Jubiläum#
Papst Bonifaz VIII. (1230-1303) bestimmte das Jahr 1300 zum ersten christlichen Jubeljahr. Nach dem Wunsch des Erfinders, der die geistliche Macht über die weltliche stellte (Bulle "Unam sanctam", 1302), sich von Königen bedienen ließ und die Laien als Feinde des Klerus bezeichnete, sollte alle 100 Jahre ein "Heiliges Jahr" stattfinden. Seine Nachfolger riefen verschiedentlich nach 50, 33 (Lebenszeit Jesu) oder (seit 1475) 25 Jahren eines aus. Aus diesem Anlass öffnet der Papst symbolisch die sonst vermauerten Heiligen Pforten der Hauptkirchen Roms. Das "Heilige Jahr" ist mit dem Jubiläumsablass verbunden. Der vollkommene Ablass der Sündenstrafen wurde allen versprochen, die bußwillig nach Rom wallfahrteten, spendeten und bestimmte Kirchen besuchten. Biblisches Vorbild war das Jobeljahr (hebr. yôvel Widderhorn, das zu Beginn eines solchen Jahres geblasen wurde) des Alten Testaments (Lev 25, 8-13). Es sollte nach 7 x 7 Jahren soziale Ungerechtigkeiten ausgleichen - Schuldenerlass, Rückgabe gekaufter Felder - und als heilig gelten. Papst Franziskus hat ein außerordentliches Heiligen Jahr der Barmherzigkeit 2015/2016 ausgerufen.
2025 ist wieder ein Heiliges Jahr. Es steht unter dem Motto „Pilger der Hoffnung“. Papst Franziskus eröffnete es am Heiligen Abend 2024 mit drei Hammerschlägen gegen die rechteste der fünf Türen, die in die Vatikanische Basilika führen. Heilige Pforten gibt es in vier Papst-Basiliken in Rom: in der Lateranbasilika Sankt Johannes im Lateran (San Giovanni in Laterano), im Petersdom, in der Basilika Sankt Paul vor den Mauern (San Paolo fuori le Mura) und in der Basilika Santa Maria Maggiore. Der Vatikan rechnet mit 32 Millionen Pilgernden im Heiligen Jahr 2025, Roms Bürgermeister Roberto Gualtieri mit mehr als 100.000 Pilgerinnen und Pilgern pro Tag.
Zentrales Element der römisch-katholischen Jubiläumsjahre ist die Wallfahrt nach Rom. Wer in einem Heiligen Jahr dort unter anderem die sonst zugemauerten Pforten durchschreitet, kann einen Ablass erhalten. Wie schon beim letzten regulären Heiligen Jahr zur Jahrtausendwende kann der Ablass nicht nur durch Pilgern nach Rom gewonnen werden. So können sich Kranke und Gefangene geistig mit den Pilgernden vereinen. Zudem zählen auch Werke der Barmherzigkeit und Spenden für wohltätige Zwecke als mögliche Mittel, einen Ablass zu erlangen.
Das Wort Jubilar kam im 18. Jahrhundert auf. Es werden zunehmend Jubiläen zu weltlichen Anlässen gefeiert, wie "runde" Geburtstage, Jubelhochzeiten, Bestandsjubiläen von Firmen - wobei oft schon ein Jahr den Anlass bildet. Wenn ein Produkt (z.B. Auto) eine bestimmte Produktionszahl erreicht hat, ist dies ebenso mit einem Ritual verbunden, wie der Empfang eines 10.000. Ausstellungsbesuchers.
Quellen:
Beitl: Wörterbuch der deutschen Volkskunde. Stuttgart 1974. S 417
Christian Fichtinger: Lexikon der Heiligen und Päpste. Salzburg 1984. S. 76, 213
2025, publiziert 23.12.2024
2025, publiziert 7.1.2025
Bild:
Papst Pius XI. öffnet die hl. Pforte zum hl. Jahr 1924. Kleines Andachtsbild. Gemeinfrei
