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Schwendtage#

Die - regional unterschiedlichen - 42 "verworfenen Tage" des Jahres gehen auf die antiken Dies Atri (schwarze Tage oder Unglückstage) zurück. An diesen sollte man nicht arbeiten und nichts Neues beginnen. Der altrömische Kalender bezeichnete die Monatsmitte als Iden, den 5. Monatstag als Nonen. Im März, Mai, Juli und Oktober fielen sie auf den 7. Monatstag und die Iden auf den 15. des Monates. In den übrigen Monaten fielen die Iden auf den 13. Tag. Sie waren den Göttern geweiht, daher tabu, Arbeit hätte Entweihung bedeutet, das galt z.T. auch für die Nachtage. 

Das Wort schwenden (vgl. verschwenden) bedeutet "verschwinden machen" (z.B. Unterholz eines Waldes ausreuten, fortschaffen, verbrauchen). Das Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens nennt eine Reihe vermeintlicher Konsequenzen der Unglückstage: Wird ein Kind an einem solchen geboren, bleibt es kränklich, stirbt bald oder gewaltsam, eine geschlossene Ehe wird unglücklich, Verletzungen heilen nicht, Reisende leiden Schaden. Was verschwinden soll, wie Schmerzen oder Krankheiten, soll man an Schwendtagen behandeln. 

Schon vom Apostel Paulus und dem Kirchenvater Augustinus (354-430) bekämpft, bestand der Glaube an die antiken Unglückstage weiter. Seit dem 13. Jahrhundert gab es Verzeichnisse der Glücks- und Unglückstage, die anfangs nur den lesekundigen Oberschichten zugänglich waren, doch bis ins 19. Jahrhundert populär blieben.


Quellen: 
Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Berlin 1937/1987. Bd. 8/Sp. 650 f.
Matthias Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch. Leipzig 1885/1992. S. 261


Siehe auch:
Schwendtage in: Verschwundene BräucheDas Buch der untergegangenen RitualeHelga Maria WolfBrandstätter VerlagWien2015jetzt im Buch blättern