Freikünstler #
Objekte, die als "Volkskunst" bezeichnet werden, sind - wenn nicht Handwerkskunst - das Werk Einzelner, "die sich in ihrer Art mit schmückender oder bildender Kunst beschäftigen". Einige begabte "Bastler und Tausendkünstler" sind namentlich bekannt, wie Karl Ringswirth aus Feuersbrunn am Wagram, Niederösterreich. Er soll 1889 den ersten jener Hütersterne hergestellt haben, die zum charakteristischen Zeichen der Weinhüter in dieser Gegend wurden. Die Geduldsarbeit besteht aus vielen kleinen Sternen, in konzentrischen Kreisen auf Leisten genagelt. Während der Weinlese bei den Hüterhütten aufgesteckt, zeigten sie an, dass Unbefugte die Weinberge nicht betreten durften und zierten danach das Presshaus. Leopold Schmidt (1912-1981) erkor den Hüterstern als Umschlagbild seiner "Volkskunde von Niederösterreich". Als der Verein für Volkskunde 1982 eine Auszeichnung "für Verdienste auf fachlich-volkskundlichem Gebiet insbesondere des Sammelns und Dokumentierens" stiftete, wählte man ebenfalls diesen Stern.
Ein anderes "Dorfgenie" war der Röschitzer Weinhauer Ludwig Weber, der in den 1930er- Jahren die Lösswände seines Kellers mit unzähligen Reliefs verzierte, sodass der Weberkeller heute eine Attraktion für Touristenführungen darstellt. Schmidt nennt noch weitere Laien, die als Sonntagsmaler bekannt wurden und verweist darauf, dass sich unter Hirten und Holzknechten zahlreiche begabte Freikünstler befanden.
Quellen:
Leopold Schmidt: Volkskunde von Niederösterreich. Horn 1972. Bd. 1/S. 126
Bild:
Leopold Schmidt: Volkskunde von Niederösterreich. Buchumschlag mit Hüterstern-Abbildung