Primiz#
von Heimo Müller1. Begriffserklärung#
Das Wort Primiz leitet sich vom lateinischen „prima missa“ ab und bedeutet „die erste Messe“. Die Primiz ist die erste heilige Messe, die ein neugeweihter Priester eigenständig als Messvorsteher zelebriert. Die Primiz wird traditionsgemäß in der Heimatgemeinde des neugeweihten Priesters gefeiert.
2. Priesterweihe und Primiz#
Einer Primiz geht immer die Priesterweihe voraus. Der Priesteranwärter wird in dieser Messe zum Priester geweiht. Bei der Priesterweihe konzelebriert der Neugeweihte erstmals bei einer Messe. Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil ist es möglich, dass Priester auch konzelebrieren. Zuvor war es üblich, dass ein einzelner Priester der Messe vorsteht und sie alleine zelebriert, die anderen Priester waren nur anwesend. Heute können mehrere Priester gemeinsam mit dem Messvorsteher die heilige Messe feiern. Der Vorsteher einer Messe wird Hauptzelebrant genannt. Die anderen Priester scharen sich als Konzelebranten um ihn und feiern die heilige Messe im Stillen mit. Bei der Priesterweihe ist der Bischof der Hauptzelebrant, der Priesteranwärter ist der Konzelebrant. Der Bischof weiht den Kandidaten im Rahmen einer Messe zum Priester. Ist die Weihehandlung abgeschlossen, ist der Kandidat Priester und die Messe wird fortgesetzt. Da der Neugeweihte bei dieser Messe bereits konzelebriert, feiert er bei seiner Priesterweihe streng genommen seine erste Messe. Bei der Primiz ist der neugeweihte Priester der Hauptzelebrant der Messe. Das besondere an einer Primiz ist dementsprechend, dass der Neugeweihte erstmals als Messvorsteher die Verantwortung für die heilige Messe trägt. Primizen werden üblicherweise eine Woche nach der Priesterweihe gefeiert, können de facto aber bereits einen Tag nach der Priesterweihe stattfinden.
3. Ablauf der Primizmesse#
Nach dem heutigen Ritus, der beim Zweiten Vatikanischen Konzil beschlossen wurde, ist das Grundgerüst jeder einzelnen Messe dasselbe. Messen können aber unterschiedlich festlich gestaltet werden. Primizmessen werden liedtechnisch besonders gestaltet, Kirchen- sowie Kinder- und Jugendchöre gestalten die Messe meist mit.
Eine Messe gliedert sich immer in zwei Hauptteile. Der erste Hauptteil besteht aus Einleitung mit Begrüßung und Einstimmung sowie dem Wortgottesdienst. Im Wortgottesdienst hört man die Lesung, das Evangelium Evangelium, die Predigt sowie das Glaubensbekenntnis und die Fürbitten. Dazwischen werden immer wieder Lieder gesungen.
Der zweite Hauptteil besteht aus der Eucharistiefeier und den Schlussteil. Bei der Eucharistie werden die Gaben – Brot und Wein – zum Altar gebracht. Der Priester spricht dann das Große Hochgebet, die Wandlungsworte Jesu. Damit sind die Gaben in Leib und Blut Christi gewandet. Der Höhepunkt der Eucharistie ist die Kommunion: Das Essen der Gaben und die Gemeinschaft mit Gott. Auch Primizen werden nach diesem Messschema gefeiert. Rund zehn weitere Priester konzelebrieren bei der Primiz mit dem Neugeweihten. Die Anzahl der Konzelebranten hängt von den Priesterfreundschaften ab, die der Neupriester bereits geknüpft hat. Diese Priester konzelebrieren mit dem Primizianten, jeder einzelne von ihnen feiert die Messe mit. Sie helfen dem Neugeweihten beispielsweise beim Spenden der Kommunion. Hauptsächlich bringen sie mit ihrer Anwesenheit aber die Freude zum Ausdruck, dass jemand zum Priester geweiht wurde. Ihre Anwesenheit zeigt auch, dass ein Priester niemals für sich alleine geweiht wird, sondern auch für andere: Für die Gemeinde, die Kirche, die Gläubigen. Ein Priester ist auch immer auf ein Presbyterium zugeordnet, eine Gemeinschaft von Priestern, die um einen Bischof geordnet sind. Sie bilden eine sakramentale Gemeinschaft und sind durch die Mutter Kirche wie Brüder miteinander verbunden.
4. Besonderheiten der Primiz#
4.1. Primizpredigt#
Bei einer Primiz hält nicht wie sonst üblich der Hauptzelebrant, also der Neugeweihte, die Predigt. Es ist üblich, dass der Primiziant einen anderen Priester bittet, die Predigt zu halten. Meist bittet der Primiziant ein besonders Vorbild, der ihn während seiner Ausbildung begleitet und beratschlagt hat, die Predigt zu halten.
4.2. Primizsegen#
Eine Primizmesse endet mit dem Primizsegen. Der Primizsegen ist ein besonderer Segen. Es herrscht der Glaube, dass es eine besondere Gnade ist, wenn man den ersten Segen eines Neupriesters empfängt. In früherer Zeit haben die Menschen oft tagelange Fußmärsche zurückgelegt, um den Erstlingssegen eines Neupriesters zu empfangen. In der Kirche gibt es jedoch keine Lehre die besagt, dass jemand besondere Vorteile hat, wenn er den Primizsegen empfängt. Für die Menschen war und ist der Segen aber dennoch etwas Besonders, denn den Segen eines Neupristers kann man nicht jeden Sonntag empfangen.
4.3. Primizbraut#
Bei Primizen gab es früher auch die Primizbraut. Die Primizbraut hat einen symbolischen Charakter. Sie st ein in weiß gekleidetes, junges, nicht verheiratetes Mädchen. Sie symbolisiert die eigentliche Braut, nämlich die Kirche. Der Priester lebt zölibatär, ist aber mit der Kirche verheiratet. Die Kirche ist Mutter aber sie ist zugleich auch Braut. Und die Kirche als Braut wird durch eine sogenannte Primizbraut symbolisiert. Der Priester stellt Christus dar und hat die Kirche zur Braut, die er heiratet. Die Primzbraut wurde nicht von der Kirche abgeschafft, es war ein Brauch, der mittlerweile nicht mehr üblich ist.
4.4. Primizjungfrauen#
Bei jeder Primiz gibt es Primizjungfauen. Meist sind es die Erstkommunionkinder der Heimatgemeinde. Sie sind in weiß gekleidet und begleiten den neugeweihten Priester an dem Primiztag.
4.5. Primizmahl#
Im Anschluss an die Primizmesse wird das Primizmahl eingenommen. Geladene Gäste, Verwandte, Freunde, Weggefährten, andere Priester, Honoratioren und Pfarrgemeinderäte kommen zusammen und nehmen das Mahl gemeinsam mit dem Neugeweihten ein.
4.6. Primizgeschenke#
Anlässlich seiner Primiz bringen geladene Gäste dem Primizanten Geschenke. Oft sind es Gelspenden, womit der Primiziant beispielsweise das Primizmahl finanzieren kann. Oft gibt es Gabentische mit Geschenken, die sich der Primiziant wünscht. Bücher, Stolen in allen Farben, Messgewänder, Chorröcke, Gutscheine, Kelche, Garnituren für Messgänge, Messkoffer für Auswärtsmessen kommen als Geschenke für neugeweihte Priester in Frage.
4.7. Primizzeremoniär#
Ein Neugeweihter Priester wird bei den Vorbereitungen für seine Primiz von einem Primizzeremoniär unterstützt. Meist ist ein Studienkollege, der noch nicht zum Priester geweiht wurde, Zeremonienmeister. Er begleitet den Primizianten und sorgt für die richtige Abwicklung der Primiz. Im Vorfeld ist er für die Anmeldungen zur Primiz zuständig und gibt auch Auskünfte über mögliche Geschenkideen.
4.8. Primizstrauß und Primizkrone#
Der Primizstrauß ist ein schöner Blumenstrauß, der auch heute noch bei Primizen überreicht wird. Er ist ein Ausdruck der Freude und wird dem Primizianten vor der Messfeier überreicht.
Die Primizkrone gibt es heute nicht mehr, früher wurde sie aber vom Primizianten während der Primizmesse getragen. Der Priester stellt, als Vorsteher der Gemeinde, Christus dar er ist ein anderer Christus. Christus ist der Hohe Prister, der König und der Prophet in Ewigkeit. Er ist kein König von dieser Welt, sondern im geistlichen Sinn. Der Priester stellt Christus auch als König dar und trägt deshalb die Krone. Das ist eine sehr alte Tradition, die es heute noch in der orthodoxen Kirche gibt.
4.9. Primizgewand#
Das Gewand eines Priesters besteht aus drei Teilen: Die Alba ist ein langes, weißes Unterkleid, das bis zu den Schuhen reicht. Über die Alba legt der Priester die Kasel, das Messkleid. Kasel bedeutet „Haus, Häuschen“, es bedeckt den Körper wie ein Hausdach. Den letzten und wichtigsten Teil bildet die Stola, die sich der Priester um den Nacken hängt. Sie ist das Amtszeichen des Priesters und ist in verschiedenen Farben verfügbar. Der Primiziant trägt bei der Primiz weiße Kleidung und auch die Stola ist weiß.
Das Messgewand des Primizianten ist meistens besonders schön. Oft wird es gespendet, da Neugeweihte meist über keine finanziellen Ressourcen verfügen.
Das Messgewand wird dem Primizianten unmittelbar vor der Messe überreicht. Es muss spätestens am Beginn der Messe angelegt werden. Manchmal wird es vor der Kirche angezogen.