Primizen schnell erklärt#
Regens Kanonikus Monsignore Mag. Franz Josef Rauch ist Vorsteher des Priesterseminars in Graz. Im Interview erklärt er die wichtigsten Punkte zum Thema Primiz.#
Von
Katja Winkler (13. September 2013)
Was ist eine Primiz?
Primiz leitet sich vom Lateinischen „prima missa“ ab und bedeutet „die erste Messe“. Der neugeweihte Priester feiert zum ersten Mal eigenständig als Messvorsteher die heilige Messe. Die Primiz findet in der Steiermark üblicherweise eine Woche nach der Priesterweihe statt und wird traditionsgemäß in der Heimatgemeinde gefeiert.
Der Diakon feiert also schon bei der Priesterweihe eine Messe?
Streng genommen feiert er bei der Priesterweihe seine erste Messe, ja. Allerdings konzelebriert er bei der Priesterweihe. Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil ist es nämlich möglich, dass Priester bei Messen mit dem Messvorsteher – dem Hauptzelebrant – konzelebrieren. Bei der Priesterweihe ist der Bischof der Hauptzelebrant. Bei der Primiz ist der Neugeweihte der Hauptzelebrant.
Seit wann gibt es Aufzeichnungen von feierlichen Primizen?
Primizen wurden vor etwa 150 bis 200 Jahren zu Volksfesten hochstilisiert. Denn für die Menschen war der Priesterberuf früher etwas ganz besonders, in gewisser Weise ist er es auch heute noch. Vor 50 bis 60 Jahren gab es in der Oststeiermark besondere Primiz-Traditionen. Dort wurde die Primiz oft drei Tage lang gefeiert. Es wurden „Primizhütten“ gebaut, eine Art Baracken, in denen der ganze Ort feierte.
Wie wird eine Primiz gefeiert?
Nach dem heutigen Ritus ist jede Messe gleich. Das wurde beim Zweiten Vatikanischen Konzil so festgelegt. Man kann aber Messen unterschiedlich festlich gestalten. Die Primizmesse wird liedtechnisch natürlich besonders gestaltet.
Welche Besonderheiten gibt es bei Primizen?
Etwas Besonderes ist auf jeden Fall der Primizsegen. Es ist der erste Segen, den der Neugeweihte spendet. Man glaubt, dass es eine besondere Gnade ist, wenn man den ersten Segen vom Neupriester empfängt. Denn diesen Segen bekommt man nicht alle Tage.
Was ist eine Primizkrone?
Man könnte theologisch sagen, der Priester stellt Christus dar, er ist ein anderer Christus. Und Christus ist der Hohe Priester, der König und der Prophet in Ewigkeit. Er ist kein König von dieser Welt, sondern im geistlichen Sinn. Der Priester stellt Christus durch die Krone auch als König dar. Die Neugeweihten tragen heute bei Primizen aber keine Kronen mehr, dieser Brauch ist abgekommen.
Was ist eine Primizbraut?
Die Primizbraut ist als Symbol zu verstehen. Ein junges, nicht verheiratetes Mädchen, symbolisiert die eigentliche Braut, nämlich die Kirche. Denn die Theologie besagt, dass der Priester nicht verheiratet ist, er lebt zölibatär. Aber er ist mit der Kirche verheiratet. Die Kirche ist Mutter aber sie ist auch Braut. Und die Kirche als Braut wird durch eine sogenannte Primizbraut symbolisiert. Heute gibt es die Primizbraut aber nicht mehr. Bekommt der Neugeweihte Priester auch Geschenke?
Die geladenen Gäste bringen Geschenke zur Primiz mit. Damit kann der Primiziant beispielsweise das Essen finanzieren, denn oft gibt es Geldspenden. Manche Primizianten bereiten aber auch einen Gabentisch vor. Bücher, Stolen in allen Farben, Messgewänder, Chorröcke, Gutscheine, Kelche, Garnituren für Messgänge oder Messkoffer für Auswärtsmessen sind beliebte Geschenke.