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Helga Maria Wolf#

Bunte Ostereier#

Foto: Doris Wolf, 2023 height=

Farben beleben nicht nur den Alltag, im Jahreskreis der Feiertage spielen sie eine besondere Rolle. Am deutlichsten wird das zu Ostern, dem höchsten Fest der Christenheit. Auf den ersten Blick fällt ein teils kirchlicher, teils profaner Brauch auf: die vielen bunten Ostereier. Eier sind das klassische Symbol für Ostern, ein Zeichen des Lebens und der Auferstehung. Als solches bringt man sie zur Speisenweihe in die Gotteshäuser.

Bemalte Eier als Grabbeigabe sind aus der europäischen Antike überliefert. Die christlichen Gemeinden kannten Ostereier, ursprünglich nur rot gefärbt. Zeitweise durften die Hühnereier in der Fastenzeit nicht gegessen werden, umso mehr waren danach vorhanden. Als Naturalabgabe für den Grundherrn, Pfarrer, Mesner oder Lehrer wurden sie nicht freiwillig abgeliefert. Andererseits gab es gefärbte und verzierte Exemplare für Kinder, Paten, als Liebes- und Verehrungsgabe. 1615 verschenkten die Bürger von Straßburg (Strasbourg) im Elsass, einer Landschaft im Osten Frankreichs an der Grenze zu Deutschland, bemalte, gekratzte, marmorierte und goldene Ostereier. Der Phantasie waren keine Grenzen gesetzt, Die Schalen waren durch Kratzen, Ätzen oder Malen mit Mustern verziert. Ausgeblasene Eier enthielten Spruchbänder, welche die Beschenkten herausrollen konnten. In der Barock- und Biedermeierzeit beliebt war etwa: "Aus lauter Lieb und lauter Treu schenk ich dir dies Osterei." Auch beim Material wurde nicht gespart, wertvolle Präsente bestanden aus Porzellan, Glas oder Metall, wie die berühmten Fabergé Eier, die der Zar Ende es 19 Jahrhunderts beim Hofgoldschmied für seine Gattin anfertigen ließ. Sie enthielten im Inneren eine Überraschung und sind heute Millionen Euro wert.

In Österreich werden alljährlich 20 Millionen Ostereier gekauft, meist im Supermarkt. In einer burgenländischen Eierfärberei kocht, färbt und verpackt jede Maschine 10.000 Stück pro Stunde.40 Personen sind dabei beschäftigt. Klassiker ist nach wie vor das rote Ei. Daneben gibt es glänzende und matte, bunte in 50 Farben, Pastell (seit 2017), gold und regenbogenartig gefärbte, spiralische und Pünktchen-Eier. Stark zunehmend ist der Trend nach Bio-Eiern und Bio-Farben. Wer es selbst "natürlich" versuchen will, kann Rote Rüben, Zwiebelschalen. Heidelbeeren, Tee, Holunder oder Blaukraut probieren.

Aktenkundig wurden die Ostereier 1682. Damals kritisierte der (protestantische) Medizinprofessor Georg Franck von Frankenau in der Abhandlung "De ovis paschalibus – von Oster-Eiern" gesundheitliche Schäden durch den Genuss von "Haseneiern". Dass der Osterhase die Eier lege und verstecke, nennt er "eine Fabel, die man Einfältigen und Kindern aufbindet“. Etwas später, 1691, schrieb der (katholische) Abt Jakob Vogler vom Kloster Schuttern (Baden-Württemberg, Deutschland) in sein Tagebuch: "Den hiesigen Kindern gebe ich zu Ostern im Garten versteckte Eier." Vom Dichter Johann Wolfgang von Goethe ist überliefert, dass er 1783 ein Fest veranstaltete, bei dem Kinder Ostereier suchten.

Anders als bei den Eiern, die man nach Lust und Laune färben konnte, gab es bei den liturgischen Farben seit dem Messbuch von 1570 genaue Vorschriften. Zuvor entsprachen Farben wie Schnitt der Messgewänder der antiken Alltagskleidung. Aus dem Sekret der Purpurschnecke gewann man Rosa, Rot, Grün, Violett und Schwarz. Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil wird Weiß in der Oster- und Weihnachtszeit, für die Feste des Herrn, Marias, der Engel und heiliger Nicht- Märtyrer verwendet. Die rote Farbe, die Blut, Feuer, und den Heiligen Geist symbolisiert, ist für Palmsonntag, Karfreitag, Kreuzerhöhung, Pfingsten sowie Apostel- und Märtyrerfeste vorgesehen. Violette Farbe haben die in der Liturgie verwendeten Gewänder und Textilien (Paramente) in den Bußzeiten des Advents und der Fastenzeit. Zu Gaudete, dem dritten Adventssonntag, und Laetare, dem vierten Fastensonntag, darf Rosa an die Stelle von Violett treten. Als Trauerfarbe kann Violett das Schwarz ersetzen. In der allgemeinen Kirchenjahrs-Zeit wird Grün verwendet, man nennt sie daher auch "grüne Sonntage". In der Karwoche trägt ein Tag, der "Hohe Donnerstag" auch den Namen dieser Farbe,. Weit verbreitet ist der Brauch, am Gründonnerstag Kräutersuppe oder Spinat zu essen. Den an diesem Tag gelegten "Antlass-Eiern" wird Segen spendende und Unheil abwehrende Wirkung zugesprochen. Sie sollten Haus und Hof schützen, als Auszeichnung hat man sie mancherorts bunt gefärbt.


Erschienen in Schaufenster Kultur.Region, Frühjahr 2023


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