200 Jahre Mechitaristen in Wien#
Sonderpostmarke
Man schrieb den 18. Februar 1811, als die Mechitaristen mit ihrem damaligen Abt Erzbischof Babikian unter großen Feierlichkeiten in ihr neues Kloster in Wien einzogen. Heute, 200 Jahre später, erinnert eine eigene Sondermarke an dieses Ereignis – das elegante Wertzeichen zeigt in seinem ansprechend gestalteten Motiv einen wertvollen antiken Bücherschrank aus der Bibliothek der Mechitaristen, die mit ihren rund 2.600 Manuskripten, 160.000 Büchern und 170.000 Zeitschriftenbänden unschätzbare Werte beinhaltet.
Zur Geschichte: Vor die Tatsache gestellt, einen neuen Aufenthaltsort zu finden, entschieden sich die nach Wien geflüchteten Mechitaristenpatres, die Haupt- und Residenzstadt der Donaumonarchie zu ihrem neuen Heimatort zu machen, wobei ihnen diese Entscheidung durch die gute Beziehung zum Kaiserhaus mit Sicherheit erleichtert wurde. Dieses Verhältnis beruhte im Übrigen auf gegenseitigem Interesse. Abgesehen von ihrer kulturellen und geistigen Arbeit leisteten die Mechitaristen für die Monarchie und deren Ansehen im Ausland wesentliche Dienste. Durch die im Orient errichteten Schulen und ihre dortige Missionstätigkeit betrieben die armenischen Patres gewissermaßen Imagepflege für das Kaiserhaus, indem sie das kulturelle Erbe Österreichs in diese fernen Länder trugen und damit große kulturpolitische Leistungen vollbrachten. Der gänzlich mittellos dastehenden Congregation wurde in Wien von vielen Seiten geholfen, wie etwa auch von der Wiener Bevölkerung, die den bei ihr beliebten „Padri Armeni“ mit Lebensmittelspenden über die ärgste Not hinweghalf. Als neues Zuhause wurde ihnen das ehemalige Kapuzinerkloster „Am Platzl“ in der Vorstadt St. Ulrich, das sich im heutigen 7. Wiener Gemeindebezirk befindet und auf dessen Platz auch das später neu erbaute Mechitaristenkloster steht, zur Verfügung gestellt.
Unter dem Nachfolger des ersten Wiener Generalabtes der Mechitaristen, Generalabt Azarian, begann für die Congregation ein „Goldenes Zeitalter“ – sowohl auf wissenschaftlichem Gebiet als auch in Bezug auf die baulichen Aktivitäten. Letzteres betraf auch den Erwerb eines neuen Sommersitzes. Im Jahre 1820 hatten die Mechitaristen das Gut Zeilern bei Melk in Niederösterreich erworben. Wegen der für damalige Verkehrsverhältnisse großen Entfernung von Wien wurde dieser Besitz jedoch wieder veräußert und das näher gelegene ehemalige Franziskanerkloster in Klosterneuburg gekauft und als Sommersitz ausgebaut. Aber auch das Mutterhaus in Wien musste nach einem Großbrand im oben erwähnten St. Ulrich im Jahre 1835 vollkommen neu aufgebaut werden. Die Pläne dazu stammen übrigens vom Wiener Architekten Joseph Kornhäusel, dem Erbauer des Wiener Schottenstiftes, der zuvor auch die Kapelle des Sommersitzes in Klosterneuburg geplant hatte.