Kloster#
Die ersten Klöster (lat. claustrum - verschlossener Ort) entstanden im 4. Jahrhundert in Ägypten und Palästina aus Einsiedlerkolonien. Den Prototyp des abendländischen Klosters schuf Benedikt von Nursia (480-547) im Jahr 529 in Monte Cassino (Italien). Seine "Regula Benedicti" prägt bis heute die monastische Frömmigkeit. Der ihm zugeschriebene Grundsatz "Ora et labora" zeigt die Bedeutung der Ausgewogenheit von spirituellen und physischen Tätigkeiten.
Klöster waren und sind nicht nur Orte geistlichen Lebens, sondern auch Zentren des Handwerks und der Landwirtschaft, Kunst, Forschung und Sammlung (z.B. Bibliotheken). Im Mittelalter bewahrten sie das Wissen der Antike, kulturelle Arbeiten und Schulbildung fanden ausschließlich in Klöstern statt. Hier entwickelte Techniken im Landbau, in der Pflanzenzucht, Kräuter- und Heilkunde wurden an die Bevölkerung weitergegeben. Viele Kenntnisse lebten noch lange im sogenannten Volksglauben, populärer Heilkultur und Bauerngärten. Ein typischer Kolonisationsorden war der benediktinische Reformorden der Zisterzienser. Die Mönche rodeten umfangreiche Waldgebiete, in Niederösterreich z.B. Heiligenkreuz, Lilienfeld, Zwettl. Sie waren Experten der Hydrologie und errichteten Fließbrunnen, deren Brunnenhäuser kunstvoll ausgestattet waren. Der Klosterplan von St. Gallen (Schweiz) zeigt den idealtypische Grundriss eines frühmittelalterlichen Klosters. Der Klosterhof ist die meist quadratische und von einem Kreuzgang umgebene zentrale Fläche um die sich Klosterkirche, Refektorium (Speisesaal), Dormitorium (Schlafräume) und Kapitelsaal (Versammlungsraum) gruppieren. Dazu kommen Neben- und Wirtschaftsgebäude.
Zu den monastischen Orden, deren Angehörige ein Leben lang in nur einem Kloster leb(t)en, zählen Benediktiner(innen), Zisterzienser(innen) und Kartäuser. Mit der Entwicklung der Städte entstanden neue Gemeinschaften, wie Hospital- und Bettelorden (Franziskaner, Dominikaner, Karmeliter, Augustiner, Antoniter). Die Mönche der Stadtklöster widmeten sich vor allem der Seelsorge und Predigt. Im konfessionellen Zeitalter kam es in Wien zur geförderten Ansiedlung neuer Orden, Historiker sprechen von einer "Klosteroffensive".
2022 bestanden in Österreich rund 200 Ordensgemeinschaften. Die Zahl der Ordensmänner (1.226 Priester und 359 Ordensbrüder) war rückläufig, ebenso die Zahl der Ordensfrauen In Österreichs Klöstern lebten 2.828 Schwestern (2021 waren es 3.008) 27 Klöster und Stifte zählen zum Tourismusverein "Klösterreich". Davon befinden sich 22 in Österreich, zwei in Tschechien und je eines in der Schweiz, in Deutschland und Ungarn.
Quellen:
Beitl: Wörterbuch der deutschen Volkskunde. Stuttgart 1974. S. 456 f.
Helga Maria Wolf: Mythos Wasser. St. Pölten 2009. S. 8 f.
Wikipedia: Kloster (Stand 3.3.2024)
Orden in Österreich
Klösterreich
Bild:
Kreuzgang der 1327 gegründeten ehem. Zisterziensierabtei Neuberg an der Mürz (Steiermark). Foto: Alfred Wolf, 2008
Siehe auch:
Essay Klöster, Kirchen und Kultur