verlor der Kaiser Neapel an Spanien. Der Sohn Philipps V. und Maria Farneses Don Carlos wurde zum König von Neapel ausgerufen. Am 25. Mai überrannten die Spanier die Kaiserlichen bei Bitonto (Süditalien). Zurückblieben 1000 Gefallene und Verwundete. Am 29. Juni schlugen die Franzosen und Piemontesen die Österreicher bei Parma (Oberitalien). Diesmal 6000 Gefallene und Verwundete. Fast zeitgleich – seit April – bis in den August und bis März 1735 verlor Karl VI. auch noch Sizilien an Spanien. Der Verlust von Neapel-Sizilien hieß Ende der Mittelmeermacht Österreichs!
Im Juni 1734 berichtete Prinz Eugen über untaugliche Generale, was dieser auf die lange Friedenszeit zurückführte. Doch das kümmerte Karl VI. nicht im Belanglosesten. Der Kaiser, der vergessen hatte, was er dem Savoyer an Toleranz versprochen hatte, ließ den Prinzen deutlich fühlen, wie sehr ihm an einer Niederlage der Franzosen gelegen war. Somit stand der heldenhafte Savoyer unter Leistungsdruck – mit einer praktisch desolaten Armee. Karl VI. schrieb am 24. Juni an Eugen vom unstillbaren Verlangen durch eine große Aktion entweder im Reich oder in Italien die Übermacht des Hauses Bourbon auf europäischen Boden niederzuringen. Der Kaiser begründete dies damit, dass dies das einzige Mittel sei die Seemächte Großbritannien, Holland, Frankreich und Spanien in Europa davon abzubringen ihre Friedenspläne durchzusetzen. Karl VI. schrieb am 29. Juni 1734 folgendes an Prinz Eugen: "Ein glücklicher Hauptstreich ist das einzige menschliche Mittel, um mich, mein Erzhaus und ganz Europa von der Übermacht des Hauses Bourbon zu retten." Eine große Aktion brachte der stark vergreiste Hofkriegsratspräsident nicht mehr zuwege, verhinderte wenigstens weitere Vorstöße der Franzosen. Das durch Kommandant Feldmarschalllieutnant Gottfried Ernst Freiherr von Wutgenau tapfer gehaltene Philippsburg kapitulierte. Durch ein ausgeklügeltes und lückenloses Verständigungssystem erhielt der Kaiser ehest Bericht von Prinz Eugen mitsamt den Ursachen dieses Desasters. Der Kaiser erfuhr am 19. Juli 1734 in einem umfangreichen Schreiben Prinz Eugens von der Kapitulation Philippsburgs. Der Monarch bemühte sich ein geordnetes Maß an brauchbarem Verständnis aufzubringen, indem er giftig reagierte. Der Kaiser bezweifelte es nicht, dass der Prinz Philippsburg befreit hätte. Karl VI. war auch sicher gewesen, Eugen würde die Franzosen aufhalten und den Ruhm des Kaisers mehren. Der Monarch betrachtete mit Mühe diese Angelegenheit als eine Züchtigung Gottes und resignierte christlich. Jedoch der Kaiser war doch über die Hintergründe des Ärgernisses anteilnehmend. Im September interessierte den Kaiser der Gesundheitszustand Prinz Eugens und entsandte nach Heidelberg Andreas Graf Hamilton, damit dieser diskret den Savoyer beobachte. Von da an betrachtete der Kaiser den Prinzen Eugen mit Argwohn.

Unbedeutende Gefechte#

In der Septembermitte erfuhr der Kaiser von einem unbedeutenden Sieg der Österreicher bei Secchia (Quistello) über ein französisches Lager, dort nahmen die Österreicher Gefangene und Vorräte. Einige Tage später erlitten die Österreicher bei Guastella (Emilia-Romagna) eine Niederlage. Weitere missglückte Geplänkel folgten. Nun setzten Friedensverhandlungen ein, die den Kaiser in die miserable Rolle des Verlierers rückten. Schon im Februar 1735 präsentierte der britische Gesandte Robinson einen geheimen Plan, nachdem zufolge Karl VI. auf die Königreiche Neapel und Sizilien zugunsten Don Carlos verzichten möge – im Gegenzug erhielte der Kaiser Parma, Piacenza, Toskana – ohne Livorno – und das Herzogtum Mailand und ohne das Gebiet von Novara und Tortona (Piemont), das dem König von Sardinien zufiele. Ebenso beabsichtigten die am Krieg beteiligten Mächte die Pragmatische Sanktion offiziell als weiteres Zugeständnis an den Kaiser garantieren. Die Preisgabe Neapels und Siziliens sowie Mailands (Stadt) behagte dem Herrscher keinesfalls. Darüber verständigte er in der ersten Aprilwoche den Herzog von Württemberg, er weigere sich mit dem Haus Bourbon zu einigen, fühlte sich trotz des Beistandes durch die Seemächte von den Bundesgenossen im Stich gelassen. Karl VI. bekrittelte, wenn sie seinen Vorfahren mehr beigestanden hätten, stünde er gegenwärtig besser da. Weiter stellte er ausgiebig fest, die Herzogtümer Parma und Piacenza könnten niemals den Verlust der Königreiche Neapel und Sizilien sowie Zerstückelung des Staates Mailand wettmachen. Sogar die in Aussicht gestellte, aber damals unrealistische Anwartschaft auf das Großherzogtum Toskana nervte ihm. Noch mehr quälte ihn die Abschreibung von zwei Drittteilen an Einnahmen. Der Kaiser warnte sogar, dass mit Hilfe des Königreiches Neapel die Bourbonen in Übereinstimmung des Osmanischen Reiches noch leichter in die deutschen Erblande eindringen könnten. Er befürchtete einen Umsturz in Europa zugunsten der Bourbonen und sah ein Ende in der Sicherheit von Garantien, Traktaten und Eidschwüren. Die Hauptstadt Mailand erblickte der Kaiser nur mehr als Grenzplatz, wo der Fluss Ticino jederzeit vom König von Sardinien passiert werden könnte. Der von seiner althabsburgischen Geltungssucht erstarrte Kaiser beharrte auf einem Erfolg am Rhein, um die destruktive Lage in Italien auszugleichen. Er benachrichtigte am achten Junitag 1735 Eugen vom Wunsch entweder eine feindliche Armee oder eine gegnerische Festung zu attackieren. Der Habsburger versuchte Eugen zu belehren, stellte gleichzeitig indirekt die Klugheit des Prinzen auf eine harte Geduldsprobe und riet zu Militäroperationen im Reich, um eine Korrektur des italienischen Zustandes mit Glück zu bewerkstelligen. Der Prinz brachte zur unheilvollen Verbitterung Karls VI., trotz der zu spät – noch im gleichen Monat – eingelangten russischen Hilfstruppen keine Entscheidung zuwege, begab sich an die Mosel, wo er magere Erfolge – sie erwiesen sich als vollkommen unerheblich – verzeichnete.

Friedensschluss (ohne Prinz Eugen)#

Die Franzosen entschieden sich zum Rückzug. Jedoch an der außenpolitischen Komponente konnte Eugen mittels militärischer Aktionen nichts mehr bewirken und begab sich seit dem 20. Oktober in Richtung Wien. Gänzlich resigniert schloss der Kaiser als gramgepeinigter Verlierer des Polnischen Thronfolgekrieges am 3. Oktober 1735 mit Frankreich zu Wien einen "Präliminarfrieden". Die Unterzeichnung erfolgte bewusst ohne Wissen Eugens im Wiener Trinitarierkloster. Mit diesem Akt wurde der Kriegszustand formell beendet. Stanislaus I. Leszczynski, der seinen polnischen Königstitel behalten durfte, wurde mit der Anwartschaft auf das Herzogtum Lothringen betraut, das dann nach Ableben Stanislaws I. 1766 an Frankreich fiel. Sehr zur Bekümmernis Franz' III. Stephan von Lothringen, der sein Herzogtum, das übrigens als hochverschuldet galt, abtreten musste, und der unter außenpolitischen Druck nachgeben musste, und dem Kaiser als Ausgleich, nach Aussterben der Medici, das Großherzogtum Toskana versprochen hatte. Karl VI. selber verlor an Sardinien Novara und Tortona (Piemont), an den spanischen Bourbonenspross Don Carlos Neapel-Sizilien und erhielt dafür Parma-Piacenza. Natürlich: Der wichtigste Punkt sollte noch folgen, selbstverständlich zur vollsten Genugtuung des Habsburgers: Frankreich erklärte sich ebenfalls bereit die Pragmatische Sanktion anzuerkennen! Endlich verzichtete der deutsche Reichstag in Regensburg im Mai 1736 auf die Zugehörigkeit des Herzogtums Lothringen zum Reich.
Allegorie auf den Frieden von Wien 1735, Gemälde
Allegorie auf den Frieden von Wien 1735, Gemälde von Michel-François Dandré-Bardon, um 1735; Staatliche Kunsthalle Karlsruhe - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei

Nachdem über die Herzogtümer Parma und Piacenza die österreichische Herrschaft 1736 – sie dauerte nur bis 1748 – errichtet worden war, hatte Kaiser Karl VI. später entschieden – in ihnen herrschte seit der Ära der Farnese eine moderne Verwaltung – Reformen zu einem strafferen Zentralismus einzuführen und habsburgtreue Beamte einzusetzen.

Kardinal de Fleury
Kardinal de Fleury - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei

Obwohl der hintergangene Kaiser keine denkbare Handhabe in der Frage um das spanische Königreich mehr besaß, weder politisch noch militärisch, hielt er doch noch immer – teilweise zu Recht, wenn auch nur mehr im geistigen Sinn – an seinem Anspruch auf Spanien fest. Er und beziehungsweise sein Staatsmann Bartenstein verständigten sich mit Frankreich unter Ludwig XV., der durch Kardinal Fleury vertreten wurde. Fleury, von seinen Widersachern stets kritisiert, war ein bescheidener grundgütiger Mensch, wollte mit dem Feindbild Habsburg-Österreich Schluss machen und bot – symbolisch – dem Kaiser die Hand.
Karl VI. hatte sein Leben lang niemals auf Spanien verzichtet. So blieb er Titular-König von Spanien. Wirklich erstaunlich!
Das imposante "C" in seiner Unterschrift, so haben pfiffige Wikipedia-Philosophen herausgefunden, sei ein Hinweis auf "Carlo III. de España."
Erste vorsichtige Schritte eines Zusammengehen Österreichs und Frankreichs wurden gesetzt. Somit auch eine ersehnte Phase der Entspannung in dem Verhältnis beider Länder, obwohl sie nur fünf Jahrzehnte währte. Was auch immer nach 1735 gewesen sein mochte, die Wurzeln für eine vorübergehende Union Österreichs und Frankreichs wurde noch unter Karl VI. gesetzt. Höhepunkt dieser Entwicklung war die spätere Heirat Marie-Antoinette – Enkelin Karls VI. – mit dem nachmaligen Ludwig XVI. Die weitere Geschichte beider ist hinlänglich bekannt.

Einzug des französischen Botschafters Marquis de Mirepoix am 12. Oktober 1738 in Wien. Öl auf Leinwand, 1740
Einzug des französischen Botschafters Marquis de Mirepoix am 12. Oktober 1738 in Wien. Öl auf Leinwand, 1740. Wien Museum - Foto: Yelkrokoyade, Wikimedia Commons - Gemeinfrei

Einzug des französischen Botschafters in die Residenzstadt Wien#

Am 12. Oktober 1738 – 27. Jahrestag der Kaiserwahl – erlebten die Wiener wieder einmal ein glanzvolles Spektakel. Während des feierlichen Einzuges des französischen Botschafters Marquis de Mirepoix fuhren 64 Kutschen und Wägen vom Gartenpalais Schwarzenberg in Wien-Wieden zum Kärntnertor der Residenzstadt Kaiser Karls VI. Ein unbekannter Maler hielt dieses aufsehenerregende Ereignis als relativ großes Ölgemälde für die Nachwelt fest. (Wien Museum) Am 18. November 1738 wurde zu Wien der Friede gemäß den Satzungen des Vorfriedens bekräftigt und geschlossen. Die Ratifikation durch den Kaiser erfolgte zu Jahresschluss und durch Ludwig XV. sieben Tage hernach in Versailles.
Das krisenhafte Verhältnis zwischen Wien und Versailles war damit hinweggefegt und Karl VI. hoffte auf einen neuen Weg für sein Reich Habsburg innerhalb der Geschichte Europas.
Aus Anlass des Wiener Friedens begaben sich am 28. Juni 1739 der Kaiser und seine Ehefrau und den Erzherzoginnen, dem Nuntius Paolucci sowie dem französischen Botschafter Mirepoix zu einem Dankgottesdienst in die St. Stephanskathedrale. Während die Pummerin läutet geht in ihr der Klöppel kaputt. Eine Vorbedeutung?