100. Todestag Marie von Ebner-Eschenbach#
Sondermarke#
Heuer jährt sich der Todestag einer der größten Schriftstellerinnen zum einhundertsten Mal: Marie von Ebner-Eschenbach verstarb am 12. März 1916 im Alter von 85 Jahren in Wien. Sie hinterließ ein beeindruckendes Werk, das hauptsächlich Erzählungen und Romane umfasst. Die Österreichische Post ehrt die große Dichterin mit einer Sonderbriefmarke.
Am 13. September 1830 wurde sie als Marie Baronesse Dubský auf Schloss Zdislavice bei Kremsier in Mähren geboren. Ihre Stiefmutter erkannte bereits früh das Talent des Mädchens und förderte es auch – Marie begann schon als Kind Gedichte zu schreiben, erst auf Französisch, später auf Deutsch. Als Adelige hatte sie Einblick in aristokratische Kreise, sie interessierte sich jedoch stets auch für die „kleinen Leute“ und deren Schicksale, und Gerechtigkeit war ihr immer ein Anliegen: „Das Recht des Stärkeren ist das stärkste Unrecht.“ Mit 18 Jahren heiratete sie ihren 15 Jahre älteren Cousin Moritz von Ebner-Eschenbach, nach einigen Jahren zog das Ehepaar nach Wien. Marie versuchte sich vorerst als Dramatikerin, jedoch nicht besonders erfolgreich, und zog sich damit den Spott so mancher Neider zu. 1879 machte sie – für ihre Zeit äußerst ungewöhnlich – eine Ausbildung zur Uhrmacherin, ein Jahr danach erschien ihre Erzählung Lotti, die Uhrmacherin, die erstmals öffentliche Anerkennung fand. Damit hatte sie ihr Format gefunden. Es folgten Prosawerke wie Aphorismen, Glaubenslos?, der Roman Das Gemeindekind und die Dorf- und Schlossgeschichten. Letztere beinhalten die weltbekannte Erzählung Krambambuli – sie handelt von einem Hund, der am Konflikt seiner Treue zu seinem alten und seinem neuen Herrn zugrunde geht. Weitere Romane, Erzählungen und dialogische Novellen folgten, und Marie von Ebner-Eschenbach feierte große literarische Erfolge. Sie wurde mit dem österreichischen Ehrenkreuz für Kunst und Wissenschaft ausgezeichnet, 1900 erhielt sie als erste Frau das Ehrendoktorat der Universität Wien.
Am 12. März 1916 verstarb sie in Wien, sie teilt damit sowohl ihr Geburts- als auch ihr Todesjahr mit Kaiser Franz Joseph. Bestattet wurde sie in der Familiengruft der Grafen Dubský in Zdislavice. Ihre Uhrensammlung kann man übrigens heute im Uhrenmuseum in Wien bewundern.
Als sie ihre erfolgreichen Erzählungen schrieb, war Marie von Ebner-Eschenbach bereits rund 50 Jahre alt. Ihr Leben lang war sie sich der Kluft zwischen Arm und Reich bewusst und auch ihrer sozialen Verantwortung: „Haben und nichts geben ist in manchen Fällen schlechter als stehlen.“ Ihre Erzählungen sind detailgetreue Milieustudien aus dem Schloss und aus dem Dorf, die von lebendigen Charakteren bevölkert sind, oder befassen sich mit dem Spannungsfeld der menschlichen Seele. Ihre weisen, aber auch humorvollen Aphorismen werden heute noch gerne zitiert.