Ballspiel#
Das kugelförmige Spiel- und Sportgerät verdankt seinen Namen dem altgriechischen "ballein" (werfen), damals richtete man in den Palästen eigene Ballspielräume ein. Es entwickelten sich zahlreiche Kinderspiele und Sportarten, deren Faszination bis heute anhält (wie bei Fußballmeisterschaften).
Die ältesten erhaltenen profanen Wandmalereien in Wien, die Neidhartfresken sind im Haus Tuchlauben 19, als Außenstelle des Wien Museums im "Neidhart-Festsaal" konserviert und zugänglich gemacht. Sie zeigen Szenen aus den Dichtungen des Minnesängers Neidhart von Reuental (um 1180 - 1240). Themen des um 1398 entstandenen Bilderzyklus sind u.a. ein Fest mit Ballspiel und eine Schneeballschlacht. Eine Dame schießt einen grünen Ball, der wohl aus Pflanzen hergestellt wurde. Es war damals üblich, einem Ritter durch Ball- oder Kranzwurf seine Gunst zu zeigen. Die Schneeballschlacht endet in einer Rauferei.
Auf dem Kinderspielbild von Pieter Bruegel d.Ä. (1525-1569) von 1560 fand die amerikanische Forscherin Jeannette Hills eine Reihe von Ball- und Kugelspielen. Beim "Sauball" muss mit einem kleinen Ball ein Loch getroffen werden. Beim "Lochball" gibt es für jeden Spieler eine Grube im Boden, in welche die Kugeln gerollt werden. Sieger ist, wer verhindern kann, dass sich gegnerische Kugeln in seiner Grube befinden. Beim "Nüssespiel" sind vier Nüsse, Kugeln oder Bälle aufeinander geschichtet. Wer auf den Haufen schießt und ihn umwerfen kann, hat gewonnen. Beim "Anschlagen" (Anmäuerln) werden Kugeln an die Wand geworfen und rollen zu Boden. Trifft man eine dort liegende Kugel, kann man diese zu sich nehmen. "Roß Bajard" hieß ein Spiel, bei dem Kinder hintereinander mit gegrätschten Beinen stehen, durch die sie den Ball rückwärts rollen.
In Wien bestanden seit dem 16. Jahrhundert einige kaiserliche und private Ballspielhäuser. Nach dem k.k. Hofballhaus ist der Ballhausplatz benannt. Es wurde dort nach 1520 für das Tennisspiel (gioco della palla) errichtet, das Erzherzog Ferdinand in Spanien kennengelernt hatte. Nach einem Brand der Hofburg (1525) verlegte man die Sportstätte auf den Michaelerplatz, sie wurde 1741 als Hofburgtheater adaptiert. Der Nachfolgebau entstand wieder auf dem Ballhausplatz. Nach 1858 wurde der Sport dort nicht mehr gepflegt, das Gebäude für Kanzleien und Museumsdepots verwendet und im Zuge einer größeren Umgestaltung der Umgebung (u.a. Bau des Glashauses im Burggarten) 1903 abgetragen. 1628 ist ein privates Ballhaus in der Himmelpfortgasse nachzuweisen, in dem man Ende des 17. Jahrhunderts deutsche und italienische Komödien aufführte. Ein weiteres Ballhaus in der Teinfaltstraße diente ebenfalls als Theater. Die selbe Funktion erfüllte ab 1658 das Ballhaus in der Ballgasse 8, an dessen Stelle 1772 das Innungshaus der Tischler entstand. Auch im Stadtgraben soll 1805 ein privates Ballhaus gestanden sein.
Quellen:
Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Wien 1992-1997. Bd. 1/S. 239 f.
Jeannette Hills: Das Kinderspielbild …Wien 1998
Katalog Neidhart-Fresken. Historisches Museum der Stadt Wien. Wien 1987
Bild:
Das Ballhaus auf dem Ballhausplatz. Aus: Wilhelm Kisch, Die alten Straßen und Plätze Wiens, Wien 1883
Siehe auch:
Ballspiel