Jubiläum#
Papst Bonifaz VIII. (1230-1303) bestimmte das Jahr 1300 zum ersten christlichen Jubeljahr. Nach dem Wunsch des Erfinders, der die geistliche Macht über die weltliche stellte (Bulle "Unam sanctam", 1302), sich von Königen bedienen ließ und die Laien als Feinde des Klerus bezeichnete, sollte alle 100 Jahre ein "Heiliges Jahr" stattfinden. Seine Nachfolger riefen verschiedentlich nach 50, 33 (Lebenszeit Jesu) oder (seit 1475) 25 Jahren eines aus. Aus diesem Anlass öffnet der Papst symbolisch die sonst vermauerten Heiligen Pforten der Hauptkirchen Roms. Das "Heilige Jahr" ist mit dem Jubiläumsablass verbunden. Der vollkommene Ablass der Sündenstrafen wurde allen versprochen, die bußwillig nach Rom wallfahrteten, spendeten und bestimmte Kirchen besuchten. Biblisches Vorbild war das Jobeljahr (hebr. yôvel Widderhorn, das zu Beginn eines solchen Jahres geblasen wurde) des Alten Testaments (Lev 25, 8-13). Es sollte nach 7 x 7 Jahren soziale Ungerechtigkeiten ausgleichen - Schuldenerlass, Rückgabe gekaufter Felder - und als heilig gelten. Nach einem Vierteljahrhundert ist 2025 wieder ein Heiliges Jahr. Es soll nicht nur ein spirituelles Ereignis sein, der Vatikan plant auch eine Reihe von Sozialprojekten.
Das Wort Jubilar kam im 18. Jahrhundert auf. Es werden zunehmend Jubiläen zu weltlichen Anlässen gefeiert, wie "runde" Geburtstage, Jubelhochzeiten, Bestandsjubiläen von Firmen - wobei oft schon ein Jahr den Anlass bildet. Wenn ein Produkt (z.B. Auto) eine bestimmte Produktionszahl erreicht hat, ist dies ebenso mit einem Ritual verbunden, wie der Empfang eines 10.000. Ausstellungsbesuchers.
Quellen:
Beitl: Wörterbuch der deutschen Volkskunde. Stuttgart 1974. S 417
Christian Fichtinger: Lexikon der Heiligen und Päpste. Salzburg 1984. S. 76, 213
2025, publiziert 15.5.2024
Bild:
Papst Pius XI. öffnet die hl. Pforte zum hl. Jahr 1924. Kleines Andachtsbild. Gemeinfrei