Schlitten#
Nachweislich seit dem 15. Jahrhundert vergnügten sich Bürger bei Fahrten mit künstlerisch verzierten Pferdeschlitten. Auf einer schmalen Truhe mit hohen Lehnen nahmen zwei Personen Platz, der Kutschierende saß an der hinteren Lehne. Diese Art der "Gasselschlitten" blieb bis ins 16. Jahrhundert in Verwendung. Geistliche kritisierten den Luxus der Gefährte und das Vergnügen der Fortbewegung auf Kufen. Bei Fastnachtszügen, wie dem Nürnberger Schembartlauf, dienten die Fahrzeuge als Symbol der "verkehrten Welt" und der "Hölle".
Im 17. Jahrhundert fanden Schlitten Eingang in die adelige Festkultur. Berühmt waren die barocken Schlittagen des Kaiserhauses, die bei Tag oder nächstens bei Fackelschein stattfanden, während der Regierungszeit Karl VI. (1685-1740) und Maria Theresias (1717-1780). Vergoldete Schlitten hatten die Gestalt von Tieren oder Fabelwesen. Die Teilnehmer versuchten, einander an Luxus zu übertreffen. Die Straßen der Innenstadt wurden sogar eigens mit Schnee bedeckt. Das "Volk" freute sich am Spektakel der Herrschaften, das unter Joseph II. (1741-1790) eingestellt wurde.
Auf dem Lande waren Schlitten - im Sommer und im Winter - eines der ältesten Transportgeräte bei der Waldarbeit, im Bergbau und in der Landwirtschaft. Die Kufen bestanden aus Holz oder Rinderknochen.
Das 19. Jahrhundert, eine Hoch-Zeit des Wagenbaus, brachte nicht nur im städtischen Bereich neue Luxusschlitten, man entdeckte die - in Österreich so genannte - "Rodel" als Sportgerät. 1883 fand in Davos (Schweiz) das erste internationale Schlittenrennen statt. 1964 wurde Rodeln auf der Kunstbahn zur olympischen Disziplin. Für Kinder gibt es zahlreiche Modelle, von der traditionellen Holzrodel bis zu Kunststoffgeräten.
Quellen:
Kathrin Pallestrang: Wintertraum, in: Österreichische Zeitschrift für Volkskunde. Wien 2002. S. 37 f.
Bild:
Schlittenfahrt im Wienerwald, Klosterneuburg um 1960. Foto: Wolf