Holzknecht#
Der Beruf des Holzknechts entwickelte sich gleichzeitig mit dem Entstehen der Eisenindustrie im 16. Jahrhundert. Die Berufsangehörigen blieben unter sich, Söhne von Holzknechten ergriffen den Beruf ihrer Väter. Sie lebten meist in Gruppen in Hütten im Wald. An den Wänden waren rundum feste Bänke, für die Nachtruhe gab es keine Betten, sondern eine etwas erhöhte, gezimmerte "Schlafbühne". In der Mitte des Raumes befand sich ein steinerner Herd. Meist wurde gemeinschaftlich gekocht. Fettreiche Kost - in Butterschmalz gebackene Nocken, Sterz oder Schmalzkoch (Mus), Eierspeise - gab Kraft. Ab dem 17. Jahrhundert entstanden in Niederösterreich Holzhauersiedlungen, wo ganze Familien nahe der Arbeitsstätte wohnten.
Der Verdienst war schlecht und wurde manchmal durch Hausindustrie aufgebessert. Das Fällen, die Holzbringung im Winter mit Schleifen und Schlitten, das Schwemmen und Triften im Wasser erforderte gut eingespielte Arbeitsgruppen. Zur Zeit des Großkahlschlags umfasste eine Holzknechtpartie ("Pass") zehn oder mehr Arbeiter. Die "Knechte" standen unter der Leitung des Passführers. Dieser Forstfacharbeiter teilte die Arbeit ein und war für die Gruppe und deren Geräte verantwortlich. Die Werkzeuge waren Axt, später Säge, eine breitschneidige Asthacke, Beil, Werkzeug zum Entrinden ("Schinder") und der "Sapin" zum Schlichten der Baumstämme. Der Hackenstiel diente zugleich als Maß. Zur Verständigung und als Signal des Arbeitsschlusses gab man Klopfzeichen mit der Hacke. Die Verrechnung erfolgte mit Kerbhölzern.
Die Arbeitskleidung musste funktionell sein, daher wurde beim Bearbeiten des Holzes ein Lederschurz oder ein blaues Fürtuch getragen. Der Wetterfleck als altartiger, praktischer Schutz gegen die Witterung bestand aus einem grauen oder grünen Lodenstück mit einfachem Ausschnitt. Die festen Lederschuhe waren gut gefettet, um wasserfest zu sein. Wenn nur Holzschuhe zur Verfügung standen, wurden die Sohlen mit Pech rutschfest gemacht. Als Festtagstracht verbreitete sich die seit 1850 übliche graugrüne Jägertracht aus Loden nach dem Vorbild des Erzherzogs Johann (1782-1859). In Niederösterreich waren schwarze Lederhosen, Röhrenstiefel, weißes Hemd, Janker und Leibl mit Silberknöpfen und die an der Uhrkette getragene Taschenuhr üblich. Dazu kam ein grüner Hut mit schmaler Krempe und ein rot-weiß getupftes Halstuch.
In Gutenstein (Niederösterreich) informiert das Waldbauernmuseum in der aus dem Jahr 1576 stammenden Hofmühle über die Arbeit der Holzknechte und ein Dutzend ähnliche Gewerbe. Das Museum ist aus der privaten volkskundlichen Sammlung von DI. Wilhelm Ast und Professor Hiltraud Ast hervorgegangen.
Quellen:
Arthur Haberlandt: Taschenwörterbuch der Volkskunde Österreichs. Wien 1959. Bd.2/S. 55 f.
Günter Richter: Der Holzknecht in Niederösterreich. Wien 1984.
Waldbauernmuseum
Virtuelles Holzknechtmuseum
Bild:
Stammtischzeichen der Holzknechte, ehem. Niederösterreichisches Museum für Volkskultur, Groß-Schweinbarth. Foto: Helga Maria Wolf, 2009
Siehe auch:
Heimatlexikon
Holzknechtbräuche in: Verschwundene BräucheDas Buch der untergegangenen RitualeHelga Maria WolfBrandstätter VerlagWien2015