Anton Romako – Bildnis Isabella Reisser#
Sondermarke#
In welch großem Kontrast steht die mondäne Aufmachung dieser Dame der Gesellschaft zu dem irritierenden und nervösen Ausdruck in ihrem Gesicht – ob Isabella Reisser mit diesem Porträt Anton Romakos, das 2014 zum Briefmarkenmotiv der Österreischischen Post avancierte, wohl zufrieden war?
Romako, ein österreichischer Landschafts-, Historien- und Porträtmaler, der 1832 nahe Wien als unehelicher Sohn eines Fabrikanten geboren wurde und dem Ferdinand Georg Waldmüller während des Studiums an der Wiener Akademie jegliches Talent absprach, machte sich zuerst im Ausland einen Namen. In Österreich blieb er stets umstritten und wurde vor allem für seine psychologischen Schilderungen gleichermaßen verehrt wie kritisiert. Romako stellte sich gegen die Vorherrschaft der Malerei des schönen Scheins im Stile Hans Makarts, gegen den er allerdings nicht ankam. Während eines langen Aufenthalts in Rom war er ein gefragter Genremaler und porträtierte die führende Gesellschaftsschicht. Als er nach Wien zurückkehrte, fand er hier wenig Anklang. Seine Art und Weise, das Innere des Modells schonungslos bloßzulegen und diesem geheimnisvoll-skurrile Züge zu verleihen, wurde nicht gerne gesehen, ihm wurden exzentrische Übertreibung und nervöse Arbeitsweise vorgeworfen.
Seine frühexpressionistischen Bilder, die oft Unruhe ausstrahlen, entsprachen selten dem Geschmack der Zeitgenossen und waren doch gerade in ihrer Hintergründigkeit ein Wegbereiter der Wiener Moderne.
Das Porträt Isabella Reissers wird von manchen als hart an der Grenze zur Karikatur gesehen, die spitznasige Schöne mit der übertrieben dünnen Taille und dem auffälligen Gebiss gleiche einer Figur aus einem Ibsen’schen Drama, heißt es oft.
Romako schuf es 1885 gemeinsam mit einem Bild ihres Gatten Christoph. Dieser war als Direktor jener Druckerei, die die Tageszeitung „Neue Freie Presse“ herstellte, zu Ruhm und Ehre gekommen. Er entwickelte die erste in Österreich gebaute Rotationsdruckmaschine, später auch Falzmaschinen. 1873 richtete er auf der Weltausstellung in Wien den Pavillon der „Neuen Freien Presse“ ein und stellte vor den Augen des Publikums eine Zeitung her. Bald danach gründete er seine eigene Druckerei. Seine Frau Isabella, 1843 in Wien geboren, war es, die diese nach seinem Tod 1892 weiterführte, auch ihre Söhne traten in das nunmehr „Christoph Reissers Söhne“ genannte Unternehmen ein. Isabella und ihre Söhne wurden in dieser Zeit zu k. u. k. Hoflieferanten ernannt. Man zählte stets zu den erstrangigen Druckereien des Landes. Christoph Reisser, der zu zahlreichen Künstlern ein enges Verhältnis hatte, war mit Anton Romako gut befreundet. Die beiden Porträts dürften Auftragswerke gewesen sein. Das „Bildnis Isabella Reisser“ wurde von Reissers Enkel an den Sammler Rudolf Leopold verkauft und gehört heute zur Leopold Museum-Privatstiftung.