200 Jahre Gesellschaft der Musikfreunde#
Blockausgabe
Am 29. November und am 3. Dezember 1812 wurde in der Winterreitschule der Wiener Hofburg jeweils das Händel-Oratorium „Timotheus“ aufgeführt – diese Konzerte gelten als Initiativ-Veranstaltungen zur Schaffung der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. Gründer des Vereins war ein gewisser Joseph Sonnleithner (1766-1835), der damals Sekretär der Wiener Hoftheater war. Der Erlös der beiden Konzerte sollte der neu gegründeten Institution zugute kommen, der Reingewinn betrug schließlich ganze 25.934 Gulden. Laut ihren Statuten, die im Jahre 1814 entstanden, ist die “Emporbringung der Musik in allen ihren Zweigen” der wichtigste Zweck der Gesellschaft. Dieser wurde (und wird) auf dreifache Weise erreicht: erstens durch die Veranstaltung eigener Konzerte, zweitens durch die Gründung und Führung eines Konservatoriums, und drittens durch die systematische Sammlung musikhistorischer Dokumente, sprich: die Betreibung eines Archivs. Bis heute prägt freilich das private Engagement der einzelnen Mitglieder das Wirken dieser bedeutenden Gesellschaft.
Ab 1831 veranstaltete die Gesellschaft der Musikfreunde Konzerte in einem Saal an den Tuchlauben, der sich mit nur 700 Sitzplätzen jedoch bald als zu klein erwies. 1863 schenkte Kaiser Franz Joseph der Gesellschaft das Areal gegenüber der Karlskirche. Das von Theophil Hansen entworfene Haus, das bald als „Wiener Musikverein“ Weltberühmtheit erlangte, feierte mit einem fulminanten Konzert am 6. Jänner 1870 seine feierliche Eröffnung.
Das oben erwähnte Konservatorium indes war die erste öffentliche Musikschule Wiens und wurde 1819 unter dem Violinisten Joseph Böhm gegründet. Bereits um das Jahr 1818 begann Hofkapellmeister Antonio Salieri eine Gesangsklasse zu bilden. Am 19. April desselben Jahres stellten sich die ersten 24 Studenten des Konservatoriums in einem Gesellschaftskonzert der Musikfreunde der Öffentlichkeit vor und gaben einen A cappella-Chor Salieris zum Besten. Im 19. Jahrhundert erfuhr die Einrichtung eine deutliche Erweiterung und fand zahlreiche nachahmende Einrichtungen. 1909 wurde das private Institut schließlich als „k.k. Akademie für Musik und darstellende Kunst“ verstaatlicht – damit war sie der Vorgänger der heutigen Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Das attraktive runde Markenmotiv zeigt den eleganten „Goldenen Saal“ des Wiener Musikvereins, in dem ausschließlich hochkarätige Musikveranstaltungen stattfinden – so zum Beispiel auch die berühmten Neujahrskonzerte der Wiener Philharmoniker.