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Verschwendungssucht - des Kaisers Finanzen#

Augsburger Dukat, Gold, 1738; Karl VI.
Augsburger Dukat, Gold, 1738; Karl VI.; Reichswährung. Gewicht 3,51 Gramm, Durchmesser ca. 21 mm, Stärke 0,80 mm. Der Dukat entsprach vier Gulden - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei

Augsburger Dukat, Gold, 1738
Augsburger Dukat, Gold, 1738; Flußgott und Flussgöttin, Reichswährung - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei

Einkünfte und ihre Höhe#

Der venezianische Botschafter Francesco Donado schätzte 1725 die Einkünfte des Kaisers auf etwa 32 Millionen Gulden. Das wären grob geschätzt unter 2,3 Milliarden Euro! Wenn sich die Staatsregierung in einer Geldverlegenheit befand, so wandte sie sich an die Wiener Stadtbank, so Donado. Sein Nachfolger Daniel Bragadin errechnete 1733 sogar 22 Millionen Gulden an kaiserlichen Einkünften. Die Hälfte davon ging an die Kriegsmaschinerie, zweieinhalb Millionen machten die Pensionen für die Hofspanier aus und der Rest fiel an die kaiserlich-privaten Gewohnheiten wie Hofstaat, Jagd und Ministergehälter. Botschafter Marco Foscarini errechnete 1736 sogar 36 Millionen Einkünfte, die der Kaiser haben soll.

Honorare und andere Ausgaben#

Die von Karl VI. erwünschte Organisation blieb trotz aller seiner gutgemeinten Bemühungen aufgrund der österreichischen Mentalität aus. Karl VI. verordnete sogar (1721) ein Dekret zur Führung der Verwaltung. Verschwendungssucht und unaufhörliche Protektion blieb im Österreich des 18. Jahrhunderts erhalten. Die extrem miserable und schwache Verwaltung des Finanzwesens und des allgemeinen Staatshaushaltes zermürbten auf die Dauer und Verwaltungsapparat. Ein Reichshofrat kassierte generell als vierteljährliches Gehalt an die 4.000 Gulden. Oder Hofkanzler Philipp Ludwig Wenzel Graf Sinzendorf, eigentlich ein Spitzenverdiener in seiner Funktion, erhielt 1732 insgesamt 280.521 Gulden. Vom Einkommen des Kaisers nicht zu reden – eigentlich hatte er ideell betrachtet keines ... wozu auch? Er war der Kaiser! Aber trotzdem einige Gedanken: Der venezianische Botschafter Daniel Dolfin hatte in seinen Berichten auch das Einkommen des Kaisers erwähnt. 1708 dürfte Kaiser Joseph I. ein Jahreseinkommen in Höhe zwischen vier und vierzehn Millionen Gulden besessen haben. Der schwankende Betrag resultierte aufgrund der knappen Finanzen der Hofkammer. Vermutlich wird Kaiser Karl VI. ein ähnliches Gehalt "bezogen" haben. Irrtum! Schätzungen von Botschaftern der Republik Venedig ergaben statistische Werte die zwischen 40 Millionen Gulden, 32 Millionen Gulden, 22 Millionen Gulden und 36 Millionen Gulden schwankten (1722, 1725, 1733 und 1736). Das Hauptetat ging für das Kriegswesen drauf, dann die Pensionen der Hofspanier und endlich für den Hofstaat, Jagd, Minister- und Reichshofrätegehälter. Dazu stützte der Kaiser die Wiener Stadtbank! Er konnte über finanzielle Entscheidungen zu seiner eigenen Person und eigenen Bedürfnis gebieten in jeder Höhe was er wollte: Er gab das Mehrfache von dem aus was die Karlskirche an Baukosten verschlungen hatte. Inflationsbereinigt dürften es 22 Millionen Euro gewesen sein. Aber so genau wird das nie eruierbar oder zumindest nachvollziehbar sein. Oder seinem Schwiegersohn Franz Stephan schenkte er 1722 einige mit Brillanten besetzte Hemdknöpfe im Wert von 14.000 Gulden. Die Liste ließe sich fortsetzen in jegliche Richtung. Der Kaiser beauftragte ein Jahr darauf seinen am Hof beschäftigten Kammerjuwelier namens Johann Detlev van der Pohl mit der Anfertigung teuerster Pretiosen, versprach ihm eine Summe von unter 460.000 Gulden, die der Juwelier nie zu Gesicht bekommen hatte. Karl VI. zählte zu den Herrschern, die nicht gerade sparsam agierten. Der Kaiser galt zu Lebzeiten zwischen 1712 und 1740 in vielen Belangen als großzügig. Ein Heer von Handwerkern, vom Juwelier bis zum Polier hatte von ihm gelebt.
Er gab Unsummen für brauchbare oder weniger brauchbare Sachen aus. Wer den Glanz eines funkelnden Edelsteines, sei es Diamant und Brillant einmal gesehen hat, kommt davon nicht mehr los. Das Funkeln der Macht, vergleichbar dem gleißenden Licht der Sonne im Hochsommer. Vielleicht waren Juwelen im Barock deutliche Insignien der Macht? Der Kaiser schien eine Vorliebe für alles Glitzernde gehabt zu haben. Vor allem schien ihm das Funkeln edler Diamanten und Brillanten im Sonnenlicht des Tages und im Schein flackernder Kerzenflammen. Aber barocke Großzügigkeit war nun mal staatspolitisch eminent. Und Kritik kam damals niemanden zu – das tun wir heute aus der Epoche der Gegenwart zwischen hemmungslosen Konsum und weitverbreiteter Armut sowie Raubbau an Ressourcen, naturbedingten Unbill und lebensgefährlicher Technologien.

Jahresgehälter und das damalige Alltagseinkommen#

Das jährliche Gehalt einer Kaiserinwitwe und deren gab es bis 1720 gleich zwei, lag jenseits von 307.000 Gulden. Zumindest übte Kaiserinwitwe Eleonore Magdalena christliche Frömmigkeit und Freigiebigkeit. Bei der Nachricht ihres Todes im Januar 1720 liefen die Menschen bei der Burg zusammen, und um für sie zu beten. Um 1711 verdiente ein am Schönbrunner Schlossbau beschäftigten Handwerker pro Tag 18 bis 21 Kreuzer. Übrigens 60 Kreuzer entsprachen 1 Gulden. Dieser entsprach vorsichtig geschätzt trotz sämtlicher erfolgter Inflationen gegen 66,66 bis 199,98 Euro. Kann auch schon mehr sein. Zum Vergleich: ein halbes Kilogramm Rindfleisch kostete 5 Kreuzer, 100 Eier 54 Kreuzer und ein Liter Wein lediglich 7 Kreuzer. Am Wiener Hof waren zum Beispiel um 1730 etwa über 2.050 Personen beschäftigt gewesen. Davon waren vermutlich mehr als 25 Prozent Spanier und Italospanier gewesen. Wohl über 500 bis 600 Personen. Fein verteilt in der gesamten Hierarchie. Beinahe ganz Wien stand im Dienst des Kaisers: Zwischen 1710 und 1736 kostete sie jährlich im Schnitt an die 4,5 Millionen Gulden und die Kosten explodierten angesichts des ohnmächtigen Kaisers.
Taler Kaiser Karl VI. und Wappen
Taler Kaiser Karl VI. und Wappen, 1740 - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei

Geldverschlingende Hofspanier#

Eine wahrlich ungünstige Situation politischer Art präsentierte der – jedenfalls aus mangelnder Voraussicht – von Karl VI. am Wiener Hof gegen Ende 1713 eingeführte Spanische Rat beziehungsweise "Consejo de España", der sich als sonderbare Variante einer Parallelregierung entpuppte. Dazu entkroch noch aus dieser Institution eine impertinente, kostenverschlingende Beraterschar, die sich aus spanische und italo-spanische Emigranten zusammensetzte, die zusätzlich in fast jeder Regierungsetage der Monarchia Austriaca einschließlich der österreichischen Besitzungen vertreten war, und immer zum schlechtesten Zeitpunkt, aber mit Wohlwollen ihres Gunstherren Karls VI. ihre Statements – seien sie positiv oder uninteressant erschienen, kundtaten. Was auch immer, der Kaiser stand zu seinen Hofspaniern und er konnte oder wollte sich nur schwer von deren Einfluss lösen. Nur weil er sich wegen der Spanienfrage übertrieben befangen und zu schwach war, weitreichende Entscheidungen zu tätigen.
Mit der Rückkehr des Habsburgers nach Wien kamen etwa eintausend spanische und italo-spanische Emigranten nach Wien. "Das kommt mir spanisch vor" erwies sich als geflügelter Gedankensplitter aus der Zeit Karls VI. Allerdings: Die Wiener besaßen eine seit Jahrhunderten anerzogene Abneigung gegen alles Spanische. Zwar seit der Ära Kaiser Ferdinands I., der in Spanien zur Welt gekommen war und ebendort auch "erzogen" und "verbogen" wurde – er war Bruder Kaiser Karls V. Das lag lange zurück, doch der Wiener Mensch vergisst nichts – und schon gar nicht ungute Angelegenheiten.