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Das Streben nach „stabilem Wissen“#

Der Grazer Internet-Pionier, Informatiker und Mitbegründer des Austria-Forum Hermann Maurer über allgemein Wissenswertes, Zeitreisen und die Weisheit der Vielen.#

Von

Thomas Wolkinger (22. August 2013)


Hermann Maurer
Univ.-Prof. Dr.Dr. h.c. mult. Hermann Maurer, MAE
© Austria-Forum

Bitte erklären Sie das Austria-Forum in drei Sätzen.

Hermann Maurer: Das Austria-Forum ist eine umfassende Sammlung von Wissen mit Schwerpunkt Österreich. Ziel ist es, Informationen in zitierbarer Form zur Verfügung zu stellen, das heißt zeitlich stabil und mit nachweisbarer Quelle. Das Austria-Forum ist ein Projekt in Arbeit: Ein erstes Niveau soll Ende 2014 erreicht werden, ganz fertig wird und kann es nie werden.

Das Austria-Forum will für ÖsterreicherInnen relevantes “Allgemeinwissen” abbilden. Was ist denn überhaupt “allgemein” wissenswert?

Maurer: Man spricht immer wieder von „Allgemeinbildung“. Dabei ist diese so umfangreich, dass niemand in allen Bereichen genug wissen kann. Das Austria-Forum soll auf einer allgemein verständlichen Ebene alles anbieten, das für Österreicher interessant ist: auch über die Grenzen von Österreich und Sprachen hinaus. Einen Vollständigkeitsanspruch hat das Austria-Forum nicht, aber den Anspruch, über Bücher (Web-Books) auch „Zeitreisen“ zu erlauben und einige Aspekte sehr detailliert zu erläutern.

Im Austria-Forum werden Beiträge von Experten erstellt bzw. verifiziert und können – anders als auf Wikipedia – danach nicht mehr geändert werden. Sind Experten “intelligenter” als “der Schwarm”? Finden sich nicht auch unter Wikipedia-Editoren “Experten”?

Maurer: Die „Weisheit der Vielen“ ist beachtlich, aber dann schreibt auch Andrew Keen über den „Cult of the Amateur“. Die Qualität oft gelesener Wikipedia Einträge ist recht gut. Sicher gibt es auch sehr gute Experten bei der Wikipedia. Nur ist die Wikipedia unzitierbar und damit unzuverlässig, weil sich Beiträge ändern (man kann sich allerdings auf eine bestimmte Version festlegen), vor allem steht aber hinter jedem Artikel ein meist anonymes Autorenteam.

Ich halte das für einen ganz großen Fehler. Wenn jeder Beitrag einen verantwortlichen Autor hätte, der in seinem Lebenslauf ausweist, dass er für gewisse Gebiete qualifiziert ist und nur über diese schreibt, wäre das ein enormer Gewinn. Dass alles unter Creative Commons läuft, ist auch ein Fehler: Damit kann man manche Quellen, die auf Einnahmen angewiesen sind, nicht verwenden bzw. zerstört sie, genau wie das Andrew Keen sagt.

Ist es angesichts der aktuellen “Informationsexplosion” nicht ein nachgerade unmögliches Unterfangen – zu versuchen, “alles” alte und neue Wissen zu verifizieren?

Maurer: Jein. Ein Trick ist es natürlich, bestehendes Wissen nicht neu zu schreiben, sondern es höchstens zu verifizieren. Ich sage „höchstens“: Denn wenn ich ein Buch eines bekannten Autors eins zu eins verwende brauche ich den Inhalt nicht mehr verifizieren: Ich wälze meine Verantwortung auf Verlag und Autoren ab. Ähnliches gilt für Archive und Museumsbestände.

Was erwartet sich das Austria-Forum, das ja Projektpartner ist, vom “Blogmobil”?

Maurer: Viele interessante Beiträge für das Austria-Forum, sowie uns das Heimatlexikon mit ServusTV einige beschert hat. Und zwar Beiträge – auch neues gescanntes aber eben als Buch schon verifiziertes Material –, die man sonst nie in einem Lexikon finden würde: die Verknüpfung von damals und heute, von Kultur und Technik, von Sammler zum Fan, von altem Wissen in neuer Form. Ja, und dann würde ich lügen, wenn ich nicht auch hoffen würde, dass das Austria-Forum damit noch bekannter wird!

Ein Prognose: das Austria Forum in 20 Jahren?

Maurer: Wenn meine Nachfolger funktionieren, wird das Austria-Forum in 20 Jahren einer der am leichtesten zugängigen Wissensspeicher Österreichs sein, und viele Nachahmer gefunden haben. Dass Server mit regionalem Schwerpunkt Charme haben, zeigt das Serbia-Forum als erster Nachahmer. Und ich weiß, dass weitere folgen werden.


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