Judas Thaddäus, hl.#
Der Apostel Judas Thaddäus war der Sohn eines Jakobus (Lk 6, 16; Joh 14,22) und ist nicht zu verwechseln mit Judas, genannt Ischariot, der Jesus verriet.
Nach der Legende sollte Judas für König Abgar von Edessa ein Christusbild malen. Jedoch wurde er vom himmlischen Glanz geblendet, und Gott selbst vollendete das Bild. Nach einer anderen Überlieferung wirkte Judas gemeinsam mit Simon in Syrien, Mesopotamien und Persien. Sie erlangten königliches Vertrauen und viele Bewohner ließen sich taufen. In zahlreichen Wundertaten bewiesen sie die Machtlosigkeit der dort tätigen Zauberer und Priester. Diese erschlugen Judas mit einer Keule und folterten Simon mit einer Säge zu Tode.
Reliquien befinden sich im Petersdom in Rom. Der populäre Kult begann erst im 18. Jahrhundert. Das 19. Jahrhundert machte den Apostel zum Patron der Bedrängten und Helfer in aussichtslosen Anliegen. Damals entstanden unzählige Andachtsbüchlein und Statuen in den Kirchen. Der Gedenktag wird zugleich mit seinem Gefährten am 28. Oktober ("Simon und Judas") begangen. Judas Thaddäus zählt zu den Kanon-Heiligen.
Darstellungen zeigen Judas Thaddäus, entsprechend den Legenden, mit der Keule, vor der Brust hält er ein Medaillon mit dem Bild Jesu. Statuen dieser Art fehlen in kaum einer Wiener Kirche und sind meist von Kerzenständern, Opferstöcken und Votivtafeln begleitet. Häufige "Nachbarn" sind Bilder der Theresia von Lisieux und Herz-Jesu-Statuen. Oft liegen Fürbittbücher auf, in die man seine Anliegen schreibt um Hilfe vom Heiligen zu erbitten und für die dann gebetet wird.
Der hl. Judas Thaddäus ist "der" Patron in allen schweren Nöten und verzweifelten Situationen.
Es war und ist ein frommer Brauch, vor seinen Statuen mit Gebet und Spenden Hilfe zu suchen. In Wien ist die Kirche Am Hof, die 1908-1952 von den Jesuiten betreut wurde, ein Zentrum der Verehrung. Ein Pater gab einem zuvor nicht besonders beachteten Bild einen guten Platz in der Beichtkapelle, wodurch die Verehrung sprunghaft anstieg. Der Orden veranstaltete Andachten, Novenen (neuntägiges Gebet)und Predigten zu Ehren des Heiligen. Seit 1912, und besonders im 1. Weltkrieg, wurden hunderte Votivtafeln für ihn angebracht. Sie bedecken nicht nur die Wände in der Kapelle, sondern auch im Vorraum und in der Kirche selbst. Die erste und einzige ihm geweihte Kirche in Österreich (Wien 19, In der Krim, 1932) entwickelte sich schnell zum Wallfahrtsziel und ist Sitz des St. Judas Thaddäus-Bundes, einer Gebetsgemeinschaft.
Quellen:
Alle heiligen Zeiten. Lieder und Texte im Jahreskreis. Atzenbrugg 2010. S. 200 f.
Beitl: Wörterbuch der deutschen Volkskunde. Stuttgart 1974. S. 417
Herbert Nikitsch: Verortungen der Judas Thaddäus Verehrung. In: Alliierte im Himmel. Hg. Gottfried Korff. Tübingen 2006. S. 223-262
Heiligenlexikon
Bild:
Votivtafel für Judas Thaddäus, Johannes-Nepomuk-Kapelle,Wien 9, Foto: Helga Maria Wolf, 2008