Tagewählerei#
Die Tagewählerei beruht auf dem antiken Glauben an Glücks- und Unglückstage. Die Schwendtage bestimmten das Tun bzw. Unterlassen gewisser Tätigkeiten.
Obwohl seit frühester Zeit Theologen dagegen auftraten, später auch Martin Luther (1483-1546) - von dem der Begriff stammt - blieb die Tagewählerei üblich. Nach der Erfindung des Buchdrucks und der Verbreitung von Kalendern und Bauernpraktiken wurde sie vom Kaiser bis zum Bauern noch beliebter. Ein 1523 in Deutschland gedruckter Kalender nennt die Tätigkeiten, die man an bestimmten Tagen ausführen oder unterlassen soll, wie Pflanzen, Aderlassen, Haus kaufen, Schatzgräberei usw.
Glückstage bildeten den Gegensatz zu den Unglückstagen. Im antiken Rom war es die überwiegende Zahl von 236, doch war von ihnen weniger die Rede als von den Schwendtagen. Bauernkalender nannten meist 52 Glückstage, darunter viele Lostage. Nach einer Freiburger Handschrift des 16. Jahrhunderts sollten Heiligentage oder biblische Bezüge für bestimmte Tätigkeiten günstig sein, z.B. für die Gewinnung von Holz der 7. Oktober, weil da Salomon Bäume für den Tempel fällte, der 31. Oktober, als der hl. Wolfgang Holz für seine Kapelle schlug, ebenso der 1. November, als Noah die Arche baute.
Quelle:
Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Berlin 1937/1987. Bd. 8 / Sp. 650 f.
Bild:
Der Tag des hl. Wolfgang, 31. Oktober, soll gut für Holzarbeiten sein. Aus dem Kalender von Jörg Glockendon, 1526
Siehe auch:
Essay Unglück