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Briefmarke, 100. Geburtstag von Grete Rehor
© Österreichische Post

100. Geburtstag von Grete Rehor#

Sonderpostmarke

Grete Rehor, die als erste Ministerin in die politische Geschichte Österreichs einging, wurde am 30. Juni 1910 in Wien geboren. Nach der Volksschule besuchte sie die Bürgerschule und danach ein Lehrerseminar; ihren Berufswunsch, Lehrerin zu werden, konnte sie wegen der schweren Zeiten nach dem Krieg jedoch nicht realisieren. Als Textilarbeiterin ermöglichte sie sich den Besuch einer Handelsschule sowie zahlreicher sozialpolitischer Abendkurse, wo sie sich das Rüstzeug für ihre späteren Tätigkeiten holte. Ihre gewerkschaftliche Arbeit begann 1927, und zwar als Sekretärin im Zentralverband der christlichen Textilarbeiter Österreichs. In der Folge, von 1928 bis 1938, war Grete Rehor die erste Frau im Jugendbeirat der Wiener Arbeiterkammer und hatte in dieser Funktion maßgeblichen Einfluss auf die Aktionen „Jugend am Werk“, „Jugend in Not“ und „Jugend in Arbeit“.

Im Jahr 1935 heiratete sie Karl Rehor, der gemeinsam mit dem späteren Bundeskanzler Josef Klaus die christliche Jugendbewegung „Junge Front im Arbeiterbund“ gründete. Ab 1943 – ihr Mann fiel als Soldat in Stalingrad – war Grete Rehor Kriegswitwe und alleinerziehende Mutter einer Tochter. 1945, kurz nach Kriegsende, entstand der Österreichische Gewerkschaftsbund, in welchem Grete Rehor den Grundstein für ihre politische Karriere legte. Als Bundesvorsitzende der FCG in der Gewerkschaft der Textil-, Bekleidungs-, und Lederarbeiter war ihr kein Betrieb zu weit entfernt, um den Kontakt mit allen Gewerkschaftern unter schwierigsten Bedingungen aufrecht zu erhalten. Im Frauenreferat des ÖGB übte sie die Funktion einer Vorsitzenden-Stellvertreterin aus, und als Mitglied des Bundesvorstandes arbeitete sie intensiv an der Schaffung eines einheitlichen Gewerkschaftsbundes. 1949 wurde sie von der ÖVP als erste Frau für den größten Wiener Wahlbezirk nominiert; bis 1970 nahm sie ihre Verantwortung als Nationalratsabgeordnete wahr.

Als die ÖVP im März 1966 die absolute Mehrheit errang und eine Alleinregierung bildete, wurde Grete Rehor die erste Bundesministerin der Republik Österreich. „Es ist wichtig und richtig, wenn Frauen auch in höchste Positionen vordringen. Dies entspricht nicht nur der Bevölkerungs- und Beschäftigungsstruktur, sondern auch der Wählerstruktur“, meinte sie in einem ihrer ersten Interviews. In ihrer Amtsperiode setzte Grete Rehor zahlreiche Meilensteine für die Arbeitnehmer, und das Sozialbudget stieg von 1965 bis 1970 um unglaubliche 66 Prozent! Mehr als hundert Sozialgesetze, die während ihrer Amtszeit verabschiedet wurden, brachten ihr den durchaus wohlwollenden Spitznamen „schwarze Kommunistin“ ein – und auch nach ihrer Zeit als Ministerin engagierte sie sich bis ins hohe Alter in vielen sozialen Bereichen. Am 28. Jänner 1987 verstarb die hoch angesehene Politikerin; der Wiener Grete Rehor-Park erinnert auch heute noch an diese große österreichische Persönlichkeit.


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