Ess- und Trinkgeschirr #
Auf mittelalterlichen Tafeln, die nach der Mahlzeit "aufgehoben" (weggetragen) wurden, gab es wenig Geschirr. Pieter Breughels "Bauernhochzeit" aus dem 16. Jh. zeigt die Verwendung von Holztellern bei ländlichen Festen. Im Alltag löffelten alle Familienmitglieder Suppe aus einer großen keramischen Schüssel. Städter benützten individuelle Teller aus Zinn, dem "Silber des Bürgers". Im 16. Jh. kamen weiß glasierte und bunt bemalte "Majolika"-Teller aus Mallorca. Sie erhielten im 18. Jahrhundert Konkurrenz durch das billigere Steingut. Auf den adeligen Tafeln verdrängte das 1708 in Meißen erstmals hergestellte Porzellan das Silbergeschirr. Für die damals in Europa neuen Getränke Kaffee und Schokolade erfand man Porzellanschalen mit Henkeln.
Im 19. Jh. kam emailliertes Blechgeschirr für die ärmeren Schichten auf. Das Material des 20. Jahrhunderts sind Kunststoffe, das im 21. Jh. als Einweggeschirr verboten wird. Die Materialien des Ess- und Trinkgeschirrs spiegeln die soziale Entwicklung und Trends wie Individualisierung, Trennung von Wohn- und Arbeitsplatz, Tischsitten, Hygiene, Umweltschutz - Recycling, Naturmaterialien - usw.
Trinkgläser bestanden vor 1500 aus dem einheimischen, grünlichen Waldglas. Dann importierte man farblose Gläser aus Venedig.
Bild:
Porzellanteller mit dem für die Manufaktur Meißen charakteristischen Zwiebelmuster, Foto: Helga Maria Wolf, 2009