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Praterattraktionen#

Toboggan

Schon wenige Wochen, nachdem Kaiser Josef II. (1741-1790) im April 1766 den Wiener Prater für die Allgemeinheit geöffnet hatte, nahmen dort Gaststätten und Unterhaltungsbetriebe den Betrieb auf. Der erste Schausteller war der Sprachlehrer Johann Damen, er stellte Hutschen und Ringelspiele auf. Immer neue Attraktionen kamen dazu, auf die Ausrufer lautstark aufmerksam machten. 

Auch Zirkusse schlugen im Prater ihre Zelte auf oder spielten in festen Häusern.

Ein berühmter Praterhüttenbesitzer war der Italiener Basilio Calafati (1800-1878), der um 1840 durch sein dampfbetriebenes Karussell "Zum großen Chineser" bekannt wurde. Um die 9 m hohe Statue eines Chinesen liefen von Lokomotiven gezogene Waggons auf Schienen. Das im Zweiten Weltkrieg zerstörte Wahrzeichen wurde 1967 nachgebaut und schon zuvor eine Verkehrsfläche im Prater Calafatiplatz benannt. Zudem betrieb der Schausteller eine Gastwirtschaft und ein "Kunstkabinett" mit Skurrilitäten wie Geistererscheinungen, wilden Tieren und Automaten. 

Eine Geisterbahn gab es seit dem Weltausstellungsjahr 1873. 1933 wurde das "Geisterschloss" errichtet, das man in zweisitzigen Wagen durchquerte, um grotesk-schaurige Dinge zu erleben: "Türen werden mit Gepolter aufgestoßen, innen herrscht tiefe Finsternis … da springt aus einer Ecke etwas Schreckliches auf dich los, schon scheint es dich zu packen …" Bis 1949 kamen mehrere Praterunternehmen dieser Art dazu. 

Die erste Grottenbahn Europas wurde 1898 beim Lokal "Zum Walfisch" eröffnet. Sie war elektrisch betrieben und zeigte auf 600 m Länge 18 Grotten mit "hübschen Gnomen- und Märchendarstellungen", Orgelklänge begleiteten die Fahrt. 

Am Ostermontag 1909 erfolgte die Eröffnung der Hochschaubahn neben dem Riesenrad, im Gelände des Themenparks "Venedig in Wien". Ein Engländer, der bereits in London und in den USA solche Anlagen betrieb, war der Auftraggeber des "American Scenic Railway". Die Kosten betrugen eine Million Gulden, die Länge der Hochschaubahn eine Meile (1 englische Meile = ca. 1,6 km). 

Unter Panoptikum verstand man eine Kuriositätenschau. 1827 gab es ein Wachsfigurenkabinett im Prater. Das 1871 eröffnete Präuscher's Panoptikum, mit 2000 Wachsfiguren, tierischen und medizinischen Präparaten, verbrannte fast vollständig im Zweiten Weltkrieg. 

Präuscher baute 1886 die erste große Rutsche. Berühmt waren die 70 m lange Wasserrutschbahn, die 1899 bis 1903 hinter dem Riesenrad in Betrieb war, und die Turmrutschbahn Toboggan. Der 2008/09 renovierte Toboggan steht als einzig erhaltene Holzrutschbahn der Welt unter Denkmalschutz. Sie ist 25 m hoch und 100 m lang.

Schaukeln waren, wie Ringelspiele, die ältesten Praterattraktionen. Sie standen oft bei den Gastwirtschaften. Um sie in Schwung zu bringen, benötigte man einen starken Mann, den "Hutschenschleuderer".

Nach langen Diskussionen eröffnete 2008 der "neue Wiener Prater" mit kulissenartigen Aufbauten à la 1900 auf dem Riesenradplatz. 2023 bietet de 260.000 m² große Vergnügungspark 250 Einzelattraktionen von 80 Betreibern.


Quellen:
Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Wien 1992-1997. Bd. 1/S. 25, 542, Bd. 2/ S. 487 f., 616, Bd. 4/S. 486, 596, Bd. 5/S. 68
Hans Pemmer, Ninni Lackner: Der Wiener Prater einst und jetzt. Wien 1935. S. 12, 171 f.
Prater 2019, publiziert 2.11.2019

Bild:
Beim Toboggan im Wiener Prater. Foto: Alfred Wolf, 1953


Siehe auch:
--> Advinents Affentheater