Bänkelsänger#
"Bänkleinsänger" findet sich erstmals 1709, die Art der Darbietung kam wohl im 17. Jahrhundert auf. Die Blütezeit fiel in die josephinische Zeit, als nach der "erweiterten Pressfreiheit" 1781 die Texte der Moritaten ohne Zensur gedruckt und verkauft werden durften, und endete im 19. Jahrhundert. Die Ausführenden traten auf Jahrmärkten vor ein schaulustiges Publikum. Ihre "Bühne" war eine einfache Bank, die Szenen wurden mithilfe großer Bilderbogen illustriert, auf die der Vortragende zeigte. Die in Versen abgefassten Texte hatten Kriminaltaten, Naturkatastophen und andere Sensationen zum Inhalt. Der Wiener Musiker Eberhard Kummer (1940-2019) hatte solche Gesänge - z.B. über den Räuber Rinaldo Rinaldini - im Repertoire. Seine Tonträger vermitteln einen lebendigen Eindruck von der Vortragsweise der Bänkelsänger. Die Bezeichnung Moritaten (seit 1862 gebräuchlich) könnte sich ebenso von dieser "Moral von der Geschicht" wie von der "Mordtat" ableiten.
Quellen:
Beitl: Wörterbuch der deutschen Volkskunde. Stuttgart 1974. S. 58
Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Wien 1992-1997. Bd. 1/S. 245
Schauderhafte Moritaten. Hg. Theodor F. Meysels. Salzburg. o.J.
Siehe auch:
Heimatlexikon