Postbüchel#
Mehr als 300 Jahre hindurch überreichten die Briefträger den Wienern ein Postbüchel als Neujahrsgabe. 1701 verfasste Johann Jordan das erste, zugleich das erste Wiener Straßenverzeichnis: "Schatz, Schutz und Schantz deß Ertz-Hertzogtumbs Oesterreich. das ist ein sehr genaue und ordentliche Beschreibung aller Gassen, Plätz, Palläst, Häuser und Kirchen der berühmten Haubt- und Kayserl. Residenz-Statt Wienn ; dermalen an statt eines neuen Jahres-Offert demütigist dediciert ..." Briefträger waren damals selbständig erwerbstätig, die Post wurde erst 1722 verstaatlicht.
Bis in die 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts erfreuten sich die kleinen Druckwerke großer Beliebtheit. Die Neujahrsgabe als persönliches Präsent des Briefträgers wurde von diesem auf eigene Kosten angeschafft und in Erwartung eines Trinkgelds verteilt - nach dem Motto: "Wir geben Reime, sie geben Geld". Die Heftchen nahmen auf aktuelle Ereignisse Bezug, sie enthielten Gedichte und Geschichten, waren illustriert und später mit bunten Titelblättern versehen. In millionenfacher Auflage in allen Teilen der Monarchie verbreitet, gab es sie in deutscher, tschechischer und ungarischer Sprache.
Quellen:
Informationen zur Ausstellung "P(r)ost Neujahr !" im Technischen Museum. Wien 2007
Straßenverzeichnis
Bild:
Postbüchel 1892, "Das erste Jahr im neuen Wien" (nach der Eingemeindung der Vororte). Gemeinfrei